Metall-Hüftprothesen: Vergiftung durch Abrieb
Hüftkappenprothesen wurden bis vor einigen Jaheren als vielversprechende Innovation gesehen, vor allem für jüngere und aktive Patienten: Sie galten als knochenschonend, weil der Hüftkopf nicht entfernt werden muss. Statt dessen wird die Knorpelschicht entfernt und "überkront". Doch Jahre später zeigte sich ein Nachteil: Die relativ große überkronte Oberfläche der Kugel reibt ständig gegen die große und relativ dünnwandige Pfanne. Dabei kommt es offenbar bei vielen Prothesen zu vermehrtem Metallabrieb.
Erst Jahre später fiel ein gravierendes Problem auf: Die Betroffenen hatten zum Teil extrem hohe Werte von Kobalt und Chrom im Blut, viele litten an einer chronischen Vergiftung. Schuld waren Abriebprodukte ihrer Prothese. Typische Folgen einer solchen Vergiftung durch Metallabrieb sind Knochenzysten, Pseudotumore und Knochenabbau. Schleichend entstehen darüber hinaus aber Schäden im ganzen Körper, bis hin zu einer Herzschwäche.
Kleinste Verformungen verstärken den Abrieb
Ein Grund für den Metallabrieb ist das Konstruktionsprinzip der Prothesen: Sie bestehen aus zwei Metallteilen, die bei Bewegung aneinanderreiben und dabei Metall-Ionen freisetzen. Sie verteilen sich über die Jahre im umliegenden Gewebe und im gesamten Körper, die Metallkonzentration steigt.
Auch der Einbau der Prothese spielt eine Rolle: Um sicher Halt zu finden, wird die Gelenkpfanne in den Knochen eingeschlagen. Danach hält sie durch den Pressdruck des Knochens. Durch das Einschlagen und durch den Druck des Knochens kann sich die Pfanne minimal verformen. Dies führt dazu, dass ein "Bremsbacken-Effekt" entsteht und vermehrt Metall abgerieben wird.
Weitere Prothesen betroffen
Verschiedene Metall-auf-Metall-Hüftkappenprothesen-Modelle wurden in den vergangen Jahren vom Markt genommen - einige nahezu unbemerkt von der Öffentlichkeit, nur wenige in Verbindung mit einer offiziellen Rückrufaktion. Doch Experten gehen davon aus, dass mehr oder weniger alle Prothesenmodelle dieser Machart von vermehrtem Metallabrieb betroffen sind.
Bessere Prüfung von Medizinprodukten gefordert
Experten fordern eine gründlichere, langfristigere und unabhängige Prüfung neuer Medizinprodukte durch staatlich geprüfte Unternehmen. Und falls ein Problem mit einer Prothese auftrete, müsse es bis zur Klärung der Ursache ein sofortiger, flächendeckender Verwendungsstopp erlassen werden können.