Corona-Impfung: Wer in SH Novavax bekommen kann - und wo
von Daniel Kummetz
Mittlerweile sind fünf Impfstoffe gegen Covid-19 in der EU zugelassen - zuletzt der Impfstoff Nuvaxovid des Herstellers Novavax. Dieser funktioniert etwas anders als die bisherigen Impfstoffe. Politiker hoffen, dass mit ihm Menschen von einer Corona-Impfung überzeugt werden können, die den relativ neuen Technologien hinter den zuvor zugelassen Impfstoffen kritisch gegenüber stehen. Parallel läuft für einige Gruppen eine zweite Booster-Kampagne. NDR Schleswig-Holstein beantwortet Fragen zur Impfkampagne gegen das Coronavirus in SH generell - und zeigt die wichtigsten Zahlen.
Wer kann in Schleswig-Holstein eine Impfung mit Novavax bekommen?
Das Gesundheitsministerium hat die bisher bestehende Priorisierung aufgehoben, nach der zunächst Beschäftigte von Einrichtungen mit Impfpflicht sowie Schul- und Kita-Mitarbeitende mit dem neuen Stoff immunisiert werden sollten. Wie das Ministerium mitteilte, können aufgrund der Vielzahl an verfügbaren Terminen und Kapazitäten in den Impfstellen seit dem 3. März alle Bürger ab 18 Jahren entsprechende Termine über buchen.
Wo gibt es Impfungen mit Novavax in Schleswig-Holstein?
Die Impfungen mit Novavax gibt es derzeit nur in den Impfstellen. Über impfen-sh.de können Impftermine gebucht werden. Die ersten gab es am 2. März.
Was unterscheidet Novavax von den anderen Impfstoffen?
Der Novavax-Impfstoff Nuvaxovid ist der erste in der EU zugelassene Proteinimpfstoff gegen Covid-19. Er funktioniert über die enthaltenen Spike-Proteine des Coronavirus. Die werden in gentechnisch veränderten Zellkulturen hergestellt. Die bisher zugelassenen mRNA- und Vektor-Impfstoffe transportierten nur die Baupläne für dieses Spikeprotein, damit der Körper diese Teile selbst herstellt und die Immunabwehr daran übt.
Kann ich mich mit dem Novavax-Impfstoff Nuvaxovid boostern lassen?
In der Regel nein, der Impfstoff von Novavax ist dafür bisher nicht zugelassen. Wer sich allerdings aus medizinischen Gründen nicht mit mRNA-Impfstoffen lassen kann, der könne seine dritte Impfung mit Nuvaxovid (so der Produktname) erhalten, schreibt die Ständige Impfkommission in ihrer Empfehlung zur Covid-19-Impfung.
Für wen werden Booster-Impfungen in Schleswig-Holstein angeboten?
Alle Menschen ab 12 Jahren, deren letzte Impfung drei Monate zurückliegt. Zuvor hatte die Stiko einen Abstand von sechs Monaten empfohlen. Auch wenn der Fokus zunächst auf älteren (mindestens 60 Jahre alt) und vorerkrankten Menschen sowie medizinischem und pflegerischem Personal lag, können inzwischen auch alle anderen Gruppen die meist dritte Impfung in Arztpraxen, Impfstellen und bei offenen Impfaktionen bekommen. Gespritzt wird dann der mRNA-Impfstoff von Biontech (Produktname: Comirnaty) oder Moderna (Spikevax), wobei aktuell vor allem Moderna verabreicht wird. Jugendliche erhalten ausschließlich Biontech.
Wem wird der zweite Booster (vierten Impfung) in Schleswig-Holstein angeboten?
In Schleswig-Holstein können sich in den Impfzentren alle Menschen eine zweite Booster-Impfung verabreichen lassen, denen die Ständige Impfkommission das empfiehlt. Dazu gehören: Menschen ab 70 Jahren, Bewohner oder Betreute in Pflegeeinrichtungen, Menschen mit erhöhtem Risiko für einen schweren Verlauf in der Einrichtungen der Behindertenhilfe, Menschen mit Immunschwäche ab dem Alter von 5 Jahren und Mitarbeitenden in Medizin und Pflege. Darüber hinaus impfen auch die meisten Arzt-Praxen nach Stiko-Empfehlung - auch hier bekommen Interessierte, die in diese Gruppen fallen, meist eine vierte Impfung.
Für wen empfiehlt die Ständige Impfkommission eine erste oder zweite Booster-Impfung?
Die Ständige Impfkommission (Stiko) rät allen Menschen ab 12 Jahren zu einer ersten Auffrischungsimpfung (dritte Impfung) - drei Monate nach der letzten Impfstoffdosis. Die vierte Impfung - den zweiten Booster - empfiehlt sie: Menschen ab 70 Jahren, Bewohner oder Betreute in Pflegeeinrichtungen, Menschen mit erhöhtem Risiko für einen schweren Verlauf in der Einrichtungen der Behindertenhilfe, Menschen mit Immunschwäche ab dem Alter von 5 Jahren und Mitarbeitenden in Medizin und Pflege. Ausnahme: Wer geboostert war und eine Infektion durchgemacht hat, dem wir die zweite Auffrischungsimpfung nicht empfohlen.
