Länder im Norden fordern günstigeren Strom als im Süden
Stand: 24.09.2022 19:52 Uhr
Die norddeutschen Flächenländer fordern angesichts steigender Preise für Energie sogenannte Strompreiszonen. Der Norden trage seit Jahren die Hauptlast der Energiewende, zahle aber die höchsten Preise.
Die Länder wollen so für mehr Gerechtigkeit bei den Strompreisen sorgen, heißt es laut einem Bericht der "Welt am Sonntag". "Wenn ich da lebe oder produziere, wo auch die Energie produziert oder angelandet wird, muss diese Energie dort auch günstiger sein", sagt demnach etwa Niedersachsens Energieminister Olaf Lies (SPD).
Höhere Preise wegen Ausbau der erneuerbaren Energien
Laut Mecklenburg-Vorpommerns Energieminister Reinhard Meyer (SPD) könne es nicht sein, dass Länder, die einen hohen Anteil am Ausbau der erneuerbaren Energien schultern, die höchsten Strompreise verkraften müssten. Kritiker hatten in der Vergangenheit wiederholt darauf hingewiesen, dass Regionen mit einer hohen Produktion von erneuerbarer Energie etwa aus Windkraft durch höhere Entgelte belastet werden.
Preiszonen "logische Konsequenz" des bayerischen Irrwegs?
"Die Höhe der Stromnetzentgelte belastet die Letztverbraucher und benachteiligt den norddeutschen Wirtschaftsstandort", sagte nun Minister Meyer laut dem Bericht. Schleswig-Holsteins Energiewendeminister Tobias Goldschmidt (Grüne) nennt dem Bericht zufolge eine Aufteilung in Preiszonen "die logische Konsequenz des energiepolitischen Irrweges" bayerischer Landesregierungen. Diese hätten mehr als 15 Jahre lang den Ausbau von Stromnetzen und Windkraft sabotiert. Es sei "den Menschen im Norden schlicht nicht mehr zu vermitteln, warum sie die Zeche dafür zahlen müssen."
Hintergrund: Netznutzungsgebühren
Etwa ein Viertel des Strompreises entfällt auf Netznutzungsgebühren. Diese Gebühren unterscheiden sich von Bundesland zu Bundesland teils erheblich - zwei Faktoren sind maßgeblich:
- In eher ländlich geprägten Regionen sind die Netznutzungsentgelte höher als in dichter besiedelten Ballungsräumen. Der Grund: In dünnbesiedelten Regionen wie Mecklenburg-Vorpommern, aber auch in Niedersachsen und Schleswig-Holstein, verteilen sich die Kosten auf weniger Verbraucher.
- Ein weiterer Kostentreiber bei den Netzgebühren ist die Energiewende: Neue Leitungen, Instandhaltung und der Ausgleich schwankender Stromeinspeisung kosten Geld. Insbesondere in Regionen mit hoher dezentraler Einspeisung - etwa aus Windkraft wie im Norden - und demzufolge hohem Ausbaubedarf ist mit stärkeren Netzentgeltsteigerungen zu rechnen als in Regionen, in denen weniger Erzeugung nicht-fossilen Stroms zu finden ist.
Quelle: Bericht der Bundesnetzagentur zur Netzentgeltsystematik Elektrizität, Stand: Dezember 2015 / verifox.de
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