Kitaplätze für Geflüchtete: Gewerkschaft warnt vor Überlastung
Damit mehr ukrainische Kinder einen Kita- oder Krippenplatz bekommen, weicht Niedersachsen die Standards vorübergehend auf. Die Gewerkschaft Verdi warnt vor einer Überlastung der Kindertagesstätten.
Die Schraube der Belastung dürfe nicht noch weiter angezogen werden, schon gar nicht über mehrere Monate, sagte Verdi-Landeschef Detlef Ahting. Sonst werde mit den Maßnahmen das Gegenteil erreicht: "Kräfte fallen aus oder noch mehr dringend erforderliche Fachkräfte steigen aus dem Beruf aus." Die geflüchteten Kinder müssten selbstverständlich bestmöglich unterstützt werden, so Ahting. Wegen zahlreicher Corona-Infektionen laufe jedoch schon jetzt kaum mehr eine Kita im Normalbetrieb.
Tonne rechnet mit bis zu 50.000 zusätzlichen Plätzen
Niedersachsens Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) rechnet durch die Aussetzung "etlicher Standards" mit bis zu 50.000 zusätzlichen Plätzen. Unter anderem ist bis Ende Juli in allen Gruppen jeweils ein Kind mehr erlaubt, also 16 Kinder pro Krippen- und 26 pro Kindergarten-Gruppe. Allein diese Änderung schaffe mehrere Zehntausend zusätzliche Plätze im ganzen Land, hieß es. Dazu soll die Betriebserlaubnis für geplante neue Kitas leichter erteilt werden, sodass diese schneller eröffnet werden können. Das Ministerium senkt auch Raumstandards ab, damit in kleinen Gruppenräumen künftig mehr Kinder betreut werden dürfen.
Änderungen gelten bis zum Ende des Kitajahres
Im Landtag hatte Kultusminister Tonne angekündigt, dass diese Krisenregelung für die Kitas vorerst bis zum 31. Juli gilt. Ob die Schritte reichen, um alle ankommenden geflüchteten Kinder in den Kitas aufzunehmen, weiß auch er noch nicht. "Wir bereiten uns sowohl im Kita- als auch im Schulsystem darauf vor, so viel Luft zu schaffen, wie es möglich ist", sagte Tonne dem NDR in Niedersachsen. Die Lage werde regelmäßig neu bewertet und dann werde geprüft, wo sich weitere Möglichkeiten schaffen lassen, um den Kindern so schnell und so gut wie möglich helfen zu können, so Tonne.
2.700 ukrainische Kinder und Jugendliche an Schulen aufgenommen
An den niedersächsischen Schulen sind bislang rund 2.700 ukrainische Kinder und Jugendliche gemeldet. Das macht durchschnittlich etwa ein Kind pro Schule. Die Zahl hat sich innerhalb einer Woche verdreifacht.
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