Stand: 22.10.2018 15:01 Uhr

Zu Besuch bei Lübecks Urzeit-Walen

von Irene Altenmüller, NDR.de

Norddeutschland vor zehn Millionen Jahren: Im warmen Wasser der Ur-Nordsee, die sich über dem heutigen Schleswig-Holstein erstreckt, tummeln sich Haie, Schildkröten und Krebse. Auch Wale sind hier zu Hause. Die versteinerten Überreste dieser urzeitlichen Meeresbewohner sind heute die Stars des Museums für Naturkunde und Umwelt in Lübeck: Es zeigt die nahezu vollständig erhaltenen Skelette von insgesamt drei Bartenwalen und einem delfinähnlichen Zahnwal. Europaweit sind die Funde, die alle aus einer Kiesgrube in Groß Pampau (Herzogtum Lauenburg) stammen, einzigartig.

Die fossilen Überreste eines Weißen Hais und eines Delfins sind weitere Schätze des Museums. Kleinere Fossilien von Tintenfischen, Schildkröten und Krebsen zeugen vom weiteren Artenreichtum der Ur-Nordsee.

Fossile Schätze aus der Kiesgrube

Die Kiesgrube Groß Pampau im Herzogtum Lauenburg ist als Fundort für Fossilien bekannt. Die Grube liegt im Lübecker Becken, das vor zehn bis elf Millionen Jahren noch Teil der Ur-Nordsee war. Durch Veränderungen der Erdoberfläche liegt der einstige Meeresboden an der Stelle der Kiesgrube heute nur wenige Meter tief. Deshalb wurden dort seit den 80er-Jahren etliche bedeutende Fossilien entdeckt, neben Walen auch Robben, Schildkröten und ein Hai.

Meteoriten und Eiszeittiere

Doch das direkt neben dem Lübecker Dom gelegene Museum birgt noch weitere Schätze: So etwa die beiden Meteoriten im Eingangsbereich. Einer ermöglicht einen Blick in die innere Struktur des außerirdischen Gesteins. Beeindruckend ist auch das etwa 12.000 Jahre alte Geweih eines Riesenhirsches aus der jüngsten Eiszeit, das bei Schlutup gefunden wurde.

Wer davon träumt, selbst nach Fossilien zu suchen, kann sich im Museum ausprobieren: Dort haben die Museumsmacher eine paläontologische Grabungsstelle mit Originalversteinerungen nachgebildet. Besucher können die Fossilien anfassen und versuchen, herauszufinden, um welches Tier es sich handelt. 

Eintauchen in Lübecks Gewässer

Blick in die Ausstellung "Im Reich des Wassermanns" im Museum für Natur und Umwelt in Lübeck © NDR Foto: Irene Altenmüller
Die Ausstellung "Im Reich des Wassermanns" widmet sich der Artenvielfalt in den Lübecker Gewässern.

Doch nicht nur die Überreste längst vergangener Erdepochen haben im Museum ihren Platz: In der zweiten Etage beginnt es in der Ausstellung "Von Flüssen und Meer" um die Lübecker Gewässer. Große und kleine Besucher können sich auf eine Entdeckungsreise durch die Lebensräume Trave, Wakenitz und Ostsee begeben, an Spielstationen ihr Wissen testen oder in einen begehbaren Wassertropfen "eintauchen". Zu sehen sind auch mehrere lebende einheimische Tiere, darunter Fische und Schildkröten.

Museum für Natur und Umwelt

Musterbahn 8
23552 Lübeck
Tel. (0451) 122 41 22

Öffnungszeiten, Eintrittspreise sowie weitere Informationen auf der Homepage des Museums.

Im dritten Stock präsentiert das Museum wechselnde Sonderausstellungen.

Riesiges Pottwalskelett im Innenhof

Vor dem Verlassen des Museums sollten Besucher unbedingt noch einen Blick in den Innenhof des Museums werfen, der an den Lübecker Dom grenzt. Er ist vom Museumscafé aus zugänglich. Dort steht in einem Glasanbau das 14 Meter lange Skelett eines Pottwals, der im Dezember 1997 vor der dänischen Nordseeinsel Römö (nördlich von Sylt) gestrandet war.

Geschichte des Museums

1799 stiften die Erben des Lübecker Arztes und Naturforschers Johann Julius Walbaum dessen naturkundliche Sammlung der Stadt. Ab 1893 wird die Sammlung im "Museum am Dom" gemeinsam mit Stücken aus Völkerkunde und Kunst präsentiert. 1942 werden das Museum und die gesamte naturkundliche Sammlung beim Bombenangriff auf Lübeck zerstört.
1963 entsteht der heutige Neubau: Der Schwerpunkt der neuen Sammlung liegt auf der heimischen Natur. Seit 1998 trägt das Museum seinen jetzigen Namen.

Karte: Das Museum für Natur und Umwelt in Lübeck

Weitere Informationen
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Dieses Thema im Programm:

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