"Windland": Poesie inspiriert von Wind, Weite und Wasser
Die Picasso-Ausstellung 1956 in Hamburg brachte ihn zur Kunst, heute sind die norddeutsche Landschaft und der Küstenwind Dieter Staackens größte Inspiration. Im Buch "Windland" hat er Gedichte und Bilder gesammelt.
Weite grüne Wiesen bis zum Horizont. Durchzogen von Gräben, die von Reit gesäumt sind. Mittendrin Schafherden mit kleinen Lämmern - das ist Eiderstedt. Die Halbinsel an der Nordseeküste ist die Heimat von Dieter Staacken. Mehr als 40 Jahre lang hatte der frühere Kunstlehrer in Hamburg gelebt. Aus künstlerischer Sicht habe ihn die Stadt aber nie gereizt: "Da war alles immer im Takt, alles senkrecht, waagerecht. Und hier ist jeder Augenblick anders. Alles ist ständig in Bewegung und verändert sich."
Eine Landschaft geprägt vom Wind
Das liege am Wind, sagt der 86-Jährige. Der sei der Rhythmusgeber für die ganze Landschaft, für das Wasser in den Gräben, für das Reit am Wegesrand.
Wer weet denn, wat in’t Reit passeert, ganz nerrn is nix to sehen.
Mennigmol hett man wat hört, genaues weet keeneen. (…)
Een Ünnerirdschen he’k mol sehen, sun recht wat lüttjen Gnoom, vun
Elfen heff ik hört un Feen, dat kannst mi ruhig globen.
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Fast täglich ist Dieter Staacken mit dem Fahrrad unterwegs. Für kleine Skizzen, Ideen und Gedichte hat er immer ein Notizheft dabei. Einen Teil dessen, was dabei entsteht, hat der Künstler in seinem Buch „Windland“ gesammelt.
"Windland": Vielfältige Themen als Grundlage
Als "platt-, hochdeutsche Wundertüte" bezeichnet der Autor sein Buch im Vorwort - und liefert damit selbst die passendste Beschreibung. Seine Beobachtungen hat er meist augenzwinkernd zu Poesie gemacht: Etwa das Wechselspiel von Sonne und Regen und der Jahreszeiten, Erinnerungen an die Kindheit oder Ereignisse aus der Tierwelt.
De Lammers harrn de Nees nu vull vun bunte Talen in em Wull.
"Wi sünd keen Nummern, sunnern Schaap, geiht dat rin in jümme Kopp?"
'Nummerngirls' hebbt blot jüm Minschen, wi Lammers dot uns de nich wünschen.
Wi wüllt vun Kopp bet Achtersteven as Lammers, nich as Nummern leven.
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Dieter Staacken: Picassos Werke als Anstoß
Zu seinen Texten hat Dieter Staacken fürs Buch passende Bilder aus seiner großen Sammlung ausgewählt. In seinem Atelier sieht man kaum noch Wand zwischen all den großformatigen Werken. Für Kunst habe er sich schon in der Schule interessiert, sagt der Eiderstedter, und als dann 1956 die Picasso-Ausstellung in Hamburg eröffnet wurde, wollte er die unbedingt sehen. Auch, wenn sein Vater dagegen war - der wollte, dass sein Sohn Arzt wird. "Ich bin dann bei einem Gemüsehändler, der einmal in der Woche nach Hamburg gefahren ist, hinten auf dem Auto mitgefahren", erzählt der Künstler. "Und dann habe ich Picasso gesehen - und es war um mich geschehen."
Pflanze als Lieblingsmotiv
Vor allem ein Motiv wiederholt sich in vielen Bildern des 86-Jährigen: das Reit. Schon vor Jahrzehnten schrieb er dazu Gedichte, fasziniert von der Beständigkeit und Kraft der dünnen Halme. Egal, wie sehr der Wind aus Nordwesten weht, das Reit bleibt stehen.
Dat Reit danzt in de Wehl, mit de Wind - as op de Deel.
Man ward dat riepe Reit to winterdags mol meiht, steiht dat toeerst as
Schoof in Hocken lang de Groov. Denn kummt dat rop op Dack un ward
vun Hand verpackt.
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Kein Unkraut, sondern eine Pflanze mit Symbolcharakter, die den unsichtbaren Wind sichtbar macht: "De kann dat Reit to’n Wispern un to’n Danzen bringen", sagt Dieter Staacken - und gibt ihm so die Chance, den Wind in seinen Bildern und seinen Gedichten einzufangen.
Windland
- Seitenzahl:
- 72 Seiten
- Genre:
- Bildband
- Verlag:
- Quickborn-Verlag
- Bestellnummer:
- 978-3-87651-488-8
- Preis:
- 16,80 Euro €
