Strand-App für Nord- und Ostsee: Ampel statt Reservierung
Zu volle Strände in Schleswig-Holstein sind in Corona-Zeiten nicht nur nervig, sondern potenziell auch gefährlich. Eine Strand-App, mit der man sich einen Platz reservieren kann, ist vom Tisch. Die neueste Idee der Tourismus-Agentur Lübecker Bucht: eine Strand-Ampel. Das System soll im Juli in die Testphase gehen: in Scharbeutz (Kreis Ostholstein) an der Ostsee und in St. Peter Ording an der Nordsee. Sensoren am Strand erfassen nach Angaben der Tourismusagentur die Zahl der Besucher - wird es zu voll, springt die Ampel von grün über orange auf rot. Zuerst hatten darüber die "Lübecker Nachrichten" berichtet.
Sensoren am Strand - keine Gesichtserkennung
Die Sensoren arbeiten ohne Gesichtserkennung, betont die Tourismusagentur. Bei mehr als 600 Besuchern auf 150 Metern springt die Ampel auf Rot und zeigt damit einen vollen Strandabschnitt an. Der wird dann gesperrt. Der Ampelstand soll per App und bei der Touristeninformation abrufbar sein. Damit wollen die Badeorte vermeiden, dass die Strände während der Hochsaison zu voll werden und Sicherheitsabstände nicht mehr eingehalten werden können.
Geteilte Meinungen in Scharbeutz
Die Meinungen in Scharbeutz über das geplante System sind geteilt. Die Strandkorbvermieterin Claudia Laas ist skeptisch. Ihr Strandabschnitt - direkt an der Seebrücke - hat vier Eingänge. Sie befürchtet, dass die Menschen andere Zugänge nutzen werden, um an den Strand zu gehen - auch wenn die App für ihren Strandabschnitt "Rot" anzeigt. Laas hält zusätzliche Kontrollen weiter für nötig. Außerdem befürchtet sie, dass das im Sommer generell überlastete Mobilfunktnetz die zusätzliche Belastung nicht aushalten könnte. Die Scharbeutzer Bürgermeisterin Bettina Schäfer (parteilos) hingegen ist froh über jede technische Hilfe, um einen Überblick über die Anzahl der Strandgäste zu bekommen. Sie setzt auf den Breitbandausbau und hofft, dass Mitte Juli alles funktioniert.
Ursprüngliche Strand-App vom Tisch
Ursprünglich hatte die Tourismusagentur Lübecker Bucht eine Strand-App geplant, mit der Tagestouristen einen festen Platz am Strand reservieren sollten. Daran hatte es Kritik gegeben. Aus den umliegenden Gemeinden hieß es, das sei zu umständlich und ungerecht. Auch angesichts der niedrigen Infektionszahlen haben sich die Verantwortlichen der Tourismusagentur jetzt umentschieden.
Timmendorfer Strand geht anderen Weg
Statt auf die Strand-Ampel setzt Timmendorfer Strand dagegen auf Parkraumbegrenzung durch Parkscheibenregelung am Wochenende sowie auf Fahrradfahr-Verbote auf der Promenade, um Touristenströme zu entzerren. Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) hat sich am Freitag vor Ort selbst ein Bild von der Situation am Strand gemacht. "Ich bin rund zehn Minuten am Strand herumgelaufen und habe niemanden entdeckt, der die Regeln nicht eingehalten hat - ganz im Gegenteil. Von daher gehe ich mit einem sehr guten Gefühl von diesem Termin wieder zurück."
Bürgermeister hofft auf Unterstützung
Mit dabei hat der Ministerpräsident zwei Wünsche aus der Gemeinde. Der Bürgermeister von Timmendorfer Strand, Robert Wagner (parteilos), hofft auf Verstärkung der Polizei in den Sommermonaten und die Wirtschaft auf eine Ausdehnung der Bäderregelung, damit durch mehr verkaufsoffene Sonntage in der kalten Jahreszeit, die Corona-Umsatzeinbußen aufgefangen werden können.
