Ein Flur im Kindergarten mit zwei Kindern und einer Betreuerin. © picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild Foto: Monika Skolimowska

Kitaplätze für Geflüchtete: Gewerkschaft warnt vor Überlastung

Stand: 24.03.2022 14:35 Uhr

Damit mehr ukrainische Kinder einen Kita- oder Krippenplatz bekommen, weicht Niedersachsen die Standards vorübergehend auf. Die Gewerkschaft Verdi warnt vor einer Überlastung der Kindertagesstätten.

Die Schraube der Belastung dürfe nicht noch weiter angezogen werden, schon gar nicht über mehrere Monate, sagte Verdi-Landeschef Detlef Ahting. Sonst werde mit den Maßnahmen das Gegenteil erreicht: "Kräfte fallen aus oder noch mehr dringend erforderliche Fachkräfte steigen aus dem Beruf aus." Die geflüchteten Kinder müssten selbstverständlich bestmöglich unterstützt werden, so Ahting. Wegen zahlreicher Corona-Infektionen laufe jedoch schon jetzt kaum mehr eine Kita im Normalbetrieb.

Tonne rechnet mit bis zu 50.000 zusätzlichen Plätzen

Niedersachsens Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) rechnet durch die Aussetzung "etlicher Standards" mit bis zu 50.000 zusätzlichen Plätzen. Unter anderem ist bis Ende Juli in allen Gruppen jeweils ein Kind mehr erlaubt, also 16 Kinder pro Krippen- und 26 pro Kindergarten-Gruppe. Allein diese Änderung schaffe mehrere Zehntausend zusätzliche Plätze im ganzen Land, hieß es. Dazu soll die Betriebserlaubnis für geplante neue Kitas leichter erteilt werden, sodass diese schneller eröffnet werden können. Das Ministerium senkt auch Raumstandards ab, damit in kleinen Gruppenräumen künftig mehr Kinder betreut werden dürfen.

Änderungen gelten bis zum Ende des Kitajahres

Im Landtag hatte Kultusminister Tonne angekündigt, dass diese Krisenregelung für die Kitas vorerst bis zum 31. Juli gilt. Ob die Schritte reichen, um alle ankommenden geflüchteten Kinder in den Kitas aufzunehmen, weiß auch er noch nicht. "Wir bereiten uns sowohl im Kita- als auch im Schulsystem darauf vor, so viel Luft zu schaffen, wie es möglich ist", sagte Tonne dem NDR in Niedersachsen. Die Lage werde regelmäßig neu bewertet und dann werde geprüft, wo sich weitere Möglichkeiten schaffen lassen, um den Kindern so schnell und so gut wie möglich helfen zu können, so Tonne.

2.700 ukrainische Kinder und Jugendliche an Schulen aufgenommen

An den niedersächsischen Schulen sind bislang rund 2.700 ukrainische Kinder und Jugendliche gemeldet. Das macht durchschnittlich etwa ein Kind pro Schule. Die Zahl hat sich innerhalb einer Woche verdreifacht.

Weitere Informationen
Schülerinnen und Schüler eines Abiturjahrgangs sitzen mit Masken in einem Klassenraum. © picture alliance/dpa Foto: Julian Stratenschulte

Fast 17.000 Schüler in Niedersachsen mit Corona infiziert

Die Infektionszahlen unter Schülern sind wieder fast so hoch wie auf dem Höhepunkt der Omikron-Welle. Tendenz: steigend. (24.03.2022) mehr

Ein Jugendlicher aus der Ukraine schreibt Vokabeln in sein Heft, daneben liegt eine kleine Schultüte. © picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild Foto: Waltraud Grubitzsch

Ukraine-Geflüchtete: Schulen fordern mehr Unterstützung

Die Bereitschaft zu helfen sei groß, heißt es vom Schulleitungsverband. Benötigt würden aber mehr Personal und Geld. (21.03.2022) mehr

Eine Frau sitzt neben einem aus der Ukraine geflüchteten Mädchen in einem Klassenraum. © NDR Foto: Susanne Schäfer

Ukrainische Schüler in Osnabrück: Rückkehr zur Normalität

Über 800 Schüler sind vor dem Krieg geflüchtet und lernen jetzt in Niedersachsen. Es werden noch mehr. (17.03.2022) mehr

Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) spricht in einem Interview. © NDR

Tonne: Geflüchteten helfen - aber Schulen nicht überfordern

Niedersachsen integriert die ersten 815 ukrainischen Kinder und Jugendlichen in Schulen - "eine Kraftanstrengung". (16.03.2022) mehr

Niedersachsens Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD). © NDR

Tonne: "Alle geflüchteten Kinder bekommen Bildungsangebot"

Das Land Niedersachsen bereitet Schulen und Kitas für die Aufnahme geflüchteter Kinder und Jugendlicher vor. (11.03.2022) mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Aktuell | 24.03.2022 | 09:00 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Kinderbetreuung

Mehr Nachrichten aus Niedersachsen

Ein VW Transporter T7 durchläuft die Montage im Werk von Volkswagen Nutzfahrzeuge. © picture alliance/dpa | Julian Stratenschulte Foto: Julian Stratenschulte

Nach weltweiter IT-Störung bei VW: Konzern sucht nach Ursache

Die Netzwerkstörung hatte die Produktion in mehreren Werken lahmgelegt. Einen Hackerangriff schließen die Wolfsburger aus. mehr