CD der Woche: Boris Giltburgs neues Brahms-Projekt
Der in Moskau geborene Boris Giltburg zählt zu den Großmeistern am Klavier. Jetzt hat er sich mit dem Pavel Haas Quartet zusammengeschlossen und Musik von Johannes Brahms aufgenommen.
Am Ende von Johannes Brahms' Klavierquintett den großen Bogen hinzubekommen, dass es einerseits sinfonisch klingt, andererseits aber die einzelnen Stimmen gut erkennbar bleiben, das ist ein ziemlich schmaler Grat. Damit nicht genug: Denn dieser Schluss muss wuchtig klingen, leidenschaftlich und zugleich ein wenig düster.
Entdeckerfreudige Musiker
Nach einer Aufnahme mit Musik von Antonín Dvorák haben sich das Pavel Haas Quartet und Pianist Boris Giltburg nun gemeinsam auf dieses Brahms-Projekt verständigt. Dass die fünf Musiker sich bestens verstehen, zeigen schon die ersten Takte mit ihren markanten Umschwüngen und den beredten Pausen.
Ob große Bögen oder kleine Details, Giltburg und das Pavel Haas Quartet stöbern die Herausforderungen bei Brahms zielsicher auf und finden dafür die jeweils passenden Lösungen. Das gilt auch für den langsamen zweiten Satz. Wer hier keine gesanglichen Linien formen kann, spielt an Brahms vorbei. Zum Glück sind die fünf Musiker hier genauso entdeckerfreudig wie in den beiden Ecksätzen.
Gelungene Brahms-Einspielung
Man merkt Boris Giltburg an, dass Kammermusik für ihn - neben seinen Erfolgen als Solist - keine Eintagsfliege ist, sondern dass er mit der Materie vertraut ist. Das gilt besonders für das Scherzo, das Brahms rhythmisch ebenso wirkungsvoll wie vertrackt konzipiert hat. Bei zu hohem Tempo kann alles auseinanderfliegen, bei genauem Timing aber entfaltet der Satz seine ganze vitale Kraft.
Welche Prägnanz, welche Hingabe: Pavel Haas Quartet und Boris Giltburg zeigen, warum nach ihrem früheren Dvorák-Projekt auch diese Brahms-Einspielung so gelungen ist.
Verstärkung durch den Bratscher Pavel Nikl
Für das zweite Werk dieser Aufnahme, Brahms' zweites Streichquintett, hat sich das Quartett mit Bratscher Pavel Nikl verstärkt, ehemals zählte er selbst zur Stammformation des Ensembles.
Virtuosität bedeutet in diesem Fall die Verbindung spieltechnischer Qualitäten mit musikalischem Gespür und einem hohen Maß an Natürlichkeit. Genau das zeichnet diese neue Brahms-Aufnahme aus. Da hört man die ganze Zeit gerne zu.
Brahms: Klavierquintett op.34 & Streichquintett Nr. 2
- Label:
- Supraphon
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Klassik
