Gaspreise: Vergleichsportal rät weiter zum Anbietercheck
Es wird noch teurer. Durch die neue Gas-Umlage in Höhe von rund 2,42 Cent pro Kilowattstunde müssen Verbraucherinnen und Verbraucher auch in Schleswig-Holstein künftig tiefer in die Tasche greifen. Dabei hatten viele Anbieter ihre Preise zuvor schon massiv erhöht. Verena Blöcher, Sprecherin beim Vergleichsportal Verivox, erklärt, was für Gaskunden jetzt wichtig ist.
Frau Blöcher, die Gaspreise kennen zurzeit offenbar nur eine Richtung: nach oben. Lohnt sich da ein Wechsel für die Verbraucher in Schleswig-Holstein?

Verena Blöcher: Das kommt auf den Tarif an, den Sie im Moment haben. Wegen der massiv gestiegenen Preise können viele Versorger den Kunden gerade keine attraktiven Angebote machen. Aber ein Vergleich lohnt sich trotzdem: Die Neukunden-Preise schwanken zurzeit täglich! Wir haben einen unglaublich volatilen Markt. Das merken wir auch auf unserem Vergleichsportal: Die Suchanfragen sind merklich nach oben gegangen.
Wie viel Geld kann ich mit einem Wechsel denn sparen?
Blöcher: Wir haben das mal ausgerechnet - für ein Einfamilienhaus mit einem Verbrauch von 20.000 Kilowattstunden pro Jahr. Da kann ich eine vierstellige Summe einsparen. Die Preisunterschiede sind also immens.
Woran liegt das?
Blöcher: Einige Versorger haben langfristige Einkaufsverträge für Gas abgeschlossen. Und das zahlt sich jetzt aus. Diese Versorger können ihr Gas günstiger anbieten als andere Anbieter, die das zu den unglaublich hohen Preisen nachkaufen müssen.
Die Verbraucherzentralen sind zurückhaltender, was den Anbieter-Wechsel angeht. Sie sagen: Die aktuellen Neukundentarife seien sehr teuer, das Angebot bei Vergleichsportalen sehr begrenzt. Wie bewerten Sie das?
Es stimmt, dass das Angebot zurzeit deutlich schlechter ist als etwa vor einem Jahr. Das ist gerade alles andere als ein Paradies für Verbraucher. Ein Vergleich lohnt sich aber trotzdem in vielen Fällen. Wir versuchen, auf unserer Seite so viele Tarife wie möglich anzuzeigen - auch die, die man nicht direkt bei uns abschließen kann.
Worauf sollte ich denn achten, wenn ich jetzt einen neuen Vertrag abschließe?
Blöcher: Ich muss schauen, was mir wichtig ist: Will ich langfristig stabile Preise - beispielsweise mit einer Preisgarantie von zwölf oder 24 Monaten? Dann habe ich zwar eine Preissicherheit, zahle aber unterm Strich eventuell etwas mehr. Bei Tarifen, die ich schnell kündigen kann, kann ich mich dagegen schnell nach einem neuen Anbieter umschauen - dafür habe ich bei denen keine Preissicherheit. Das muss jeder für sich abwägen.
Die gestiegenen Preise setzen ja nicht nur Privathaushalte unter Druck, sondern auch die Anbieter. Diverse Discount-Stromanbieter sind schon pleite gegangen. Rechnen Sie jetzt auch bei den Gasanbietern mit einer Pleitewelle?
Blöcher: Nicht in dem Maße, wie wir das schon gesehen haben. Ohnehin muss ich mir als Verbraucher keine existentiellen Sorgen machen, denn ich bin gesetzlich abgesichert. Wenn mein Anbieter bankrottgehen sollte und es einen Lieferstopp gibt, springt automatisch die Ersatzversorgung des Grundversorgers vor Ort ein. Heißt also: Es steht dann niemand ohne Gas da.
Aber wird es für mich nicht teurer, wenn ich in die Ersatzversorgung rutsche?
Doch, in vielen Fällen ist die Ersatzversorgung erstmal teurer. Aber man kann dann natürlich wieder zu einem anderen Anbieter wechseln. Oder man unternimmt nichts: Dann landet man nach drei Monaten automatisch in der Grundversorgung.
Sind die örtlichen Stadtwerke denn zurzeit die verlässlicheren Energielieferanten als die Discount-Anbieter?
Blöcher: Das lässt sich nicht pauschal sagen. Allerdings haben viele der örtlichen Grundversorger auf eine längerfristige Beschaffungsstrategie gesetzt und sind deshalb jetzt vergleichsweise günstig - weil sie weniger abhängig von den schwankenden Preisen sind. Aber auch die Stadtwerke müssen die gestiegenen Preise natürlich an ihre Kunden weitergeben - und das passiert bereits. Allein für die kommenden Wochen haben bundesweit mehr als 160 Grundversorger weitere Preiserhöhungen angekündigt - um durchschnittlich fast 50 Prozent. Ich kann also nur dazu raten, genug Geld für die Gasrechnung zurückzulegen.
Das Interview führte Johannes Tran, NDR Schleswig-Holstein
