Mit dem Kajak über die Wakenitz

Stand: 07.08.2022 06:00 Uhr

Blühende Sanddornbüsche, knallblaue Eisvögel und Holzfässer als Schlafplätze. Die Wakenitz gilt als Amazonas des Nordens - und eignet sich perfekt für Kajak-Touren in die unberührte Natur.

von Lisa Synowski

Es ist ein etwas mulmiges Gefühl, mit dem ich auf die bunten Kajaks blicke, die direkt vor mir in der Sonne glitzern. Ein Kajak-Verleiher hat sie für uns ans Ufer der Wakenitz in Lübeck gebracht. Gemeinsam mit Kajak-Spezialistin Andrea C. Bayer und Kameramann Dominik wollen wir von hier aus eine zweitägige Kajak-Tour starten. Der Plan für die erste Etappe heute: Die Wakenitz einmal komplett runterpaddeln. 14 Kilometer sind es vom Abfluss des Ratzeburger Sees bis zur Mündung in Lübeck. Anders als Andrea und Dominik saß ich allerdings noch nie in einem Kajak, sondern bin nur ein paar Mal im Kanu unterwegs gewesen. Ich will wissen, wie gut man so eine Tour auch als Anfängerin bewältigen kann - und erhoffe mir von Kajak-Profi Andrea erst mal ein paar Tipps an Land.

Windiger Start in Lübeck

Doch statt Trockenübungen mit mir zu machen, hilft mir Andrea direkt ins Kajak, drückt mir ein Paddel in die Hand und wünscht mir eine gute Reise. Mir bleibt nichts anderes übrig, als einfach loszupaddeln. "Im kalten Wasser lernt man immer am besten", erklärt Andrea mir, während wir langsam raus aus der Stadt paddeln. Und tatsächlich: das Fahren klappt besser als gedacht. Ich muss mich zwar konzentrieren, um Kurs zu halten, aber ich fühle mich mit jedem Paddelschlag sicherer und lerne schnell, wie ich das Paddel halten muss, um das Boot richtig zu steuern. "Das sieht doch schon gut aus", lobt mich Andrea - ein paar Sekunden, bevor der Wind auf einmal zunimmt, und ich mit meinem Boot gegen das von Kameramann Dominik stoße.

Als Anfänger nicht allein unterwegs sein

Wind und Wellen sollte man beim Kajakfahren nie unterschätzen, sagt Andrea. Sie empfiehlt, immer mit Rettungsweste zu fahren. Außerdem sollte man anfangs nicht allein unterwegs sein und für anspruchsvollere Touren vorab einen Anfängerkurs in einem Verein zu belegen. Die Reise- und Outdoor-Autorin hat selbst im Verein mit dem Paddeln angefangen und ist inzwischen seit 15 Jahren in Deutschland und Skandinavien mit dem Kajak unterwegs. "Ich glaube, es ist die Kombination aus Bewegung, aus Sport und aus in der Natur sein, die mich so fasziniert. Auf der einen Seite spürt man diese unglaubliche Ruhe auf dem Wasser, und auf der anderen Seite kann man auch sportlich mal richtig Gas geben", sagt sie.

Der Amazonas des Nordens

Schon nach ein paar Stunden im Kajak kann ich diese Faszination nachvollziehen. Meine Arme führen die Paddelschläge inzwischen fast von selbst aus, und ich kann die Umgebung immer mehr genießen. Die Wakenitz markiert die ehemalige innerdeutsche Grenze und gilt wegen ihrer unberührten Natur auch als Amazonas des Nordens. Nach etwa sieben Kilometern verengt sich der Fluss, und die Strecke wird mit jedem Meter noch grüner und verwunschener. Wir gleiten vorbei an Schwänen, blühenden Sanddornbüschen und Eisvögeln, die von einem Ufer zum anderen fliegen. Kurz vor der Dämmerung erreichen wir dann schließlich unser Ziel: ein kleiner Campingplatz an der Mündung zum Ratzeburger See.

Übernachtung im Holzfass

Hier stehen mehrere Holzfässer, in denen man übernachten kann. Wir haben sie vorab gebucht und finden die Schlüssel an der vereinbarten Stelle. Unsere Kajaks können wir direkt neben den Fässern ablegen. Ich bin von den vielen neuen Eindrücken und der ungewohnten körperlichen Anstrengung so geschafft, dass ich direkt schlafen gehen könnte. Doch dann zaubert Andrea aus den Luken ihres Kajaks noch ein reichhaltiges Abendessen hervor. "Das ist ein ganz großer Vorteil beim Kajakfahren. Man kann durch den Stauraum im Boot viel mehr mitnehmen als zum Beispiel beim Wandern oder Fahrradfahren. Das nutze ich natürlich aus", lacht sie, während Salate, Brot und frisches Gemüse auf den Tisch wandern. Beim Essen muss ich dann auf einmal wieder an mein mulmiges Gefühl vom Vormittag denken. Das ist inzwischen vollkommen verschwunden. Kajakfahren war nicht nur leichter als gedacht, sondern hat mir auch noch richtig Spaß gemacht. Ich freue mich schon jetzt auf den nächsten Morgen, denn nach dem Frühstück wollen wir mit den Kajaks noch ein bisschen weiterfahren - raus auf den mehr als zehn Kilometer langen Ratzeburger See.

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Dieses Thema im Programm:

Schleswig-Holstein Magazin | 07.08.2022 | 19:30 Uhr

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