Beethoven: Tausende kamen zum Trauerzug
Er war ein Gigant der Musikgeschichte: Ludwig van Beethoven. In diesem Jahr feiern wir seinen 250. Geburtstag. Heute jedoch ist der Todestag des Komponisten. Er starb am späten Nachmittag des 26. März 1827 in Wien.
In seinen letzten Jahren hatte Ludwig van Beethoven an diversen Krankheiten gelitten und sein Zustand sich zusehends verschlechtert. Auch intensive ärztliche Betreuung konnte ihn nicht retten. Laut Obduktionsbericht starb Beethoven an den Folgen einer Leberzirrhose. Er wurde 56 Jahre alt.
Die Ordnungskräfte hatten alle Hände voll zu tun, Familie und Freunde kamen nur mit Mühe zu ihren Plätzen: Tausende kamen zu dem Trauerzug für Ludwig van Beethoven am 29. März 1827 - drei Tage nach seinem Tod. Der Zug führte von seiner Wiener Wohnung zur Dreifaltigkeitskirche. "Die musikalische Welt erlitt den unersetzlichen Verlust des berühmten Tondichters" - so stand es auf der Einladung zu diesem "Leichenbegängniss".
Trauerzug als makaberes Gesellschaftsereignis

Der Komponist hatte einen regelrechten Kultstatus erreicht, erzählt Andrew Manze, der Chefdirigent der NDR Radiophilharmonie. "Beethoven war am Ende seines Lebens extrem bekannt - und er sorgte für Kontroversen. Die einen hielten ihn einfach für einen verrückten Komponisten, der sehr moderne Musik schrieb. Andere sahen den großen Wert in dem, was er tat", so Manze. Beethovens Beerdigung wurde zum Gesellschaftsereignis. Und viele wollten einen letzten Blick auf den geöffneten Sarg erhaschen.
"Ein trauriger Fakt ist, dass die Leute Scheren mitbrachten. Alle wollten etwas von seinem Haar als Andenken behalten. Als der Sarg geschlossen wurde, war Beethoven fast kahl", weiß Manze. Dieser Hype mag über eines hinwegtäuschen: Beethoven hatte es schwer am Ende seines Lebens. Er litt unter seiner Taubheit und anderen Krankheiten, konnte nicht mehr als Pianist auftreten und war in finanzieller Not. "Wir wissen, dass die Royal Philharmonic Society in London ihm 100 Pfund schickte, als sie von seiner Krankheit hörte. Das war sehr viel Geld, und er brauchte es dringend", berichtet Manze.
Beethoven setzte neue Maßstäbe
Mit seinen Werken hatte Beethoven jedoch neue Maßstäbe gesetzt. Komponisten wie Johannes Brahms und Anton Bruckner hatten Schwierigkeiten, aus seinem Schatten herauszutreten - gerade, wenn es um das Schreiben von Sinfonien ging. Für Andrew Manze ist Beethoven ein Wendepunkt: "Die Musikgeschichte ist in Vor-Beethoven und Nach-Beethoven geteilt. Er ging seinen ganz eigenen Weg. Zuvor hatten die Komponisten Musik für einen Auftraggeber oder ein bestimmtes Ereignis komponiert. Beethoven aber schrieb die Musik, die er schreiben wollte."
Im Kosmos Beethovens lässt sich immer wieder Neues entdecken - auch für einen Dirigenten wie Andrew Manze, der sich intensiv mit diesem Komponisten beschäftigt hat: "Wenn ich etwas von Beethoven höre, staune ich ganz oft. Das kann ein frühes Stück sein wie die Klaviertrios Opus 1. Er hat immer revolutionär geschrieben. Ganz offensichtlich wird das in den letzten Klaviersonaten und Streichquartetten. Da schaut er in die Zukunft. Aber auch die Missa solemnis, die ihm sehr wichtig war, ist ein Stück, das ich ehrlich gesagt noch immer nicht ganz verstehe."
Die Musiksprache sei gar nicht so modern. Aber trotzdem bewundere Manze dieses unglaubliche Werk. "Beethoven hat wirklich die Grenzen erweitert, und wir werden das vielleicht nie ganz verstehen", so der Dirigent.
