Lehrer-Gewerkschaft warnt vor Problemen zum Schulstart
Drei Tage vor dem Schulstart macht die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) auf drohende Probleme im neuen Schuljahr aufmerksam: Im Fokus stehen der Umgang mit Corona und der Personalmangel.
Die GEW-Landeschefin Laura Pooth kritisierte am Montag, dass die Politik das vergangene Jahr nicht genutzt habe, um die Schulen Corona-sicher zu machen. Die Gewerkschaft hat mehr als 2.000 Lehrkräfte und andere Schulbeschäftigte zur Corona-Situation befragt. Demnach beklagten 27 Prozent der Befragten, dass in den Schulen nicht genügend Waschbecken, Papierhandtücher oder Seife vorhanden ist. Der Wert ist laut GEW ähnlich hoch wie vor einem Jahr. Zudem bemängelten 77 Prozent der Befragten, dass der Staat an ihrer Schule zu wenig investiere, etwa in Luftfilter. Fast jede zweite Lehrkraft wünscht sich zudem Seminare, um beim digitalen Wandel mitzukommen. Zudem gaben drei von vier Lehrkräften an, sich gestresster als in Zeiten vor der Corona-Pandemie zu fühlen.
GEW: 20 Prozent der Lehrstellen noch nicht besetzt
Darüber hinaus sieht die GEW massive Personalprobleme auf die Schulen im Land zukommen. Rund 1.800 Stellen habe das Land ausgeschrieben - davon seien bislang nur 80 Prozent besetzt. Landesweit seien zum Ende des Schuljahres 1.900 Lehrerinnen und Lehrer in den Ruhestand gegangen. Während an den Gymnasien bislang 98 Prozent der Stellen besetzt seien, seien es an den Oberschulen nur 78 Prozent und an den Haupt- und Realschulen 74 Prozent. Zudem fehlten zahlreiche Schulpsychologen, so die GEW. Niedersachsen sei somit auf Kräfte aus anderen Bundesländern angewiesen. "Die verschiedenen Landesregierungen der Vergangenheit haben es verschlafen, genug Ausbildungsplätze zu schaffen und alle Lehrkräfte gleichermaßen gut zu bezahlen", kritisierte die GEW-Vorsitzende Pooth. Deshalb hätten insbesondere die Schulformen mit niedrigerer Besoldung und die Berufsbildenden Schulen erhebliche Personalprobleme.
Überprüfung der Maskenpflicht gefordert
Bezüglich der Maskenpflicht, die nach den Ferien an allen Schulen für alle Klassen im Unterricht gelten soll, forderte Pooth eine Überprüfung nach ein paar Wochen. Die Maskenpflicht erschwere den Unterricht stark. Mimik sei für das Lernen sehr wichtig, was durch die Maske eingeschränkt werde, so die GEW-Vorsitzende. Ihr Stellvertreter, Holger Westphal, forderte zudem eine landesweite Übersicht, welche Klassenräume noch mit Luftreinigungsanlagen ausgestattet werden müssten.
Zweifel an durchgängigem Präsenzunterricht
Eine mangelhafte Ausstattung mit Luftfiltern kritisieren auch die Bildungsverbände im Niedersächsischen Beamtenbund und Tarifunion (NBB). Die Absichtserklärungen und nicht erfüllten Ankündigungen des Kultusministeriums zur Beschaffung der Anlagen seien eine "Luftnummer", heißt es in einem Positionspapier. Auch sie fordern erneut mehr Personal an den Schulen. Zudem müsse die Ausstattung mit schnellen Internet-Zugängen und die Versorgung mit Tablets vorangebracht werden, gerade im Hinblick auf mögliches Homeschooling. Denn dass die Schüler und Schülerinnen durchgängig in Präsenz an ihren Schulen unterrichtet werden, davon sei nicht auszugehen.
Impfaktionen sollen Schulen nicht belasten
Die Bildungsverbände begrüßen aber die Abkehr vom Stufenmodell und die Einführung der 3G-Regel. Ein guter Weg sei das vereinbarte "Sicherheitsnetz" in den ersten Schulwochen, das Maskenpflicht, verstärkte und regelmäßigen Testungen sowie schnelle und gezielte Quarantänemaßnahmen vorsehe, heißt es weiter. Auch die Möglichkeit, Kinder und Jugendliche bereits ab zwölf Jahren gegen das Coronavirus impfen zu können, begrüßen die Verbände, betonen aber, dass ein indirekter Impfzwang durch Gruppendruck und Nachteile für Ungeimpfte vermieden werden müsse. Und Impfaktionen an Schulen dürften nicht zu zusätzlichen organisatorischen Belastungen führen.
NBB: Brauchen Einheitlichkeit bei Corona-Maßnahmen
Die Bildungsverbände pochen darauf, dass sich nicht Fehler der Vergangenheit wiederholen. Statt eines Flickenteppichs aus unterschiedlichen Corona-Regelungen müssten einheitliche Vorgehensweisen sichergestellt werden. Es dürfe keine "Willkürmaßnahmen einzelner Gesundheitsämter für Quarantäne-Fälle und besondere Auflagen" geben. Auch die GEW fordert einheitliche Kriterien für Quarantäne und Präsenzunterricht. Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) will sich am Mittwoch zur Lage im neuen Schuljahr äußern.