Wo können Jugendliche in Schleswig-Holstein eine Booster-Impfung bekommen?
In den Praxen der niedergelassenen Haus-, Kinder- und Jugendärzte sowie neuerdings auch in den Impfstellen des Landes. Termine für Impfungen von 12- bis 17-Jährigen in den Impfstellen können heute nun über impfen-sh.de gebucht werden. Voraussetzung für die Impfung ist eine ausführliche ärztliche Beratung.
Ist der Biontech-Impfstoff Comirnaty für die Booster-Impfung von Jugendlichen zugelassen?
Nein. Der Einsatz des Impfstoffs als Booster für Jugendliche ist nicht Teil der Zulassung der Europäischen Arzneimittelbehörde EMA, auch wenn Biontechs Comirnaty grundsätzlich für die Altersgruppe freigegeben ist. Die Booster-Impfung von Jugendlichen ist also ein sogenannter Off-Label-Use (zulassungsüberschreitende Nutzung). Das Landesministerium verweist auf eine enge Abstimmung mit dem Bundesgesundheitsministerium. Nach der Impf-Verordnung des Bundes ist die Auffrischungsimpfung für Jugendliche möglich, "wenn sie nach dem Stand der Wissenschaft medizinisch vertretbar ist". In der Begründung der Verordnung wird vor allem damit argumentiert, dass so auch Jugendliche eine Auffrischungsimpfung erhalten könnten, die etwa im Pflegeheim oder Krankenhaus arbeiten. Die US-Arzneimittelbehörde hat vor wenigen Tagen Booster für Jugendliche ab 12 Jahren mit dem Biontech-Impfstoff erlaubt - fünf Monate nach der letzten Impfung.
Welche Kindern können sich in Schleswig-Holstein impfen lassen?
Es gibt zugelassene Impfstoffe für eine Covid-19-Schutzimpfung für Menschen ab dem Alter von 5 Jahren. Sie können sich bei offenen Impfaktionen, in den Impfstellen und in Arztpraxen impfen lassen. Bei Familien-Impfaktionen und in den Impfstellen können alle Kinder nach ärztlicher Beratung geimpft werden. Einige Kinderarztpraxen konzentrieren sich zunächst auf Kinder, die bestimmte Vorerkrankungen haben oder Kontaktpersonen von Risikopatienten sind. Für diese gibt es eine ganz eindeutige Impfempfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko).
Für welche Kinder empfiehlt die Ständige Impfkommission (Stiko) aktuell eine Impfung?
Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt Impfungen für Kinder im Alter von 5 bis 11 Jahren, die wegen einer Vorerkrankung ein höheres Risiko für einen schweren Covid-19-Verlauf oder Angehörige mit hohem Risiko haben, die nicht genug durch eine Impfung geschützt werden können. Für alle anderen gilt: Bei "individuellem Wunsch" von Eltern und Kindern kann "nach entsprechender ärztlicher Aufklärung" geimpft werden. Für Kinder und Jugendliche ab 12 Jahren gibt es eine generelle Impfempfehlung der Stiko.
Wo können Kinder in Schleswig-Holstein geimpft werden?
In den Kinderarztpraxen, bei offen Familien-Impfaktionen und in den Impfstellen können auch fünf- bis elfjährige Kinder geimpft werden - genauso wie die älteren Kinder. Manche Kinderärzte impfen streng nur - oder vor allem zuerst - nach der Stiko-Empfehlung Kinder (zwischen 5 und 11 Jahren) mit besonderem Risiko oder mit Kontakt zu Risikopersonen. Bei zwei offenen Impfaktionen pro Tag im Land sind sogenannte Familienimpfungen möglich - auch für alle Kinder aus der genannten Altersgruppe. Das Sozialministerium veröffentlicht auf seiner Homepage eine aktuelle Übersicht aller offenen Impfaktionen in Schleswig-Holstein. Die Kapazität dort ist jeweils allerdings begrenzt und es kann zu langen Wartezeiten kommen. Außerdem können Eltern für ihre fünf- bis elfjährigen Kinder online über impfen-sh.de Termine in den Impfstellen buchen - auch wenn es für sie bisher keine ganz ausdrückliche Impfempfehlung gibt.
Welchen Impfstoff bekommen Kinder?
Fünf- bis elfjährige Kinder erhalten den mRNA-Impfstoff von Biontech - das heißt Comirnaty in einer Kinderversion, die extra abgefüllt wird: Die Konzentration des Wirkstoffs ist geringer und die Menge des verabreichten Impfstoffs auch.
Wo können sich Erwachsene und Jugendliche impfen lassen?
