NDR Info - Redezeit
Dienstag, 20. September 2022, 20:33 bis
22:00 Uhr, NDR Info Spezial
Im Frühjahr zog sich eine gewaltige Solidaritätswelle durch Norddeutschland: Auf den Straßen wurde für Frieden für die Ukraine demonstriert, Länder und Kommunen errichteten Ankunftszentren, Privatleute richteten Gästezimmer ein – und auch die Medien berichteten intensiv darüber. Lebensmittel und Kleidung wurden verpackt und zu karitativen Einrichtungen und privaten Flüchtlingsinitiativen gebracht. Und nun, gut ein halbes Jahr später? Die Hilfsbereitschaft ist mancherorts sicher immer noch groß; insgesamt geht die Unterstützung aber deutlich zurück. Woran liegt das?
Flüchtlingspolitik – noch ohne Plan für den kritischen Winter?
Rund eine Million Geflüchtete aus der Ukraine sind bis jetzt, zumindest vorübergehend, nach Deutschland gekommen. Die Bundespolizei geht davon aus, dass weiterhin rund 700 Geflüchtete täglich einreisen. Aus Sicht des Deutschen Städtetages funktioniert aber die Verteilung der Flüchtlinge nicht mehr. Neun von 16 Bundesländer hätten sich aktuell für die Aufnahme ukrainischer Kriegsflüchtlinge sperren lassen. Der Deutsche Städtetag fordert daher schnellstmöglich einen „Flüchtlingsgipfel“ mit Bund, Ländern und Kommunen. Spätestens im Winter drohten enorme Engpässe, so warnen Städtetag, Flüchtlingsinitiativen wie auch Vertreter der ukrainischen Konsulate. Welche Pläne gibt es, etwa Messehallen zu zentralen Aufnahmepunkten zu machen sowie Geflüchtete erneut in Hotels oder Turnhallen unterzubringen? Reichen die Plätze in Kitas und Schulen?
Energiepreis-Explosion und Inflationssorgen – wie viel Hilfe wollen wir uns noch leisten?
Zehntausende Ukrainer sind in Privathaushalten untergekommen; auch das hat die staatlichen Hilfsangebote entlastet. Aber wie lange geht das gut? Nach Angaben zahlreicher Hilfsorganisationen bewegt sich das gesamte Spendenaufkommen wieder auf dem Niveau von vor dem Ukraine-Krieg. Ist eine erneute Mobilisierung von Spenden und Ehrenamtlichen möglich? Wie werden wir der Herausforderung gerecht, auch andere Wohnungslose und Bedürftige im Herbst und Winter angemessen zu versorgen? Wie viel Solidarität ist möglich, wenn sich die eigene finanzielle Lage zu verschärfen scheint?
NDR Info Moderator Gerd Wolff begrüßte als Gäste:
Claudia Meister
Geschäftsführerin des gemeinnützigen Vereins Hanseatic Help
Aminata Touré
Sozialministerin Schleswig-Holstein
Maren Wegener
Vizepräsidentin des niedersächsischen Städte- und Gemeindebundes (NSGB) und Bürgermeisterin der Gemeinde Lengede/Niedersachsen