Ein Flur im Kindergarten mit zwei Kindern und einer Betreuerin. © picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild Foto: Monika Skolimowska

Corona: Notstand in Schleswig-Holsteins Kitas

Stand: 24.06.2022 05:00 Uhr

Eltern leiden unter schlechter Kita-Betreuung. Weil Personal fehlt, haben Kitas kürzer geöffnet oder müssen sogar ganz schließen. Schuld daran ist nicht nur die Corona-Pandemie.

von Balthasar Hümbs

Viele Eltern sind in ihrem Alltag auf die Betreuung ihrer Kinder in Kitas angewiesen. "Bei uns ist diese Woche die Krippe komplett zu", schildert eine Mutter die Situation in einer Lübecker Einrichtung. "Corona ist explodiert!" Mit dieser Erfahrung ist sie nicht alleine. Die meisten Kitas in Schleswig-Holstein können die vereinbarten Leistungen offenbar nicht mehr erbringen. "Die Betreuungssituation in den schleswig-holsteinischen Kitas hat sich jetzt gerade verschärft", beschreibt Kerstin Hinsch von der Landeselternvertretung die Lage gegenüber NDR Schleswig-Holstein.

Fast alle Kitas schränken Betrieb ein

Rund 75 Prozent der schleswig-holsteinischen Kitas könnten demnach den Betrieb nicht wie vorgesehen aufrechterhalten. Die Lage spitze sich weiter zu. Zahlreiche Kita-Betreiber und Verbände im Land bestätigen den Hilferuf. Von den 14 Kitas des Arbeiter-Samariter-Bundes zum Beispiel haben laut eigener Auskunft nur zwei regulär geöffnet. Und auch der Verein "Elternstimme" aus Lübeck etwa spricht auf Anfrage von NDR Schleswig-Holstein von massiven Betreuungsausfällen in der Hansestadt.

Betreuungszeiten verkürzt oder ganz gestrichen

Die Beeinträchtigungen können dabei unterschiedlich ausfallen. Im ersten Schritt werden häufig die Betreuungszeiten verkürzt. Die Kinder können dann erst später in die Kita kommen oder müssen früher abgeholt werden. Aber es geht noch schlimmer: Nach Angaben der Landeselternvertretung werden in rund zwei Drittel der Kitas sogar ganze Gruppen dicht gemacht.

Viele Personalausfälle durch Corona-Infektion

Auslöser für die aktuell steigenden Personalprobleme ist die anhaltende Corona-Pandemie. "Wenn früher eine Fachkraft eine Erkältung hatte, dann war sie vielleicht drei oder vier Tage raus. Jetzt ist sie eben fünf bis zwölf Tage raus", erklärt Kerstin Hinsch. Besonders ärgerlich: Weil in den Unternehmen nun nach und nach Homeoffice-Regelungen auslaufen, seien die Eltern gerade wieder vermehrt auf die Unterbringung ihrer Kinder angewiesen.

Erzieher haben die Nase voll

Doch Corona ist nicht der einzige Grund für die angespannte Kita-Lage. Denn die Einrichtungen klagen schon lange über großen Personalmangel. Die Erzieher, die in den Einrichtungen arbeiten, seien inzwischen völlig überlastet und hätten viele Überstunden gemacht. "Dazu sind die Einrichtungen und Fachkräfte nicht mehr bereit", so Hinsch.

Keine Besserung in Sicht

Auf Entspannung allerdings können Eltern und Kitas nicht hoffen. Weil nach den Sommerferien Reiserückkehrer zu steigenden Corona-Zahlen in den Einrichtungen führen könnten, befürchtet die Vereinigung der Kitaleitungen Schleswig-Holstein sogar, dass nach den Sommerferien noch mehr Kita-Gruppen zumachen müssen.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 24.06.2022 | 08:00 Uhr

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