Hüft-OP: Wenn das Bein danach länger ist
Nach der Implantation eines künstlichen Hüftgelenks ist das operierte Bein häufig etwas länger als das andere Bein. Je größer der Unterschied der Beinlängen ist, umso größer ist die Gefahr einer Schiefstellung der Hüfte und von Schmerzen an der Wirbelsäule. Längenunterschiede von mehr als einem Zentimeter sollten vermieden werden. In der Regel ist das Bein, das vom Gelenkverschleiß (Arthrose) betroffen ist, vor der Operation etwas kürzer. Um den Längenausgleich vor der OP zu planen, wird die Beinlänge bislang mit Röntgenbildern und Schablonen ermittelt. Dabei kann es zu Messfehlern von bis zu zwei Zentimetern kommen.
Um solche Messfehler zu vermeiden, haben Forscher des Fraunhofer-Instituts eine neue Methode zur Messung der Beinlänge entwickelt. Zusammen mit einer speziellen Hüftprothese soll sich die Beinlänge präzise einstellen lassen. Messfehler von weniger als einem Zentimeter sollen so möglich sein.
Fraunhofer-Institut: Beinlänge präzise messen
Für die Messung wird am Schienbein ein Kunststoffkästchen befestigt, auf dem sich eine spezielle Markierung befindet. Für die Messung fasst der Arzt das gestreckte Bein an der Ferse an und bewegt es in einer kreisenden Bewegung nach oben. Eine seitlich stehende Kamera zeichnet die Kreisbahnen auf, die die Markierung beschreibt. Aus den Kreisbahnen berechnet ein Computer-Programm die Beinlänge.
Beinlänge mit modularer Prothese anpassen
Ergänzt wird die am Fraunhofer-Institut entwickelte Methode durch eine spezielle modulare Hüftprothese. Vorteil: Der Arzt kann Schaft und Gelenkhals passend zur gewünschten Beinlänge auswählen. Schraubverbindungen zwischen den Einzelteilen lassen sich später austauschen, um mögliche Längenunterschiede der Beine auszugleichen. Die neue Messmethode und das modulare künstliche Hüftgelenk sollen 2018 in einer klinischen Studie getestet werden.
Mögliche Folgen einer schiefen Hüfte
Bis sich bessere Messverfahren durchsetzen, müssen Patienten mit einer leicht unterschiedlichen Beinlänge nach dem Einsetzen des Kunstgelenks rechnen. Mögliche Folgen sind:
- seitliche Verkrümmung der Wirbelsäule (Skoliose)
- schmerzhafte Muskelverspannungen
- Bandscheibenvorfälle
Längenunterschiede von bis zu zwei Zentimeter können mithilfe von Einlagen oder orthopädischen Schuhen ausgeglichen werden.
Körper ans neue Gelenk gewöhnen
Nach dem Einsetzen eines neuen Hüftgelenks müssen Betroffene den Körper an die neue Haltung gewöhnen und das Zusammenspiel von Muskeln und Gelenken neu erlernen. Im Vordergrund steht dabei die Stärkung des Oberschenkelmuskels. Aber auch das Gehirn muss sich auf die neuen Möglichkeiten beim Stehen, Gehen und Sitzen einstellen.
