Gaspreisbremse: Verbände aus SH üben zum Teil harsche Kritik
Die Experten-Kommission des Bundes hat ein Modell vorgeschlagen, wie Energiekunden angesichts der steigenden Gaspreise entlastet werden können. Verbände aus Schleswig-Holstein befürworten die Pläne, äußern aber auch sehr deutliche Kritik.
Gas- und Fernwärmekunden sollen entlastet werden - das hat die Bundesregierung entschieden und eine Experten-Kommission beauftragt, ein Konzept zu erarbeiten. Jetzt liegt der Vorschlag für ein Modell vor, das zwei Schritte vorsieht: Einerseits soll der Staat die Monatsrechnung im Dezember komplett übernehmen, andererseits soll ab März 2023 eine Gaspreisbremse für Verbraucher aber auch Wirtschaft folgen. Unternehmen und Verbände in Schleswig-Holstein äußern sich gemischt zu den Plänen.
Stadtwerke: Brauchen klare Antworten vom Bund
Der Verband der Schleswig-Holsteinischen Energie- und Wasserwirtschaft (VSHEW), der rund rund 60 kommunale Stadt- und Gemeindewerke vertritt, begrüßt die Entscheidung des Bundes. Die Versorger brächten aber klare Anweisungen, wie die Entlastungen umgesetzt werden sollen, sagte der Vorstandsvorsitzende Andreas Wulff NDR Schleswig-Holstein. "Wir brauchen klare Antworten vom Bund, wie wir die Vergünstigungen an unsere Kunden weitergeben, ob sie die Entlastungen von uns bekommen oder von einer zentralen Stelle." Der Prozess sollte möglichst einfach und transparent sein, so Wulff. Er rechnet in jedem Fall mit Mehraufwand für die kommunalen Energieversorger. Schon jetzt verzeichneten die Kundencenter der Stadtwerke deutlich mehr Anfragen. "Also die Kunden sind wirklich aufgewühlt und haben Fragen an uns."
Wohnungsunternehmen-Verband: Gaspreisdeckel ist "Atempause"
Auch der Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW) befürwortet die Vorschläge der Kommission. Direktor Andreas Breitner sprach von einer "Atempause" und sagte: "Die Soforthilfe hilft, den Menschen zunächst erst einmal die größte Sorge zu nehmen, nämlich die vor dem Verlust der Wohnung. Auch Wohnungsunternehmen, die bei dem jeweiligen Energieversorger für die Mieterin beziehungsweise den Mieter in Vorkasse gehen, können aufatmen. Dennoch brauche es weitere Schritte in Richtung eines Energiepreisdeckels, auch für andere Brennstoffe wie Öl oder Holz.
Haus und Grund: Auch Haushalte mit Öl-Heizungen entlasten
Dass andere Energieträger bislang nicht berücksichtigt werden, kritisiert der Eigentümerverband Haus & Grund scharf. In Schleswig-Holstein würden rund ein Viertel der Wohngebäude mit Öl beheizt, sagt der Vorstandsvorsitzende Alexander Blažek. Auch da seien die Preise extrem gestiegen. "Rentner und jungen Familien, die nicht wissen, wie sie das Öl für den Winter bezahlen sollen, muss die Bundesregierung genauso helfen wie den Gaskunden", so Blažek. Ohnehin ist der Gaspreisdeckel seiner Ansicht nach "kompliziert, bürokratisch und ungerecht". Es sei vollkommen unklar, wie die Subvention der hohen Gaspreise konkret umgesetzt werden und wer das machen solle.
Sozialverband: Einmalzahlung nicht ausreichend
Der Sozialverband VdK findet die Beschlüsse ebenfalls nicht ausreichend "Es ist eher, ich möchte nicht sagen ein Witz, aber die Mitglieder wissen jetzt schon nicht, wie sie über den Winter kommen sollen", sagte Landesverbandsgeschäftsführer Ronald Manzke. "Eine Einmalzahlung ist schön, aber erstens ist es wieder mit der Gießkanne in die Welt hinausgeschossen, das heißt, Hilfe kommt nicht da an, wo sie ankommen müsste und ein einmaliger Abschlag hilft unseren Mitgliedern nicht über den Winter."
Industrievertreter zufrieden
Aus Sicht der IHK Lübeck sind die angekündigten Entlastungen auch für die Industrie gut. "Das wichtigste ist erst einmal: Die Unternehmen haben Planungssicherheit", so Vize-Präsident Jochen Brüggen. Die noch fehlenden Angaben müssten aber schnellstmöglich nachgeliefert und die Beschlüsse dann schnell umgesetzt werden. "Nach wie vor wird der Winter für Unternehmen hart", sagte Brüggen. Viele Entlastungen würden erst im kommenden Jahr greifen.
Der Unternehmensverband UV Nord ist ebenfalls zufrieden. Die Vorschläge der Gaskommission würden zu einer Entlastung für kleinere Betriebe aber auch für private Endverbraucher führen, meint Geschäftsführer Michael Fröhlich. "Auf die Zeit danach wird es ankommen. Es muss schnell, effizient gehen. Und es muss auch einigermaßen gerecht erfolgen", sagte er.