Gasumlage: Was 2,42 Cent für Verbraucher in SH bedeuten
Die neue Gasumlage belastet Privathaushalte und Unternehmen zusätzlich. Hier erfahren Sie, welche Mehrkosten auf Verbraucher zukommen und was Experten aus Schleswig-Holstein raten.
Die Anfang Oktober in Kraft tretende Gasumlage für alle Verbraucher liegt bei 2,419 Cent pro Kilowattstunde. Das hat das Gemeinschaftsunternehmen der Gas-Fernleitungsnetzbetreiber Trading Hub Europe (THE) am Montagmittag bekannt gegeben. Auf Gaskunden in Schleswig-Holstein kommen damit ab dem Herbst deutliche Mehrkosten zu.
Mehrkosten betragen pro Jahr mehrere hundert Euro
Wie stark die Gasumlage die privaten Verbraucher belastet, hängt unter anderem damit zusammen, ob das Gas auch zur Erhitzung des Warmwassers verwendet wird. Ein Single-Haushalt verbraucht jährlich etwa 5.000 Kilowattstunden Gas, bei einem Vier-Personen-Haushalt sind es ungefähr 16.000 Kilowattstunden.
Haushaltsgröße | Geschätzte Mehrkosten (inkl. MwSt.) | Geschätzte Mehrkosten (ohne MwSt.) |
---|---|---|
Single-Haushalt | 144 Euro | 121 Euro |
4-Personen-Haushalt | 461 Euro | 387 Euro |
Der Verbrauch eines Einfamilienhauses variiert je nach Gebäudegröße und Dämmung besonders stark. Bei einem Verbrauch von 30.000 Kilowattstunden kostet die Gasumlage den Verbraucher rund 863 Euro inklusive Mehrwertsteuer.
Sozialverband fordert mehr Unterstützung
"Rund 15 Prozent der Wohnbevölkerung in Schleswig-Holstein leben unterhalb der Armutsgrenze und deswegen sind auch 400 oder 500 Euro Mehrbelastung im Jahr ein riesengroßes Problem", heißt es vom schleswig-holsteinischen Landesverband des Sozialverbandes Deutschland (SoVD). Auch wegen der starken Kostensteigerungen in anderen Lebensbereichen fordert der SoVD, diese Personengruppen "nach dem Bedarf und persönlichen Bedürfnissen" deutlich stärker zu unterstützen. Das gelte insbesondere für Rentnerinnen und Rentner: "In Schleswig-Holstein beträgt der durchschnittliche Rentenbetrag für Frauen 760 Euro, für Männer 1.160 Euro. Das sind also sehr viele Menschen, die mit einem sehr kleinen Geldbeutel überleben müssen", teilt der Sozialverband mit.
Der Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen fordert, das Wohngeld zu erhöhen und den Kreis der Bezugsberechtigten erheblich zu vergrößern. Die Gasumlage verschärfe die finanzielle Belastung aller Mieter, erklärte Direktor Andreas Breitner.
IHK Schleswig-Holstein: Unternehmen haben keine Planungssicherheit
Auch die Wirtschaft leidet unter der Gasumlage und den stark gestiegenen Preisen. Die Industrie- und Handelskammer Schleswig-Holstein betont, dass etwa das energieintensive Gewerbe in Brunsbüttel (Kreis Dithmarschen) besonders von der Gasumlage betroffen ist. Für Unternehmen, die gerade erst zu ungünstigen Konditionen einen teuren Vertrag mit Energieversorgern abgeschlossen haben, befürchtet die Kammer durch die Gasumlage eine starke Doppelbelastung. Die Planungsunsicherheit ist laut IHK-Energieexperte Björn Meyer ein zusätzlicher Faktor, der die Unternehmen belaste, zumal die Umlage alle drei Monate erhöht werden könne.
Die Gas-Umlage soll die Liquidität deutscher Gasversorger wie RWE, Uniper oder EnBW sicherstellen. Diese Konzerne müssen durch die ausbleibenden Lieferungen aus Russland Gas auf dem sogenannten Kurzfristmarkt einkaufen. Dort sind die Preise deutlich teurer. Um die Stabilität des Energiesystems zu sichern, sei die Gasumlage notwendig, meint der schleswig-holsteinische Energieminister Tobias Goldschmidt (Grüne). Durch die explodierenden Marktpreise für Gas seien viele Versorger in finanzielle Schwierigkeiten geraten, und einigen drohe sogar die Zahlungsunfähigkeit, erklärte Goldschmidt am Montag.
Extrakosten kommen über Abschläge bei Verbrauchern an
Sofern Verbraucher einen direkten Vertrag mit Energieversorgern haben, erreicht die Umlage sie nach Angaben der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein über die monatlichen Abschläge. Bei Mieterinnen und Mietern könnte die Umlage auch erst mit der nächsten Heizkostenrechnung ankommen. Besonders dann empfiehlt es sich, Geld zurückzulegen. Das Bundeswirtschaftsministerium geht davon aus, dass die Extrakosten bei den meisten Verbrauchern etwas verspätet ab November oder Dezember auf den Rechnungen auftauchen werden. Einige Stadtwerke in Schleswig-Holstein wollen ihre Kunden anschreiben und aktiv anbieten, ihre Abschläge zu erhöhen.
Die Stadtwerke sind von den Entwicklungen auf dem Gasmarkt unterschiedlich stark betroffen: "Je kurzfristiger Stadtwerke Gas eingekauft haben, desto dramatischere Auswirkungen haben die Preissteigerungen", sagt Benn Olaf Kretschmann, Geschäftsführer der Stadtwerke Husum.
Mehrwertsteuer auf Gasumlage?
Ob für alle Verbraucher noch zusätzlich 19 Prozent Mehrwertsteuer fällig werden, entscheidet sich erst demnächst in Brüssel. In einem Brief an EU-Finanzkommissar Paolo Gentiloni hat Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) den EU-Finanzkommissar Paolo Gentiloni gebeten, sein Initiativrecht zu nutzen und den EU-Staaten die Möglichkeit zu geben, auf staatliche Abgaben im Energiebereich für eine Weile keine Mehrwertsteuer zu erheben.