Stand: 14.02.2012 11:10 Uhr

"Der Sturm war mir unheimlich"

Spitzname von Geburt an

Einwohner aus Wilhelmsburg werden bei der Sturmflut 1962 mit Schlauchbooten aus ihren Häusern gerettet © picture-alliance/dpa Foto: Lothar Heidtmann
NDR 1 Niedersachsen hat Zeitzeugen der Sturmflut von 1962 gesucht und Sie haben Ihre Geschichten eingeschickt.

Hörerin Sabine Gorklo aus Osterholz-Scharmbeck kam in der Sturmflutnacht in den frühen Morgenstunden auf die Welt, was ihr bis heute den Spitznamen "Katastrophen-Bine" eingebracht hat. Und auch Karin Riechel ist an diesem Tag im Bleicheröder Krankenhaus (Thüringen) im Südharz auf die Welt gekommen. Auch sie begleitet das Ereignis in ihrer Geburtsnacht seitdem.

Als Polizeibeamter auf der Hamburger Rathauswache

Walter Vierke aus dem lippischen Lage war in der Sturmflutnacht als Polizeibeamter der Hamburger Rathauswache der "PRW 11" eingesetzt. Sein Dienst hatte um 22 Uhr begonnen und er lief Streife in der Nähe des Hamburger Rathauses. "Gegen Mitternacht wurde ich von einem Autofahrer angesprochen, der mir mitteilte, dass die Straßen Dornbusch und Ness nicht mehr passierbar seien, da dort überall Wasser stünde. Ich lief zu den Straßen hin und sah tatsächlich überall Wasser. Ich dachte noch, was für ein riesiger Wasserrohrbruch", erinnert sich Vierke. In die Rathauswache zurückgekehrt, machte er Meldung. Bis zu diesem Zeitpunkt war in der Wache von einen Sturmflut nichts bekannt.

Angst vor einer Springflut

Ein Helfer trägt ein Kind über die überschwemmte Straße nach der Sturmflut 1962 © dpa / picture alliance
Wie hier mussten auch die Kinder aus Bielefeld von der Insel Wangerooge weggebracht werden, um sie vor der Sturmflut in Sicherhiet zu bringen.

Ernst Pakull aus Bielefeld musste sich in der Sturmflut-Nacht nach einem Aufenthalt im Bielefelder Kinderheim auf den Weg machen. "Wir wurden von Wangerooge ausgeschifft. Um das Heim herum stand überall Wasser", erinnert er sich. "Wir wurden dann mit der Inselbahn zum Hafen gebracht. In Harlesiel stand das Wasser so hoch, dass wir über Stege zum Zug gehen mussten." So wurden die Kinder in Sicherheit gebracht. Die große Sorge der Behörden war damals, dass eine Springflut einsetzen könnte.

"Uns fuhr der Schreck in die Glieder"

"Am Vormittag nach dem Eintritt des Sturmflutscheitels gab es Katastrophenalarm", erinnert sich Hans-Gerd Coldewey aus Hage. Er wohnte in Rimmlingen bei Stollhamm. Sein Vater und er fuhren mit ihrem Traktor zum 1,5 Kilometer entfernt liegenden Hauptdeich bei Beckmannsfeld am Jadebusen. Dort sahen sie den stark beschädigten Deich. "Uns fuhr der Schreck in die Glieder. Vom Deich war nur noch ein schmaler Grat der Außenböschung übrig geblieben", berichtet Coldewey. Was war geschehen? Die Wellen waren über den Deich geschlagen und hatten die Binnenböschung aufgeweicht. Durch wiederholten Überlauf rutschte diese dann in großen Teilen ab. Die Böschung erodierte teilweise über die Deichkrone hinweg bis zur oberen Außenböschung. An diesen Stellen wurden zuerst Sandsäcke aufgetragen. Niedrig gelegene Flächen innerhalb des Deiches waren mit Salzwasser überflutet. Sein Vater hatte große Bedenken, dass die nachfolgende Tide gegen Mittag ebenfalls so hoch auflaufen würde. So musste Hans-Gerd Coldewey zurück nach Hause auf die Warft laufen. "Dort konnten wir, meine Mutter und Großeltern, uns auf den Dachboden retten, wo Wasser und Lebensmittel bereitgestellt waren", erinnert er sich. Der blanke Hans zog sich dann zum Glück zurück, sodass dann die Sicherungsarbeiten am Deich mit Unterstützung der Bundeswehr und Hubschubern fortgesetzt werden konnten.

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