Elbvertiefung: Schlick behindert Fähre Glückstadt-Wischhafen

Stand: 05.11.2022 11:43 Uhr

Der Fährbetreiber, der zwischen Glückstadt und Wischhafen verkehrt, kann immer weniger Elbpendler pro Fahrt mitnehmen. Denn bei voller Beladung würde das Schiff vor Wischhafen stecken bleiben. Trotz Baggerarbeiten wird die Fahrrinne immer schmaler.

von Jonas Salto

Wer von Schleswig-Holstein nach Cuxhaven oder Bremerhaven will, spart sich durch die Fährverbindung zwischen Glückstadt (Kreis Steinburg) und Wischhafen den Umweg über Hamburg. Die Verbindung gibt es schon seit 100 Jahren. Im Moment befördert der Betreiber FRS nach eigenen Angaben jährlich 400.000 Autos und Lkw sowie etwa 700.000 Menschen mit der Fähre über die Elbe.

Folgen der Elbvertiefung

Gehäufter Schlick im Hafen von Glücksstadt. © NDR Foto: Jörn Zahlmann
Bei Niedrigwasser deutlich zu sehen: der viele Schlick in der Elbe zwischen Glückstadt und Wischhafen.

Vier Fähren pendeln täglich zwischen Glückstadt in Schleswig-Holstein und Wischhafen in Niedersachsen quer über die Elbe. In diesem Jahr ist die letzte Elbvertiefung abgeschlossen worden. So können noch schwerere Containerschiffe von der Nordsee über die Elbe in den Hamburger Hafen einlaufen. Damit die vertiefte Fahrrinne auch frei von Schlick bleibt, wird sie ständig ausgebaggert. Dieser Schlick setzt sich aber zunehmend am Ufer fest und verstopft auch die Nebenflüsse der Elbe. So auch die Wischhafener Süderelbe. Genau da muss aber die Elbfähre reinfahren, um zum niedersächsischen Anleger zu kommen. Und das wird zunehmend schwieriger.

Wartezeiten lassen sich nicht reduzieren

Bei Niedrigwasser müsse getrickst werden, erklärt der nautische Leiter der Elbfähre Wolfgang Kilian. "Wir müssen das Schiff so beladen, dass die schweren Sachen nach vorne kommen und die Leichten bis zum letzten Drittel und das letzte Drittel lassen wir dann frei." Nur so fahren sie sich nicht im Schlick in der Wischhafener Süderelbe fest.

Kapitän: Wolfgang Kilian © NDR Foto: Jörn Zahlmann
Kapitän Wolfgang Kilian erklärt, wie die Fährenmitarbeitenden im laufenden Betrieb verhindern, dass das Schiff im Schlick stecken bleibt. Doch das führt zu mehr Wartezeit.

Weniger Ladung ist das eine. Es gibt noch ein weiteres Problem. Wenn der Wind schlecht steht und das Wasser rausdrückt, können zwei Fähren nicht einmal mehr im betroffenen Abschnitt aneinander vorbeifahren. Da muss die eine warten bis die andere draußen auf der Elbe ist. Also kommen weniger Autos mit und gleichzeitig dauern die Überfahrten länger. Im Sommer beträgt deshalb die Wartezeit für die Elbpendler täglich zwei Stunden oder mehr. Im Moment müssen sie alle zwei bis drei Tage zwei Stunden am Anleger warten.

Baggerarbeiten reichen nicht aus

Geschäftsführer: Tim Kunstmann © NDR Foto: Jörn Zahlmann
Der Geschäftsführer der FRS Elbfähre Glückstadt Wischhafen GmbH, Tim Kunstmann.

Aber es geht auch noch schlimmer, sagt FRS-Geschäftsführer Tim Kunstmann. "Wir hatten dieses Jahr einen Rekord im August mit über fünf Stunden Wartezeit. Da kam einiges zusammen. Das war die Wacken-Anreise und der Elbtunnel war gesperrt, dazu kam noch Niedrigwasser." Die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes ist für das Freihalten der betroffenen Stelle zuständig. Dort kennt man das Problem und tut auch schon etwas dagegen. Alle zwei Wochen kommt ein Bagger zum Einsatz und schaufelt möglichst viel Schlick weg. Doch das reicht nicht. In den zwei Wochen Pause wird die Fahrrinne der Wischhafener Süderelbe um 20 Meter schmaler.

Neues Bagger-Verfahren soll helfen

Ein Wasser-Injektionsverfahren mit zusätzlichen und veränderten Düsen soll das Nadelöhr in Zukunft besser freispülen. Die neue Methode wird laut Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung schon angewendet. Doch Besserungen sind laut FRS-Elbfähre nicht spürbar. Der Fährbetreiber kann nun noch auf ein Pilotprojekt hoffen. Dabei geht es darum, Schlick zu entnehmen und ihn für den Deichbau zu nutzen. Ob das funktioniert, ist noch offen.

Kurzfristig werden sich die Wartezeiten für die Elbpendler nicht verkürzen. Auch die Kapitäne der FRS-Elbfähre müssen weiterhin ihr ganzes Können auspacken, um die Schiffe nicht auf Grund laufen zu lassen.

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Booten liegen in einem verschlickten Hafenbecken © NDR Schleswig-Holstein Magazin Foto: NDR

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Dieses Thema im Programm:

Schleswig-Holstein Magazin | 07.11.2022 | 19:30 Uhr

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