Blick auf einen Güterzug, der über die Gleise fährt. © dpa-Bildfunk Foto: Julian Stratenschulte

Bahn-Knotenpunkt Elmshorn: Land will vier Fernverkehrs-Gleise

Stand: 24.03.2022 15:36 Uhr

Die Bahnstrecke zwischen Elmshorn und Pinneberg gilt als Nadelöhr in Schleswig-Holstein. Deshalb soll die Strecke ausgebaut werden. Zwischen Hamburg, Pinneberg und Elmshorn soll dann künftig auch die S4-West als Express-S-Bahn fahren.

Verkehrsminister Bernd Buchholz (FDP) hat sich nun für die Variante mit vier Fernverkehrs-Gleisen für Elmshorn ausgesprochen: "Das ist das Ergebnis einer Machbarkeitsstudie", sagte Buchholz am Mittwoch bei einer Bürger-Informationsveranstaltung in Tornesch (Kreis Pinneberg).

Er möchte den Ausbau als Nahverkehrsprojekt umzusetzen und somit vom Bund in die Verantwortlichkeit des Landes holen. Die Vorteile aus Buchholzs Sicht: Der Ausbau ginge schneller. Außerdem würde sich der Bund langfristig an den kalkulierten Ausbaukosten von 500 Millionen Euro beteiligen - und zwar zu etwa 75 Prozent.

Nah.SH muss abwägen

Die Autoren der Machbarkeitsstudie hätten festgestellt, dass ein Ausbau der Bahnstrecke mit zwei zusätzlichen Fernbahngleisen wesentlich größere betriebliche Vorteile gegenüber der bisher favorisierten Variante mit ein bis zwei zusätzlichen S-Bahngleisen habe. Vor einer endgültigen Entscheidung müsse in einem nächsten Schritt aber noch eine Gesamtabwägung der Varianten durch den Nahverkehrsverbund Nah.SH erfolgen, so Buchholz.

Verschiedene Varianten im Gespräch

Hintergrund: Für den Ausbau zwischen Elmshorn und Pinneberg gibt es verschiedene Varianten: eine zweigleisige S-Bahn oder eine viergleisige Fernbahn. Auf den S-Bahn-Gleisen könnten keine weiteren Fernzüge fahren. Ein Grund, warum Buchholz die andere Option bevorzugt. "Dann kann die S-Bahn sich die Gleise aussuchen. Denn die ist kompatibel damit", meinte Buchholz. Mit dieser Option habe man die Möglichkeit, S- und Fernbahnen auf der Strecke fahren zu lassen und habe die höchstmögliche Verdichtung und Taktfrequenz auf der Strecke.

Land will Planungskosten übernehmen

Zudem würde das Land Geld für die Planungen zum Umbau des Bahnhofs Elmshorn in die Hand nehmen, so Buchholz am Mittwoch. Denn der müsste kompatibel mit dem viergleisigen Ausbau der Strecke werden. Auch hier gibt es verschiedene Umbau-Varianten. Das Land bevorzugt eine andere als der Bund. "Damit die Bahn die wesentlich bessere Variante weiterplanen kann, werden wir die zusätzlichen Planungskosten von rund einer halben Million Euro komplett übernehmen", kündigte Buchholz an.

Viel los zwischen Elmshorn und Pinneberg

Aktuell fahren alle Züge aus Westerland, Kiel und Flensburg ab Elmshorn gemeinsam auf den zwei Gleisen bis nach Pinneberg. Mehr als 200 Züge sind hier laut Bahn täglich pro Richtung unterwegs. Zwischen Hamburg und Elmshorn teilen sich Regional-, Fernverkehrs- und Güterzüge zwei Gleise. Gleichzeitig halten in Tornesch kaum Züge, so dass die Menschen dort zwar stark vom Zugverkehr belastet sind, aber kaum an ihm teilhaben können. In Tornesch kämpft deshalb eine Bürgerinitiative schon seit Jahren für eine bessere Anbindung. Sie beklagt, dass hier zu wenige Züge für Pendler halten. Im Moment sind es - außerhalb der Hauptverkehrszeit - zwei pro Stunde.

Bürgerinitiative ist zufrieden

Auch hier versprach Buchholz - kurz vor der Landtagswahl - Besserung: Ab Sommer kommenden Jahres sollen in Tornesch Doppelstockzüge zu den Hauptverkehrszeiten halten. Zudem soll die Taktung der Züge umgestellt werden. Erhard Wasmann, Sprecher der Bürgerinitiative "Starke Schiene" in Tornesch, sagte dazu: "Das ist hochgradig befriedigend. Wir haben da sehr viel Zeit investiert. Dass wir sichtbare Erfolge haben, das kann einen nur beglücken."

Oft Behinderungen zwischen Elmshorn und Pinneberg

Zwischen Elmshorn und Pinneberg kommt es wegen der vielen Züge oft zu Behinderungen, die sich auf das ganze Land auswirken. Die Ausfall- und Verspätungsstatistik zeigt, dass der Streckenabschnitt mehr als ausgelastet ist. Der RE7 zwischen Hamburg und Kiel/Flensburg erreichte demnach im September 2021 eine Ausfallquote von 21,7 Prozent, der RE6 zwischen Hamburg-Altona und Westerland/Sylt eine Ausfallquote von 22,3 Prozent.  

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Schleswig-Holstein Magazin | 23.03.2022 | 19:30 Uhr

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