Der Seenotretter wird Abgeordneter: Julian Pahlke im Porträt
Der 30-jährige Niedersachse Florian Pahlke, der jetzt für die Grünen im Bundestag sitzt, hat als Beruf Seenotretter angegeben.
Er sei schon immer ein begeisterter Wassersportler gewesen, sagt er. Mit sechs Jahren habe er Segeln gelernt. Und als 2016 die Bilder von den ertrinkenden Flüchtlingen im Mittelmeer um die Welt gegangen seien, da wollte er nicht nur einfach dasitzen, da wollte er helfen. Also heuerte er als Crewmitglied auf der "Juventa" an, dem Schiff der Organisation "Jugend Rettet".
Aus drei Wochen werden vier Jahre
Ursprünglich hatte er nur einen dreiwöchigen Einsatz geplant. Doch dann wurden daraus vier Jahre. Insgesamt habe die "Juventa" 14.000 Menschen aus Seenot gerettet, bis das Schiff von den italienischen Behörden beschlagnahmt worden sei, erzählt Pahlke. Und dabei hat der junge Niedersachse viele gefährliche Situationen erlebt. Vor allem mit der libyschen Küstenwache, die versucht habe, die Flüchtlinge nach Libyen zurückzubringen. Er habe mitangesehen, wie die Libyer die Flüchtlinge geschlagen und hätten ertrinken lassen - für Pahlke eine Verletzung der Menschenrechte. Deshalb forderte er sichere Routen für Geflüchtete.
Umbau in Ostfriesland
Dafür will er sich jetzt politisch einsetzen, darum hat er für den Bundestag kandidiert, im Wahlkreis Unterems. Und der Wahlkreis Unterems ist da kein Zufall. Er habe eine enge Beziehung zu Ostfriesland, sagt er. Denn in Emden sei die "Juventa" zu einem Rettungsschiff umgebaut worden und es habe viel Unterstützung von den dortigen Werften gegeben. Jetzt will er sich im Bundestag nicht nur in der Flüchtlingspolitik engagieren, sondern auch seinen Wahlkreis vertreten.
Klage von der AfD-Fraktion
In der Öffentlichkeit zu stehen ist für den 30-Jährigen nicht neu: Pahlke war im Vorstand von "Jugend Rettet" und hat auch für die Organisation gesprochen. Deswegen hat ihn die AfD-Bundestagsfraktion auch verklagt. Diese Klage habe ihm etliche Hassbotschaften und Morddrohungen eingehandelt, aber davon will er sich nicht aufhalten lassen.
"Niemand muss vor den Jungen Angst haben"
Pahlke gehört zu den neuen jungen Bundestagsabgeordneten der Grünen, die aus der Aktivistenszene in die Politik gewechselt sind. Müssen seine Parteivorsitzenden da Angst haben? Vehement schüttelt Pahlke den Kopf. Niemand müsse vor den Jungen Angst haben, sagt er. Schließlich wolle er Politik machen, um etwas zu bewegen und nicht um in Fundamentalopposition zu gehen
