Blindgänger in Göttingen: Schützenplatz rückt in den Fokus
Der Kampfmittelbeseitigungsdienst (KBD) Niedersachsen sucht die Göttinger Weststadt nach Blindgängern aus dem Zweiten Weltkrieg ab. Jetzt ist der Schützenplatz in den Fokus gerückt.
Nach Einschätzung der Sprengstoffexperten müssen die bisherigen Luftbilder neu bewertet werden. Es könne sein, dass nicht detonierte Fliegerbomben nicht nur senkrecht direkt unter den Einschlagpunkten liegen, sondern auch seitlich abgedriftet sind, heißt es. Daher hat der KBD der Stadt empfohlen, den kompletten Schützenplatz mit der Fläche von rund 20.000 Quadratmetern zu untersuchen. Dafür seien 8.000 Bohrungen mit jeweils acht Metern Tiefe notwendig - ein sehr engmaschiges Prozedere. "Die Bohrreihen haben 75 Zentimeter Abstand, der Abstand zwischen den Löchern beträgt eineinhalb Meter", sagte KBD-Sprengmeister Thorsten Lüdeke dem NDR in Niedersachsen. "Das wird eine Zeitlang dauern. Wenn es gut läuft, schafft die Privatfirma etwa 100 Bohrungen am Tag."
Göttingen: Viele Blindgänger, übrdimensionale Einschlaggröße
Bislang haben die Experten in der Regel konkrete Verdachtsstellen untersucht - wie für die geplanten Entschärfungen auf dem Schützenplatz am 30. Juli. Dafür, dass sie jetzt großflächiger vorgehen, gebe es mehrere Gründe, so Lüdeke. "Zum einen ist es Fakt, dass Göttingen eine hohe Blindgängerdichte hat." Bei 40 Verdachtsfällen sei man auf zehn Bomben gestoßen. Zum Vergleich: In Hannover sind es bei 100 Verdachtsfällen ein bis zwei Blindgänger, so Lüdeke. Zudem haben die detonierten Zehn-Zentner-Bomben mit einem Radius von zehn Metern ungewöhnlich große Krater gerissen. "Diese überdimensionale Einschlaggröße ist meines Erachtens einzigartig in Niedersachsen", so Lüdeke. Es besteht auch der Verdacht, dass Bombenlöcher wieder verfüllt worden sind. Am 1. Januar 1945 habe es einen großen Luftangriff gegeben. Erste brauchbare Luftbilder gebe es allerdings erst vom 22. Februar 1945. "Was dazwischen geschehen ist, wissen wir nicht."
Kosten sollen bei 700.000 Euro liegen
Nach Einschätzung der Experten muss es schnell gehen. In der Stadtverwaltung ist am 4. Juli zunächst die Unterrichtung im Finanzausschuss vorgesehen. Die Kosten für die Untersuchungen sollen rund 700.000 Euro betragen, die die Stadt trägt. Anschließend soll ein Zeitplan ausgearbeitet werden. Um die Bohrungen vorzubereiten, ist eine großflächige Entfernung von Gehwegplatten rund um die Sparkassen-Arena erforderlich. Hinzu kommen Suchschachtungen nach diversen Versorgungsleitungen.
Entschärfung Ende Juli - 10.000 Göttinger betroffen
Derzeit laufen auf dem Gelände Vorbereitungsmaßnahme für sie große Entschärfung am 30. Juli. Es gibt sevhs Verdachtsstellen auf dem Schützenplatz. 10.000 Göttinger müssen ihre Wohnungen verlassen. "Ab 11. Juli arbeiten wir uns langsam in die Tiefe, um zu prüfen, ob wir es mit Blindgängern zu tun haben", sagte Lüdeke dem NDR. Aktuell ist die Stadt im Gespräch mit Hilfsorganisationen, um unter anderem Notunterkünfte zu organisieren. Um die Verdachtspunkte wird ein Evakuierungsradius von 1.000 Meter eingerichtet.
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