In Praxen von Haus-, Kinder- und Fachärzten, bei offenen Impfaktionen und in den sogenannten Impfstellen. Die Kassenärztliche Vereinigung bietet auf ihrer Homepage eine Arzt-Suchfunktion, mit der sich gezielt nur jene Praxen finden lassen, die eine Covid-19-Schutzimpfung anbieten. Weil Praxen aber schnell überlastet sind, gibt es zusätzliche Angebote. An bis zu zehn Orten finden jeden Tag offene Impfaktionen statt. Hier ist der Pieks ohne Termin möglich: Das Gesundheitsministerium in Kiel veröffentlicht jeweils auf seiner Homepage die Liste jener Orte. Bei den offenen Aktionen bilden sich allerdings manchmal lange Menschenschlangen - wer dort hingeht, muss also etwas Wartezeit einplanen. Diese Aktionen sollen vor allem für Erstimpfungen genutzt werden. Bis Anfang Dezember wurden außerdem Impfstellen eingerichtet, die ähnlich wie die früheren Impfzentren funktionieren. Die Terminvergabe läuft über impfen-sh.de.
Wie funktioniert das Termin-Buchungssystem für die Impfstellen?
Über die Website impfen-sh.de können Interessierte eine Impfung in einer Impfstelle buchen, inzwischen auch Kinderimpfungen. So lange Termine verfügbar sind, können diese dann laut Sozialministerium direkt gebucht werden. Ist das nicht mehr der Fall, gibt es die Möglichkeit sich zu registrieren. Wer das tut, erhält dann einen Termin, sobald einer frei wird. Neben den Impfstellen gibt es weiter auch offene Impfaktionen von mobilen Teams, die aber vor allem für Erstimpfungen von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen genutzt werden sollen. Und natürlich impfen auch die Arztpraxen impfen weiter.
Wo gibt es Impfstellen?
In folgenden Orten entstanden bis Anfang Dezember Impfstellen: Bad Oldesloe, Bad Segeberg, Brunsbüttel, Eutin, Flensburg, Glinde, Großhansdorf, Heide, Husum, Itzehoe, Kiel, Kropp, Lübeck, Neumünster (zwei Standorte), Norderbrarup, Norderstedt, Preetz, Prisdorf, Quickborn, Schönberg, Schwarzenbeck (ab 06.04.). Zum Teil befinden sich diese an der gleichen Stelle wie die früheren Impfzentren und funktionieren für die Patienten auch sehr ähnlich.
Wie viele Menschen haben bereits eine dritte Impfung in Schleswig-Holstein erhalten?
Laut dem Impfquotenmonitoring des RKI gibt es aktuell (28.3.) mehr als 2 Millionen Menschen in Schleswig-Holstein, die eine erste Booster-Impfung erhalten haben. Das entspricht 71,7 Prozent der Bevölkerung.
Wie viele Menschen sind in SH einfach oder doppelt geimpft?
Aktuell (Stand 2.3.) sind in Schleswig-Holstein 80,2 Prozent der Bevölkerung mindestens zwei Mal gegen Covid 19 geimpft. Im Bundesvergleich ist die Impfquote in Schleswig-Holstein überdurchschnittlich hoch. In Bremen (90,0 Prozent), in Hamburg (82,6 Prozent), im Saarland (81,6 Prozent) und Nordrhein-Westfalen(80,2 Prozent) sind mehr Menschen doppelt geimpft. Im Bundesdurchschnitt liegt die Quote der zweifach Geimpften bei 75,5 Prozent.
Wie genau sind die Impfzahlen?
Die Impfquote wird aus der Zahl jener Impfungen berechnet, die über das vom Robert Koch-Institut (RKI) entwickelte digitale Impfquoten-Management gemeldet wurden. Je nachdem, wo die Impfung vorgenommen wurde, ist der Meldeweg länger oder kürzer - und entsprechend fehleranfällig. Umfragen - auch vom RKI selbst - deuten daraufhin, dass mehr Menschen geimpft sind als in der Statistik erfasst wurden. Außerdem haben niedergelassene Ärzte mehr Impfungen abgerechnet als gemeldet. Es spricht also viel dafür, dass die Impfquoten in Deutschland in der Statistik niedriger sind als in der Realität - wie groß die Differenz ist, bleibt allerdings unklar.
Wie lautet die Empfehlung für Schwangere und stillende Mütter?
Die Ständige Impfkommission spricht sich mittlerweile dafür aus, dass Schwangere und Stillende sich impfen lassen, und zwar ab dem zweiten Drittel der Schwangerschaft. Zuvor hatte sie eine solche Empfehlung nur für Risikopatientinnen abgegeben. Außerdem appelliert sie an Frauen im gebärfähigen Alter "dringend" sich impfen zu lassen, damit der Schutz bei Beginn der Schwangerschaft schon gegeben ist.
Zahlen zur Corona-Impfkampagne in Schleswig-Holstein
Dieses Thema im Programm:
NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 02.03.2022 | 17:00 Uhr
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