Anna Netrebko © picture alliance/dpa/CTK | Roman Vondrous Foto: picture alliance/dpa/CTK | Roman Vondrous

Anna Netrebko darf im September nicht in Stuttgart auftreten

Stand: 08.07.2022 11:37 Uhr

Die russische Sopranistin Anna Netrebko will in den kommenden Wochen wieder in Deutschland auftreten, auch in der Hamburger Elbphilharmonie. Ihr geplanter Auftritt in Stuttgart wurde jetzt allerdings gecancelt.

Am 2. September wollte Anna Netrebko laut ihrem Tourplan gemeinsam mit ihrem Ehemann Yusif Eyvazov auf dem Schlossplatz in Stuttgart auftreten. Doch dieses Gastspiel wurde abgesagt. Wie das baden-württembergische Finanzministerium gegenüber dem SWR bestätigt hat, könne man sich nicht vorstellen, dass Netrebko dort auftritt, während in der Ukraine ein Krieg stattfindet. Der Ehrenhof im Neuen Schloss befindet sich im Besitz des Landes Baden-Württemberg.

Am 22. Juli startet die Russin in Regensburg nach mehrmonatiger Auszeit ihre Deutschlandtour. Außerdem will sie in die Kölner Philharmonie und auch die Hamburger Elbphilharmonie kommen. Auf deren Internetseite wird das Konzert unverändert für den 7. September angekündigt. Im kommenden Jahr sollen Auftritte in Frankfurt am Main, Wien und Malmö folgen.

Netrebko-Konzerte wurden wegen Nähe zu Putin abgesagt und verschoben

Nach dem Beginn des Ukraine-Kriegs fielen die Auftritte der Sängerin, die 2021 ihren 50. Geburtstag mit einer Gala im Kremlpalast feierte und 2012 die Wiederwahl Putins zum Präsidenten unterstützte, in Westeuropa und den USA aus.

Mehrere Wochen nach Beginn des Krieges in der Ukraine hatte sich Netrebko dann am 30. März in einer Mitteilung erstmals deutlich vom Krieg und vom russischen Präsidenten distanziert. "Ich verurteile den Krieg gegen die Ukraine ausdrücklich und meine Gedanken sind bei den Opfern dieses Krieges und ihren Familien", ließ sie damals über ihren deutschen Anwalt mitteilen. "Meine Position ist klar. Ich bin weder Mitglied einer politischen Partei noch bin ich mit irgendeinem Führer Russlands verbunden."

Im Interview mit der französischen Tageszeitung "Le Monde" sagte Anna Netrebko am 22. Mai, sie habe Putin im Jahr 2012 unterstützt, weil er so viel für den Kunst- und Kultursektor getan habe. 2018 habe sie ihn aber bereits nicht mehr gewählt.

Brosda und Lieben-Seutter im Frühjahr zurückhaltend

Hamburgs Kultursenator Carsten Brosda hielt die Distanzierung der Star-Sopranistin von Russlands Präsident Putin Anfang April für "nicht glaubwürdig". Elbphilharmonie-Generalintendant Christoph Lieben-Seutter betonte im Interview Ende Februar, dass die Verantwortung für die Durchführung des Konzerts nicht bei der Elbphilharmonie liege, sondern beim Konzertveranstalter River Concerts.

Diana Damrau: Netrebko nicht vorverurteilen

Die deutsche Sopranistin Diana Damrau warnte vor einer Vorverurteilung Netrebkos. "In Russland wurde sie immer als Volksheldin gefeiert, dass dieser Superweltstar das beste Aushängeschild überhaupt ist, dürfte jedem klar sein. Keiner aber von uns weiß, welchem Druck sich Anna Netrebko ausgesetzt sah und sieht", sagte Damrau der "Augsburger Allgemeinen". Es solle nicht vorschnell der Stab über jemandem gebrochen werden. Außerdem habe Netrebko sich ja distanziert.

Scharfe Kritik der Ukraine an neuen Auftritten Netrebkos

In Paris wurde die 50-jährige Netrebko am Mittwochabend nach ihrem Konzert in der Philharmonie begeistert gefeiert. Sie hatte Werke von Rachmaninow, Debussy und Tschaikowsky interpretiert. Die ukrainische Botschaft reagierte mit heftiger Kritik auf den Auftritt Netrebkos. Dass das Konzert stattfinden konnte, sei empörend. Der Missklang zwischen der französischen öffentlichen Meinung, die die Ukraine unterstütze, und der Heuchelei des Publikums, das der Kreml-Sopranistin applaudiere, sei traurig, teilte die diplomatische Vertretung auf Twitter mit. Ein paar Dutzend Demonstranten hatten vor der Pariser Philharmonie gegen das Konzert demonstriert.

Vergangenen Monat stand Netrebko bereits in Monaco auf der Bühne der Monte-Carlo Opera. Die Sopranistin lebt vor allem in Österreich.

Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Journal | 27.05.2022 | 18:00 Uhr

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