Die Bühne beim Bauerntag mit Publikum im Vordergrund © dpa Foto: Axel Heimken

Deutscher Bauerntag: Nachwuchs sorgt sich um die Zukunft

Stand: 15.06.2022 16:55 Uhr

Beim Deutschen Bauerntag in Lübeck haben am Mittwoch die Junglandwirte getagt. Sie sprachen über die Folgen des Kriegs und über die Zukunft der Landwirtschaft. Zum Abschluss warben die Landwirte für ein neues Rollenbild.

Was passiert, wenn der Gashahn zugedreht wird? Brauchen wir eine Düngemittelreserve? Was tun gegen hohe Futtermittelkosten? Das sind nur einige Fragen, die junge Bauern aus ganz Deutschland am Mittwoch in Lübeck bei der Veranstaltung des Bauernverbands diskutiert haben. Sie selbst machen sich Sorgen und hoffen, dass die Politik ihnen mehr zuhört und auch finanziell unter die Arme greift. Der Druck sei von allen Seiten da, sagen die Junglandwirte. "Die ganze Thematik 'Zukunft Tierhaltung' ist der Bereich, der sowohl gesellschaftlich in der Kritik steht, als auch bei den gestiegenen Futterkosten wirtschaftliche fragwürdig ist", erklärt ein Bauer.

Nachfolge nur auf jedem dritten Hof gesichert

Ihre Sorgen würden sich auch auf den Nachwuchs der Branche auswirken. Zahlen des Statistischen Bundesamtes zeigen: In Schleswig-Holstein ist nur auf jedem dritten Hof die Nachfolge gesichert. Besser sieht es nur in Bayern, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen aus. "Ich habe auch Freunde, die den Betrieb übernehmen können in Zukunft, die sich da aber jetzt immer mehr unsicher werden", erklärt ein Landwirt in Lübeck. Bundeslandwirtschaftminister Cem Özdemir (Grüne) sagte bereits am Vortag, vielen Bauern falle es heute schwer, "positiv an die Zukunft zu denken". Sie bräuchten "Planungssicherheit und wirksame Lösungen".

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Bundesagrarminister Cem Özdemir (Grüne) und Joachim Rukwied, Präsident des Deutschen Bauernverbands (l), beantworten auf dem Deutschen Bauerntag in Lübeck Fragen von Journalisten. © dpa Foto: Axel Heimken

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Erklärung des Bauerntags

Am Mittwochnachmittag verabschiedeten die Delegierten eine Erklärung mit dem Titel "#Zukunftsbauern". Darin heißt es, man wolle zurück in die Mitte der Gesellschaft und raus aus der Opferrolle. Damit verwies Bauernpräsident Joachim Rukwied auf das teilweise schlechte Image der Landwirtschaft. Er bekannte sich dabei erneut klar zu seiner Meinung nach dringend notwendigen Transformationsprozessen. Der Krieg in der Ukraine und die damit zusammenhängende Preissteigerung bei Lebensmitteln dürfe nicht dazu führen, die Ziele wie Klimaschutz und Digitalisierung aus dem Auge zu verlieren, sagte er. Entgegen der ursprünglichen Planung sagte Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) seine Teilnahme aufgrund der laufenden Koalitionsverhandlung ab. In einem schriftlichen Grußwort hatte er betont, dass sich die Landesregierung auf Bundes- und Europaebene für eine Stärkung von Höfen aller Größenordnungen einsetzen.

Rukwied: Landwirtschaft und Ernährungssicherheit steht in neuem Licht

Am Dienstag war der Deutsche Bauerntag in Lübeck unter dem Motto "Zukunfsbauern" gestartet. Redner waren zum Auftakt Joachim Rukwied und Bundeslandwirtschaftsminister Özdemir vor etwa 800 Delegierten und Besuchern. Bei der zweitägigen Tagung ging es unter anderem um die Themen Klimaschutz, Energiewende, Schutz der Artenvielfalt und dem Krieg in der Ukraine, der laut Rukwied Landwirtschaft und Ernährungssicherung in ein neues Licht gesetzt hat. Für die Bauern habe diese immer im Fokus gestanden, aber nicht bei der Politik. Von der Politik forderte er jetzt eine Kehrtwende. Denn durch den russischen Angriff auf die "Kornkammer Europas" komme es in einigen Teilen der Welt zu Versorgungsengpässen.

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NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 15.06.2022 | 17:00 Uhr

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Landwirtschaft

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