Weltfrauentag: Digitale Wahlhilfe für Gleichstellungsthemen
In zwei Monaten sind Landtagswahlen. Für die Wahlbezirke 6 und 7 können Kandidierende mit dem Wahlhilfeprogramm Voto auf Gleichstellungsthemen hin zu ihrer Haltung überprüft werden.
"Das Gleichstellungsgesetz mit dem wir im öffentlichen Dienst in Schleswig-Holstein arbeiten ist von 1994, ich bin Jahrgang '97, wie soll das noch zeitgemäß sein?" fragt Inga Mumme, Gleichstellungsbeauftragte für das Amt Heider Umland. Auch am 111. Internationalen Frauentag sei eine Gleichstellung nicht erreicht, noch immer viel zu wenig Frauen in der Politik vertreten.
"Bei uns gibt es sogar noch mehrere Gemeinden, in denen elf Männer und null Frauen vertreten sind", ergänzt ihre Kollegin Sandra Stadniczuk, Gleichstellungsbeauftragte des Kreises Dithmarschen. Das wollen die beiden jungen Frauen ändern und haben deswegen 45 frauen- und gleichstellungspolitische Thesen ausgearbeitet, zu denen die Kandidierenden der Landtagswahlen Stellung nehmen müssen. "Das Ziel ist es, dass die Wählerinnen und Wähler sich transparent über die Haltung der Kandidierenden zu Gleichstellungsfragen informieren können", sagt Sandra Stadniczuk.
Mit dem Wahlhilfe-Voto zur Meinungsbildung

In nur zwei Wochen haben sie das Programm auf die Beine gestellt, alle Kandidatinnen und Kandidaten der Bezirke abtelefoniert und überzeugt mitzumachen. Für die technische Umsetzung nutzen sie das digitale Wahlhilfe-Tool Voto. Es funktioniert wie der Wahl-O-Mat. Im Unterschied zum Wahl-O-Mat und anderen Wahlhilfen, sei Voto aber nicht nur auf Bundes- und Landesebene einsetzbar, sondern für jeden einzelnen Wahlkreis.
"Die Idee ist aber die gleiche, ich lese politische Statements und kann als wahlberechtigte Person digital entscheiden, ob ich zustimme oder die Aussage ablehne. Nur dass man sich eben durch die Thesen der Gleichstellungsthemen klickt und nicht durch ein allgemeines Wahlprogramm, der Fokus ist die Gleichstellungspolitik" erklärt Sandra Stadniczuk.
Die Thesen: Alte und neue frauenpolitische Themen
Laut Stadniczuk soll das Tool bei der Meinungsbildung unterstützen und es soll Unterschiede zwischen den Kandidierenden deutlich machen. Zum Beispiel können Wählerinnen und Wähler entscheiden, ob sie der Aussage "Bei Geburt eines gemeinsamen Kindes soll sich auf Bundesebene dafür eingesetzt werden, dass jedes Elternteil vier Elterngeldmonate exklusiv und acht weitere Monate zur freien Aufteilung erhalten", zustimmen oder ablehnen. Auch die Auswahl "neutral" ist möglich, wenn man unsicher mit einem Thema ist. Es geht um Fragen, ob Schwangerschaftsabbrüche Teil des Medizinstudiums werden sollten oder alle relevanten Gremien auf Landes- und Kommunalebene paritätisch besetzt sein müssten.
"Noch immer gibt es eine Gehaltslücke von 24 Prozent bei Jobs ohne Tarifbindung in Schleswig-Holstein, 18 Prozent sind es im Bundesdurchschnitt", betont Sandra Stadniczuk. Frauen verdienen also nicht nur jede Arbeitsstunde weniger Geld, sondern investieren auch noch viel mehr Stunden in unbezahlte Familienarbeit. "Übrigens gibt es keinen Wirtschaftssektor der Frauen per se besser bezahlt als Männer, eine klare Ungleichbehandlung", sagt Sandra Stadniczuk. "Gleichstellungsthemen ziehen sich durch alle Bereiche unseres Lebens, außerdem besteht die Bevölkerung ja zur Hälfte aus Frauen, eine 50/50 Regelung ist also eigentlich selbstverständlich", ergänzt Inga Mumme.
Ziel: Gleichstellungs-Voto für ganz Schleswig-Holstein
Sie hofft, dass sie mit der Online-Wahlhilfe auch viele junge Wählerinnen und Wähler erreichen, die sich schnell über das Smartphone einen Überblickt verschaffen wollen. Am Ende zeige das Wahlhilfe-Tool die Kandidatinnen und Kandidaten mit den meisten Übereinstimmungen an. Das sei eine gute Orientierung, so dass sich die Leute dann weiter mit den Politikerinnen und Politikern befassen könnten, sagen die beiden Gleichstellungsbeauftragten. Bislang seien zwar nur die Kandidierenden aus den Wahlbezirken 6 und 7 aus Dithmarschen eingepflegt, aber langfristig sei das Ziel, ein Gleichstellungs-Voto für ganz Schleswig-Holstein zu etablieren.
