Sendedatum: 23.06.2014 06:00 Uhr

Ilka@home (16): Da guckst Du...

von Ilka Petersen
Ilka Petersen mit ihrem Sohn Leonard Aaron. © privat Foto: Anne Lorenzen
Ilka Petersen mit ihrem Sohn Leonard Aaron.

Meine Heringe gibt es neuerdings in Copacabana-Sauce, Chips mit Samba Flavour, Haushaltstücher in schwarz-rot-gold und fast hätte ich mich von meinem Schwiegervater überreden lassen, Deutschlandfähnchen an den Kinderwagen zu stecken - aber eben auch nur fast!

Das WM-Fieber hält sich nämlich konsequent bei unspektakulären 36 Grad. Vielleicht liegt es daran, dass Fußball schauen mit Baby irgendwie anders ist. Neulich zum Beispiel, beim ersten WM-Spiel der Helenen bei meinem Stammgriechen Zeus: Eigentlich war alles wie immer. Auf der Bierbank wurde fachgesimpelt, Costa zog in seinem enganliegendem weißen Griechenland-Trikot voller Vorfreude an seinem Zigarillo, und ab und zu wurde am Nachbartisch euphorisch mit der WM-Klatsche gefuchtelt. Natürlich weiß ich bis heute nicht, wie das Spiel ausgegangen ist.

Gute Ratschläge von Fremden

Allerdings möchte keiner mit mir über die Aufstellung beim Fußball, sondern eher über die im Kinderwagen sprechen: zu wenig Decke im Spiel, an der Flasche vielleicht zu stürmisch, aber jederzeit bereit, den Schlaf in der Nacht zu besiegen. Vom Kinderwagenrand aus rufen sie mir zu: Wechsel ihn ein zum Brei essen, lass ihn ruhig schreien bis er einschläft oder er darf höchstens alle vier Stunden was essen. Meist halte ich mich an die Gelassenheit eines F-Jugend Trainers, bei dem die Eltern am Spielfeldrand stehen. Einfach ignorieren und freundlich lächeln.

Wenn dann allerdings die Finger in den Kinderwagen wandern, ist das für mich mittlerer Weile ein Handspiel im Strafraum. Mal ehrlich, man stelle sich vor, jemand kneift Mats Hummels in seine strammen Waden. Auch wenn dazu eine zärtliche Zuneigung bekundet wird, das geht doch nicht. Ich habe schon überlegt, ob ich das in dem Moment einfach auch mal machen sollte. Also der Frau den Bauch streicheln, mit den Worten: "Ach, was für ein niedlicher Babyspeck".

Jetzt gibt es Fußball nur noch Zuhause auf der Couch

Mittlerweile schaue ich Zuhause vom Sofa aus Fußball. Nicht, weil Lenny nicht mitspielt, sondern weil ich so die Mitspieler genau kenne und spontan vom Sofarand aus agieren kann. Nachdem die Fanschminke in meinem Gesicht auch eher einem Ausschlag glich und die geflochtene schwarz-rot-goldene Mähne vor allem in Lennys Mundwinkeln wieder zu finden war, halte ich auch davon vorerst Abstand.

Ilka schaut Fußball inzwischen Zuhause auf der Couch. © NDR
Ilka wurde dieses Mal vom WM-Fieber noch nicht so richtig gepackt.

Ja, das klingt langweilig, und wenn mir jemand die Fragen aller Fragen stellt: "Wo guckst du?", ist mir das auch schon fast ein bisschen unangenehm. Aber für das nächste Spiel habe ich mir eine neue Taktik überlegt. Wir laden uns Freunde nach Hause ein. Mal schauen, wie es läuft, wenn man die Aufstellung genau kennt…

Dieses Thema im Programm:

NDR 2 | 23.06.2014 | 06:00 Uhr

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