Düngemittel-Preise explodieren - Landwirte vor Problem
Die Preise für Düngemittel sind stark gestiegen, Grund sind die höheren Erdgas-Kosten. Landwirte in Schleswig-Holstein stehen vor der Frage: Dünger teuer kaufen oder wochenlang abwarten?
Düngemittel-Produzenten wie zum Beispiel die Firma Yara, die auch ein Werk im Industriegebiet Brunsbüttel (Kreis Dithmarschen) betreibt, haben ihre Preise stark angehoben. Ein Sprecher von Yara Brunsbüttel sagte, dem Unternehmen bleibe keine Wahl, weil man für die Produktion große Mengen Erdgas benötige. Und der Erdgas-Preis sei weltweit gestiegen. Der Yara-Sprecher sagte, die Preise hätten sich im Vergleich zu einigen Wochen verdreifacht.
Hohe Dünger-Preise auch beim Landhandel
Die Landwirte in Schleswig-Holstein bekommen die Preis-Explosion zu spüren, wenn sie beim Landhandel anfragen. Landwirt Eucken Wollatz aus Hedwigenkoog im Kreis Dithmarschen sagte NDR Schleswig-Holstein, die Preise schwankten normalerweise zwischen drei und fünf Euro pro Doppelzentner. Vergangenes Jahr im Dezember habe er Mittel gekauft für 18 Euro pro Doppelzentner. "Und jetzt wollen die 60 Euro haben, da hab' ich jetzt nichts gekauft, denn teuer einkaufen kann ich ja immer noch."
Keine Alternativen für Landwirte
Ein Sprecher des Bauernverbandes sagte, wie bei allen Preissteigerungen von Produkten würden sich nun auch die Landwirte umschauen. Aber beim Mineraldünger gebe es derzeit keine Alternativen. Denn auch Produzenten in Osteuropa oder Asien hätten ja mit den hohen Erdgaspreisen zu kämpfen.
Suche nach Plan B
Einige Landwirte haben noch kleinere Mengen Dünger auf dem Hof, andere haben Glück gehabt, und vor einigen Wochen schon Dünger bestellt, als die Preise noch nicht so hoch waren. Die meisten Bauern wissen aber nicht, wie es mit dem Dünger weitergeht. Eucken Wollatz aus Hedwigenkoog sagt: "Das ist schon Thema, wenn wir mit Kollegen und Nachbarn schnacken. Alle haben damit zu tun, und den einen Weg aus dem Dilemma raus gibt es nicht."
Pragmatische Lösungen
Eucken Wollatz wartet erstmal ab, aber für ihn steht fest, im Februar oder spätestens im März muss eine Lösung her. Er bewirtschaftet einen Betrieb von 100 Hektar und baut Getreide und Raps an. "Gar nicht zu düngen, das kommt für mich nicht in Frage. Das habe ich auch schon gehört, dass Kollegen das im ersten Ärger so gesagt haben, aber das ist für mich kein Thema."
Wirtschaftsdünger als Ersatz?
Wollatz hat in den vergangenen Jahren auch schon regelmäßig Wirtschaftsdünger eingesetzt. Das ist zum Beispiel Gär-Substrat aus einer Biogasanlage. Die Nachfrage werde da ja nun voraussichtlich steigen, aber als langjähriger Kunde einer Dithmarscher Biogasanlage hofft er auch im kommenden Frühjahr auf eine Lieferung, die dann ein Lohnunternehmer auf seinen Hof bringt. Nur Wirtschaftsdünger sei aber auch nicht sinnvoll, sagt Eucken Wollatz. "Im Mineraldünger ist viel Stickstoff drin, und genau den brauchen die Pflanzen."
Die Mischung macht's
Eine Mischung aus Mineral- und Wirtschaftsdünger sei vielleicht die Lösung für seinen Betrieb, sagte Wollatz NDR Schleswig-Holstein. "Ich werde eine Startgabe geben, in der üblichen Höhe. Dann werde ich eine zweite Gabe geben, damit sich die Bestände vernünftig entwickeln, und diese zweite Gabe werde ich vermutlich wieder über Gärsubstrate aus der Biogasanlage machen. Die dritte Gabe, das ist die Qualitätsgabe, die wird wahrscheinlich komplett gestrichen."
Forscher warnt vor Qualitäts-Verlusten
Pflanzenbau-Experte Professor Henning Kage von der Uni Kiel hat sich eingehend mit dem Thema Düngemittel beschäftigt. Er hat vor allem die Folgen für den Getreide-Anbau untersucht. Grundsätzlich gibt es seiner Meinung nach keine schweren Folgen für die Umwelt, wenn wie bisher nach bestimmten Vorgaben und zu bestimmten Jahreszeiten gedüngt wird. Es sei also nicht notwendig, bewusst einmal nicht zu düngen, damit sich die Böden erholen würden. Kage sagte NDR Schleswig-Holstein: "Gar nicht oder viel weniger zu düngen, kann deutliche Folgen haben. Beim Getreide kann das zum Beispiel bedeuten, dass der Bauer einen geringeren Ertrag bekommt, wenn er weniger düngt. Und auch bei der Qualität kann es dann deutliche Abstriche geben."
Konkret heißt das: Der Landwirt kann zum Beispiel den Weizen mit einer schlechteren Qualität nicht mehr für die Produktion von Backwaren verkaufen. Als Alternative bliebe dann nur, den Weizen für die Herstellung von Futtermitteln zu nutzen, so Kage. Dafür bekommen die Landwirte dann aber viel weniger Geld.
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