Krystian Zimerman spielt Klavierwerke von Karol Szymanowski
Auf seinem neuen Album präsentiert Krystian Zimerman unbekannte Klavierwerke seines Landsmanns Karol Szymanowski. Der Pianist beeindruckt mit seiner Brillanz und seiner pianistischen Kraft.
Krystian Zimerman gehört zu den eigenwilligsten Künstlern der Klassik-Szene. Der polnische Pianist lässt sich von niemandem reinreden, auch nicht in seine Stückauswahl. Der neueste Beleg: Sein aktuelles Album. Dort präsentiert Zimerman ausschließlich unbekannte Klavierwerke seines Landsmanns Karol Szymanowski, erschienen zum 140. Geburtsjahr des Komponisten.
Harmonische Überraschungen
Die frühen Stücke klingen manchmal so, als hätte man die Musik von Chopin ein bisschen abgedunkelt, einen Schleier draufgelegt. Karol Szymanowski ist noch keine 18, als er seine Préludes schreibt, er orientiert sich oft an seinem romantischen Vorbild. Und trotzdem gibt es schon da, im Opus eins des jungen Komponisten, unerwartete Wendungen, wenn er plötzlich in eine andere Richtung abbiegt.
Diese harmonischen Überraschungen sind ein Markenzeichen von Szymanowski. Sie treten in den späteren Werken noch stärker zutage. Und genau das scheint Krystian Zimerman besonders zu reizen. Der polnische Pianist gilt als Tüftler am Flügel, jeder Takt und jeder Ton ist bei ihm genau kalkuliert und modelliert. Das kommt der Musik von Szymanowski zugute. Weil er sein Publikum oft mit raffinierten Klängen umgarnt.
Mit fein nuanciertem Anschlag ertastet Zimerman den Farbzauber der Stücke. Etwa, wenn Szymanowski Sternenstaub aus dem Flügel rieseln lässt. Eine von vielen Facetten der Musik, die auch ganz andere Charaktere kennt. Der Komponist nutzt mitunter grelle Farben und wuchtige Energie - da macht sich der Einfluss von Igor Strawinsky bemerkbar.
Karol Szymanowski: Ein sehr eigenwilliger Komponist
Dass Karol Szymanowski gern die rauen Momente gesucht hat, ist auch in seinen Mazurkas aus den späten 1920er-Jahren zu spüren. Dort hebt er die volkstümlichen Elemente hervor. Zum Beispiel mit einem spröden Trommelrhythmus im Bass - von Zimerman dunkel in die Tasten geklopft. Das ist reizvoll, aber nicht unbedingt Musik für die Liebe auf den ersten Blick. Szymanowski verzichtet oft auf griffige Melodien und Spannungsbögen.
In seinen Variationen über ein polnisches Volksliedthema - das Hauptwerk der CD - schlägt er allerdings einen anderen, leichter eingängigen Ton an. Das verträumte Thema wird zum Ausgangspunkt einer Folge von zehn Variationen. Darin durchlebt das Stück ganz unterschiedliche Stimmungen, denen Krystian Zimerman empathisch nachspürt. Das Spektrum reicht von Phasen des Innehaltens und der tiefen Zärtlichkeit über einen düsteren Trauermarsch bis hin zum virtuosen Rauschen.
Krystian Zimerman beeindruckt hier mit seiner Brillanz und pianistischen Kraft - und führt das Stück in sein packendes Finale. Am Ende eines Albums, auf dem ein sehr eigenwilliger und faszinierender Komponist zu entdecken ist.
Klavierwerke von Karol Szymanowski
- Label:
- Deutsche Grammophon