Neben dem Nord-Ostsee-Kanal fahren zwei Radfahrer entlang. © NDR Foto: Dominik Dührsen

Fahrradtour zum Mittelpunkt Schleswig-Holsteins

Stand: 31.07.2022 06:00 Uhr

Reporterin Lisa Synowski und Kameramann Dominik Dührsen absolvieren eine knapp 100 Kilometer lange Radtour zur geografischen Mitte des Landes. Mit dabei: zehn Kilo Kamera-Equipment und ein Triathlet, dem die Luft ausgeht.

von Dominik Dührsen

Pralle Sonne, Temperaturen jenseits der 20 Grad und ein Triathlet, der mich mit den Worten "heute zimmert's ganz schön von oben" begrüßt. Ich hatte schon Drehtage, die angenehmer begonnen haben. Mit dem Rad wollen Lisa und Triathlet Lasse von der Kiellinie Richtung Nortorf im Kreis Rendsburg-Eckernförde fahren. Dort liegt der geografische Mittelpunkt von Schleswig-Holstein.

Ich begleite die beiden mit der Kamera. Das bedeutet für mich: etwa zehn Kilogramm Equipment auf dem Rücken transportieren. Neben einer Kamera habe ich ein Stativ, verschiedene Action-Cams und eine Drohne dabei. Außerdem bin ich noch nie mehr als vierzig Kilometer am Stück mit dem Rad gefahren. An diesem Tag sollen es mehr als das Doppelte werden. Das Fahrrad für die Tour habe ich mir geliehen. Es ist ein so genanntes Gravel-Bike, eine Mischung aus Rennrad und Mountainbike. Es ist geländetauglich. Der Weg zum Mittelpunkt des Landes führt uns nicht nur über Asphalt, sondern auch durch Wälder und über Feldwege. Den Helm sowie den Rest meines Outfits bringt mir Lasse mit.

Hunger-Ast auf der Fahrradtour vermeiden

Die von Lasse geplante Strecke verläuft zunächst direkt am Nord-Ostsee-Kanal entlang. Rechts riesige Containerschiffe, links die zugewachsene Böschung. Eine beeindruckende Kulisse. Nach wenigen Kilometern verändert sich der Untergrund: Betonplatten weichen feuchtem Waldboden. Nachdem wir mehrere Kilometer durch dichten Wald fahren, erreichen wir unseren ersten Rastplatz. Große Steine bieten eine gute Sitzgelegenheit, direkt am Kanal. Zeit für Wasser und Snacks.

"Man muss unbedingt verhindern, auf den sogenannten Hunger-Ast zu kommen", warnt uns der mehrfache Iron-Man. Er rät daher, auf der Tour zu essen und zu trinken, bevor Hunger und Durst da sind. Wenn sie da sind, ist es bereits zu spät. Nach der kurzen Pause geht es weiter. Der nächste Abschnitt führt uns direkt am Westensee vorbei. Eine atemberaubende Gegend. Ich fordere mehrfach Dreh-Pausen ein, um die Schönheit der Natur mit meiner Kamera einzufangen. Der Rest der Truppe: genervt.

Der geografische Mittelpunkt des Landes

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50 Kilometer und sieben Stunden später kommen wir in der Nähe von Nortorf an. Wegen der Dreh-Pausen haben wir deutlich länger gebraucht als erwartet. Doch, wo ist der geografische Mittelpunkt? Er soll sich im Nortorfer Ortsteil Thienbüttel befinden und wurde im Jahr 2001 auf Initiative des NDR vom Landesvermessungsamts errechnet.

Nach einer kurzen Irrfahrt und einer auskunftsfreudigen Anwohnerin finden wir ihn: den Mittelpunkt Schleswig-Holsteins. Ein Mühlstein mit der Aufschrift "Die Mitte Schleswig-Holsteins" sowie zwei Säulen, die die Wappen der Stadt Nortorf und des Landes Schleswig-Holsteins tragen, verraten uns: Wir haben unser Etappenziel erreicht. An diesem besonderen Ort erzählt uns Lasse von seiner Begeisterung für den Radsport: "Es geht nicht um das Abfahren von Kilometern, sondern um das Unterwegssein." Bevor wir den Rückweg antreten, steuern wir erstmal die Nortorfer Innenstadt an. 

Eiskalte Stärkung für den Rückweg in Nortorf

Um den knapp 50 Kilometer langen Rückweg zu schaffen, brauchen wir eine angemessene Stärkung: Einen großen Eisbecher. Trotz der dreikugelgroßen Stärkung wird der Rucksack mit jedem gefahrenen Kilometer schwerer. Um es noch vor Einbruch der Dunkelheit nach Kiel zu schaffen, müssen wir uns beeilen. Doch dann passiert das, wovor sich vermutlich jeder Radfahrer fürchtet: Ein Plattfuß. Es erwischt ausgerechnet Triathlet Lasse.

Ein Ersatzschlauch befindet sich glücklicherweise in der Fahrrad-Tasche des Profis. Die Erfahrung hat ihn gelehrt, immer auf einen luftleeren Schlauch vorbereitet zu sein. Ein paar gezielte Handgriffe später sitzen wir wieder auf dem Sattel und rollen gen Norden. Nach fast 13 Stunden und knapp 100 Kilometern erreichen wir kurz vor Einbruch der Dunkelheit die Landeshauptstadt. Ein Drehtag endet, an dem ich an meine körperlichen Grenzen gegangen bin. Es hat sich gelohnt und die Leidenschaft für das Radfahren in mir entfacht.

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Dieses Thema im Programm:

Schleswig-Holstein Magazin | 31.07.2022 | 19:30 Uhr

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