Demonstrierende ziehen mit Plakaten und Bannern durch die Kieler Innenstadt. © NDR Foto: Tobias Gellert

Ver.di kündigt nächsten Warnstreik in kommunalen Kitas an

Stand: 06.05.2022 14:15 Uhr

Stockende Tarifverhandlungen führen am 12. und 13. Mai zu einem Warnstreik in den kommunalen Kitas, der Schulbetreuung und den Sozialdiensten in mehreren Kreisen Schleswig-Holsteins.

Die Gewerkschaft ver.di hat für mehrere Kreise in Schleswig-Holstein einen zweitägigen Warnstreik in den kommunalen Kitas, der Schulbetreuung und den Sozialdiensten angekündigt. Am Donnerstag und Freitag, 12. und 13. Mai, sind davon betroffen: Rendsburg-Eckernförde, Schleswig-Flensburg, Dithmarschen, Nordfriesland, Flensburg, Lübeck, Neumünster, Norderstedt und Henstedt-Ulzburg. Kiel und Plön streiken schon einen Tag eher - am 11. Mai und ebenfalls am Freitag, 12. Mai. Hintergrund für den Streik sind die Tarifverhandlungen, in denen die kommunalen Arbeitgeber nach Angaben der Gewerkschaft zuletzt "nicht mal Ansätze für Kompromisslinien" hätten erkennen lassen. Ver.di fordert unter anderem mehr Zeit für die Vor- und Nachbereitung, Anspruch auf Qualifizierung, Anerkennung von Berufserfahrungen und Studienabschlüssen sowie die Einführung von Entlastungstagen

VKA: Das Einkommen stimmt

Wilfried Kley, Verbandsgeschäftsführer der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA), zeigte wenig Verständnis für die Forderungen ver.dis. In den vergangenen Tarifrunden hätten die VKA maßgebliche Verbesserungen für die Beschäftigten im Sozial- und Erziehungsdienst mit den Gewerkschaften vereinbart. "Die Steigerungen der letzten Jahre liegen sehr deutlich über denen anderer vergleichbarer Berufsgruppen im kommunalen öffentlichen Dienst. Das Einkommen stimmt und wird der sicher anstrengenden Tätigkeit durchaus gerecht", sagte Kley NDR Schleswig-Holstein. Erzieherinnen seien im Vergleich mit anderen Berufen aus dem kommunalen Bereich gut bezahlt. Das Lebenserwerbseinkommen einer Erzieherin der EG S 8a liege bei 1.932.299 Euro, das eines Technikers mit der EG 8 bei 1.793.354 Euro, nannte er ein Beispiel.

Zu dem Vorwurf ver.dis, dass die rein schulische Ausbildung zur Erzieherin ohne Einkünfte stattfinde, sagte Kley: "Dieser Einwand war in der Vergangenheit zwar berechtigt, gibt ver.di aber keinerlei Streikrecht", sagte er. Während einer schulischen Ausbildung bestehe weder ein Arbeits- noch ein Ausbildungsverhältnis. "Der Forderung können kommunale Arbeitgeber gar nicht nachkommen, selbst wenn sie wollten. Es handelt sich um eine rein politische Forderung", betonte er. Grundsätzlich sei die VKA bereit, "einen für beide Seiten vertretbaren Kompromiss in der nächsten Verhandlungsrunde am 16./17. Mai zu vereinbaren."

Erzieherinnen: "Wir verdienen viel zu wenig"

Vor der zweiten Verhandlungsrunde im März waren bereits viele Beschäftigte von kommunalen Kitas in Kiel, Lübeck und Norderstedt in den Warnstreik getreten. Erzieherinnen erklärten im März gegenüber NDR Schleswig-Holstein, dass sie "viel zu wenig" verdienten. Der Job sei immer noch zu unattraktiv, als dass die Leute ihn überhaupt lernen und darin arbeiten wollten. Und: "Es ist mega anstrengend, in Unterbesetzung durchzuarbeiten. Wir machen uns dadurch kaputt." Außerdem fehle es an Wertschätzung.

In der jüngsten Verhandlungsrunde seien Vorschläge für bessere Arbeitsbedingungen und eine Aufwertung der Arbeit der Beschäftigten jedoch "vom Tisch gewischt" worden, hieß es seitens der Gewerkschaft am Freitag. Die Beschäftigten bedauerten es sehr, dass Familien für kommende Woche nun umplanen müssen, so ver.di. Aber die "Verweigerungshaltung der Arbeitgeber" lasse ihnen keine andere Wahl.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 06.05.2022 | 10:00 Uhr

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