Streit um Aufnahme des Wolfes ins Jagdrecht geht weiter
Am Mittwoch war die Novellierung des Jagdgesetzes Thema einer Anhörung im Agrarausschuss des Landtags in Hannover. Es ging um die Streitfrage, ob der Wolf darin aufgenommen werden soll oder nicht.
Die Landesregierung erhofft sich von einem entsprechenden Beschluss vor allem mehr Rechtssicherheit für Jäger. Dem niedersächsischen Landvolk gehen die Pläne von SPD und CDU, die von der FDP unterstützt werden, nicht weit genug. Natur- und Tierschutzverbände halten das Gesetz für überflüssig, die Grünen sprechen von Symbolpolitik. Derzeit leben 39 Wolfsrudel sowie ein Wolfspaar und zwei Einzelwölfe in Niedersachsen.
Landvolk fordert Bestandsregulierung
Das niedersächsische Landvolk begrüßt die Pläne der Landesregierung grundsätzlich. "Wir erkennen dies als einen weiteren wichtigen Schritt hin zu einem zukünftigen aktiven Wolfsmanagement an", sagte Landvolk-Vizepräsident Jörn Ehlers. Er fordert weiterhin eine rechtssichere Bestandsregulierung des Wolfes. "Wir brauchen eine ganz andere Unterstützung betroffener Tierhalter bei Prävention und nach Übergriffen - und endlich die Möglichkeit, die Bestände durch Bejagung zu regulieren", sagte Ehlers vor dem Ausschuss.
Für BUND ist Erweiterung nicht zielführend
Der stellvertretende BUND-Landesvorsitzende Axel Ebeler sagte, sein Verband lehne die Aufnahme des Wolfes in das niedersächsische Jagdgesetz "entschieden ab". Der Wolf sei nach europäischem Recht streng geschützt. Auf Grundlage des Bundesnaturschutzgesetzes sei es dennoch möglich, problematische Tiere mit Ausnahmegenehmigungen zu schießen. Eine Erweiterung des Jagdgesetzes sei daher weder notwendig noch zielführend. Mit einer Aufnahme des Wolfes ins Jagdrecht entstehe der falsche Eindruck, dass mehr Wölfe abgeschossen werden dürften, sagte Ebeler. Da Wölfe weiterhin einer ganzjährigen Schonzeit unterliegen, müsse wie bisher im Einzelfall eine Ausnahmegenehmigung erteilt werden.
Staudte: Novellierung hilft Weidetierhaltern nicht
Die Grünen-Landtagsabgeordnete und stellvertretende Ausschuss-Vorsitzende Miriam Staudte sagte, die von CDU und SPD vorgeschlagenen Regelungen zum Wolf seien weiter "lediglich symbolischer Art". Damit sei keinem Weidetierhalter geholfen. "Der Wolf darf weiter nicht geschossen werden, aber andere wichtige Unterstützung, zum Beispiel beim Zaunbau, bleibt auf der Strecke", sagte Staudte.
Wolfsberater sind ab 2022 nicht mehr für Risse zuständig
Derweil will Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies (SPD) das Wolfsmanagement des Landes neu aufstellen. So sollen ab 2022 nicht mehr die Wolfsberater für Risse zuständig sein, sondern die Landwirtschaftskammer. Die Berater hingegen sollen mehr Aufklärungsarbeit leisten. "Die Debatte um den Wolf wird immer emotionaler. Hier werden die Wolfsberater dringend gebraucht", sagte Lies am Mittwoch in Hannover. Die Zahl der Übergriffe der Wölfe auf Weidetiere stieg zuletzt von acht im Jahr 2012 auf bisher 230 im laufenden Jahr. Dem gegenüber stehen bisher 105 ehrenamtliche Wolfsberater. Das sei nicht mehr zumutbar, "zumal die Verteilung der Übergriffe auch nicht gleichmäßig über Niedersachsen verteilt ist und nur zehn Prozent der Wolfsberaterinnen und Wolfsberater mehr als zehn Risse pro Jahr betreuen", so Lies. Die Landwirtschaftskammer (LWK) soll nun die Aufnahme der Risse übernehmen. Seit 2020 wickelt die Kammer teilweise die Übernahme von Kosten ab, die durch Wolfsrisse entstehen.
