Apothekensterben in SH: Junge Leute gehen eher in die Pharmaindustrie
Monat für Monat schließen in Schleswig-Holstein ein bis zwei Apotheken ihre Türen für immer. Laut Kammer würde sich das Geschäft für die Inhaber nicht mehr lohnen. Das schrecke auch den Nachwuchs ab.
Ein paar Tabletten gegen Kopfschmerzen oder Hustensaft für das Kind. All das gibt es in der Apotheke um die Ecke. Doch die werden in Schleswig-Holstein immer weniger. Ein bis zwei Apotheken schließen nach Angaben der zuständigen Kammer Monat für Monat, neue würden nur sehr selten öffnen. Gerade im ländlichen Bereich sei die Entwicklung besorgniserregend.
Pharmaindustrie lockt mit höheren Gehältern
"Die Personalsituation ist besonders angespannt", meint Apotheker Thomas Meyer aus Norderstedt. "Viele überlegen erst einmal nicht in die Apotheke zu gehen, sondern wollen es in der Industrie probieren, wo sie glauben, sicherer aufgehoben zu sein." Die Pharmaindustrie locke zudem mit doppelt so hohen Einkommen. Außerdem scheuen nach Meyers Ansicht viele junge Leute das Risiko der Selbstständigkeit, eine eigene Apotheke zu führen.
Apothekerkammer: Politik muss reagieren
Viele Apotheker geben nach Ansicht der zuständigen Kammer ihr Geschäft auf, weil es sich für sie nicht mehr rechnet. Im Schnitt verdienen die Apotheken pro verkaufter Packung 8,35 Euro, so Frank Jaschkowski, Geschäftsführer der Apothekerkammer Schleswig-Holstein. Daran habe sich seit zehn bis zwölf Jahren nichts geändert, obwohl die Kosten für Miete und Personal gestiegen seien - und Personal finden die Apotheker in Schleswig-Holstein ohnehin kaum noch. Im ganzen Land sind laut Kammer 70 Stellen frei.
"Der Zuschlag muss erhöht werden", fordert Jaschkowski mit Blick auf die Politik. Denn noch sei die Grundversorgung gewährleistet, doch die negative Entwicklung gerade im ländlichen Bereich ist besorgniserregend und müsse dringend gestoppt werden.
