Buchdruck heute: Zurück zum feinen Handwerk
Eine alte Druckerei und viele alte Geräte - die Übernahme des Ladenlokals eines alteingesessenen Lübecker Druckers hat das Leben von Jens Buchwald verändert. Einige der Maschinen sind mehr als 60 Jahre alt und können Papier auf eine ganz besondere Art veredeln.
Seit 30 Jahren ist er selbstständiger Buchdrucker in Lübeck, doch Anfang der 2000er steht seine Druckerei kurz vor dem Aus. Mit den Preisen der großen Online-Druckereien kann Jens Buchwald nicht mithalten. "Es mussten tatsächlich viele Druckereien zumachen, weil sie es einfach nicht mehr geschafft haben. Und dann sagte mir ein Freund, dass ich mich einfach wieder auf mein Handwerk besinnen soll", erinnert sich Jens Buchwald.
Eine große Hilfe ist ihm dabei eine Maschine aus den 1950er-Jahren, ein sogenannter "Heidelberger Tiegel". Diese erste vollautomatisierte Druckmaschine wurde in den 20er-Jahren erfunden und war ein Meilenstein in der jüngeren Buchdruckgeschichte. Jens Buchwald übernahm sie vor 30 Jahren zusammen mit dem Ladenlokal und anderen Geräten von einem alteingesessenen Lübecker Drucker in der Engelsgrube: "Die Maschine stand da schon bestimmt 40 Jahre, aber solange sie läuft, passiert da auch nichts mit. Man muss sie ab und zu schmieren, das war's. Ich habe noch nie eine Reparatur gehabt." 2008 erweitert er seine Produktpalette und kehrt zurück zu alten Techniken des Druckhandwerks.
Surren, Klappern, Drucken - seit 60 Jahren
Seitdem fertigt er für seine Kundinnen und Kunden hochwertig bedruckte Banderolen, Menükarten, individualisierte Notizbücher und Briefumschläge und vor allem Visitenkarten an. "Man denkt immer, Papier ist tot, aber es gibt immer noch Personen oder Familien, die brauchen das für ihre Korrespondenz und legen Wert auf gutes Handwerk und Qualität." Fast die Hälfte seines Einkommens verdient Jens Buchwald mittlerweile mit traditionellen Techniken. Etwa 20 Stunden pro Woche steht er dafür am Heidelberger Tiegel, denn die Maschine ist ein echter Allrounder: Der Heidelberger Tiegel kann prägen, stanzen und natürlich drucken. Das funktioniert alles mechanisch, mit lautem Surren und rhythmischem Klappern. Mit einem Motor wird ein Schwungrad angetrieben, das zahlreiche Arme und Räder in Bewegung setzt und eine Luftpumpe antreibt. So entsteht ein Vakuum, das die einzelnen Papiere ansaugt, Metallarme platzieren es dann haargenau gegenüber der Druckplatte. Walzen verteilen gleichmäßig die Farbe, ein mechanischer Zähler dokumentiert jeden Druck.
Alte schwarze Kunst des Druckhandwerks
Trotz der Automatisierung braucht der Heidelberger Tiegel eine erfahrene Bedienung: Mit zahlreichen Handgriffen oder auch mal kleinen Hammerschlägen stellt Jens Buchwald die Maschine ein, kontrolliert immer wieder das Druckergebnis und passt an. Den Umgang damit hat er noch in seiner Ausbildung gelernt. Heute greift er auf dieses Wissen wieder zurück und bietet Prägungen, Letterpress, Relief- und Heißfoliendruck an. Warum die Techniken "Veredelungen" genannt werden, sieht man den Produkten sofort an: Wappen oder Logos erheben sich spürbar und detailliert aus dem Papier, mit beispielsweise goldener Folie lassen sich glänzende Hervorhebungen gestalten und auch die beim Letterpress-Verfahren tief ins Papier gedruckte Schrift hinterlässt Eindruck. Und das über lange Zeit, so Jens Buchwald: "Die Farbe hält so ewig, mehrere Hundert Jahre. Was man so druckt, ist sehr langlebig."
Überzeugen mit Qualität und Meister-Arbeit
Jens Buchwald hat zwei Mitarbeiter in seiner Druckerei, einen Mediengestalter und eine Aushilfe, aber er druckt alles selbst. Und rührt damit gleichzeitig die Werbetrommel für sein Geschäft: Durch das Schaufenster seines Ladens mitten in der Lübecker Innenstadt können Passanten den Buchdruckermeister bei der Arbeit beobachten - und kommen dann oft mit Aufträgen wieder. "Das sind Touristen, ein Diplomat aus Berlin oder Mediziner von sonst wo, die sehen die Druckerei hier und was ich mache und wollen dann wertige Produkte individuell angefertigt haben." Bei der Produktion nutzt Jens Buchwald die Kombination von altem Handwerk mit moderner Technik: Alles wird mit digitalen Programmen am Rechner designt und gestaltet, die Druckplatten dann von einem Graveur individuell angefertigt. Nach 14 Jahren hat er sich mit seiner Nische in Lübeck etabliert und freut sich auch selbst über die Renaissance der Veredelungen: "Aus Papier einfach schöne Sachen herzustellen, dass man einfach wieder das machen kann, was man schon vor 100 Jahren gemacht hat – das macht mir einfach sehr viel Freude."
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