Blattschneiderbiene auf einer Blüte © NDR/Labo M GmbH

Was tun gegen das Insektensterben?

Stand: 14.05.2020 13:05 Uhr

Wo es früher summte und brummte, ist es in den vergangenen Jahren leiser geworden: Der natürliche Lebensraum für Bienen und andere Insekten wird immer knapper, viele Arten sterben aus.

Der Insektenschwund hat inzwischen auch die Politik auf den Plan gerufen: Nach dem großen Erfolg des Volksbegehrens "Rettet die Bienen" in Bayern hat die Bundesregierung ein "Aktionsprogramm Insektenschutz" auf den Weg gebracht. Auch in den norddeutschen Bundesländern gibt es Projekte und Initiativen in diese Richtung. Doch wie steht es überhaupt um die Insekten in Deutschland?

So wichtig sind Insekten für unser Ökosystem

Insekten sind die artenreichste Tiergruppe und spielen eine wichtige Rolle in unserem Ökosystem:

  • als Nahrungsquelle: Viele Tierarten sind auf Insekten als Nahrung angewiesen. Weniger Insekten bedeuten zum Beispiel weniger Fische, Frösche und Eidechsen. Wenn Vögel nicht mehr genug Insekten finden, um damit ihre Jungen zu füttern, gibt es auch weniger Vögel. Außerdem vertilgen Insekten viele Schädlinge, die sonst die Nutzpflanzen in der Landwirtschaft gefährden würden.
  • als Bestäuber: Rund 90 Prozent der Wildpflanzen sind ganz oder teilweise von der Bestäubung durch Insekten abhängig. Weltweit brauchen 75 Prozent unserer Nutzpflanzen die Bestäubung durch Insekten für ihre Fortpflanzung.
  • als Aas-Beseitiger: Die Zersetzung von Aas, Kot und Totholz funktioniert nicht ohne Insekten. Innerhalb von zwei Wochen zerlegen sie ein totes Reh, sie sind so etwas wie die Müllabfuhr der Natur.

Wie sähe die Welt ohne Insekten aus?

Ohne Insekten müssten Pflanzen per Hand vom Menschen bestäubt werden, das wäre extrem teuer und viele Arten würden aussterben. In der Folge hätten auch viele Tiere nichts mehr zu fressen und die Menschen kaum noch Fleisch. Viele Tierarten wären bedroht, Frösche, Mäuse und Vögel fänden keine Nahrung mehr. Ohne Larven, Raupen und Insekten könnten Vögel ihre Jungtiere nicht mehr aufziehen und würden aussterben. Überall würden Berge von Kadavern, Kot und Totholz herumliegen, weil Insekten sie nicht mehr zersetzen. Pflanzenreste würden nicht mehr in Humus umgewandelt.

Als Gründe für das Insektensterben vermuteten Wissenschaftler unter anderem die intensivierte Landwirtschaft mit dem Einsatz von Pestiziden und Düngemitteln.

Honigbienen stehen unter dem Schutz der Imker

Eine Biene sammelt den Nektar von einer Blüte. © NDR Foto: Sophie Mühlmann
Viele Pflanzenarten sind auf Bienen als Bestäuber angewiesen.

Honigbienen gehören nicht zu den aussterbenden Arten. In Deutschland wird die Zahl der Honigbienenvölker auf rund eine Million geschätzt - Tendenz steigend. Imkern liegt auch in den Städten im Trend. Der Deutsche Imkerbund schätzte die Zahl der Imker Ende 2019 auf rund 150.000. Ein Honigbienenvolk ist eine Art Superorganismus, in dem bis zu 40.000 Arbeiterinnen leben. Sie übernehmen die unterschiedlichsten Aufgaben, vom Putzen über Brut-Aufzucht, Bautätigkeit und Wächtertätigkeit bis zum Einsammeln von Nahrung. Der größte Feind der Honigbiene ist die Varroa-Milbe.

Wildbienen sind stark betroffen

Während die Honigbienen unter dem Schutz der Imker stehen, sind besonders Wildbienenbestände vom Aussterben bedroht: Von den gut 560 heimischen Wildbienen-Arten stehen rund 200 auf der Liste der gefährdeten Arten, rund 30 sind laut Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) vom Aussterben bedroht. Die Ursachen für das Wildbienensterben sind vielfältig:

  • Pestizide: In der konventionellen Landwirtschaft werden in großem Stil Insektenvernichtungsmittel eingesetzt. Diese Mittel treffen nicht nur Schädlinge, sondern auch nützliche Insekten.
  • Fehlende Nistplätze: Viele Wildbienen-Arten nutzen zum Beispiel Pflanzenstängel in Blumenwiesen. Doch selbst dort, wo solche Wiesen noch gedeihen, fallen sie im Spätsommer oft dem Mäher zum Opfer. Manche Wildbienenarten nisten auch unterirdisch, doch auf landwirtschaftlich genutzten Flächen haben sie dazu keine Chance.
  • Fehlende Nahrung: Es gibt immer weniger unberührte Landschaft, wo Wildbienen Futter für sich und ihre Brut finden.

Was können wir selbst gegen das Insektensterben tun?

Um überleben zu können, brauchen Wildbienen und andere Insekten möglichst viele Blühflächen. Jeder Einzelne kann dabei viel für den Insektenschutz tun. Heimische Blumen und Stauden sowie Kräuter wie Lavendel, Thymian und Oregano sind die besten Nahrungsquellen für Insekten. Eine Königskerze zum Beispiel ernährt 80 verschiedene Insektenarten. Damit im eigenen Garten ein Biotop entstehen kann, braucht es eine gewisse Unordnung. Wenigstens auf ein paar Quadratmetern sollte daher selten gemäht und Wildpflanzen stehen gelassen werden. Tipps für eine insektenfreundliche Garten- und Balkongestaltung liefert auch das Netzwerk Blühende Landschaft.

Insektenhotels oder mit Sand gefüllte Kübel können Nützlingen wie Wildbienen helfen, einen geeigneten Lebensraum im heimischen Garten zu finden. Auf den Einsatz von Pestiziden sollten Hobbygärtner verzichten.

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Dieses Thema im Programm:

Die Nordreportage | 17.03.2021 | 18:15 Uhr

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