Ukraine-Krieg: Hunderte Menschen demonstrieren für den Frieden
In Schleswig-Holstein sind am Sonntag erneut viele Menschen gegen den Krieg in der Ukraine auf die Straße gegangen. Derweil bat Innenministerin Sütterlin-Waack, Geflüchtete nicht auf eigene Faust in den Norden zu bringen.
Friedensaktionen waren an vielen Orten Schleswig-Holsteins angekündigt, unter anderem in Elmshorn (Kreis Pinneberg) und in Schafflund (Kreis Schleswig-Flensburg). In Elmshorn zählte das Organisationsteam der Demonstration nach eigenen Angaben 1.500 Teilnehmer - doppelt so viele wie erwartet. Mit ukrainischer Musik und Redebeiträgen setzten die Demonstrierenden ein Zeichen gegen den Krieg in der Ukraine. Der Menschenzug ging einmal um die Innenstadt, Bürgermeister Volker Hatje (parteilos) und Vertreter verschiedener Parteien und Verbände sprachen. Gegen 15 Uhr ging die Veranstaltung mit einer zentralen Kundgebung zu Ende. Aufgerufen hatte das Bündnis für Demokratie Elmshorn.
In Sozialen Medien organisiert
In Lübeck wurde eine Mahnwache veranstaltet, auf Helgoland zogen knapp 200 Teilnehmer mit Ukraine-Fahnen entlang der Promenade. Mahnwachen gab es am Wochenende außerdem auch in Neumünster am Großflecken, in Pinneberg, Kiel und Laboe. Auf Sylt versammelten sich nach Angaben der Polizei etwa 150 Menschen in Westerland auf der Kurpromenade.
Vor allem in Sozialen Medien organisierten sich die Demonstrierenden, der Zuspruch in vielen Gruppen war sehr groß. Schon am Sonnabend hatten sich Tausende Menschen in ganz Norddeutschland an Kundgebungen beteiligt - laut Polizei waren es in Tornesch im Kreis Pinneberg rund 100, in der Landeshauptstadt Kiel 300 und in Bad Bramstedt im Kreis Segeberg etwa 350. Überall verliefen die Aktionen friedlich.
Unterstützung von Geflüchteten hier vor Ort wichtig
Schleswig-Holsteins Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack (CDU) geht davon aus, dass in den kommenden Tagen etwa 500 weitere Flüchtlinge aus der Ukraine ins Land kommen. "Wir verfolgen jetzt alle seit mehr als einer Woche die schrecklichen Bilder aus der Ukraine. Wir haben die Bilder der flüchtenden Frauen, Kinder und älteren Menschen an den Grenzübergängen gesehen. Das kann niemanden unberührt lassen - deshalb steht Schleswig-Holstein natürlich bereit, um zu helfen", teilte die Innenministerin in einer Pressemeldung mit.
Knapp 200 geflüchtete Menschen sind nach ihren Angaben seit Kriegsbeginn bereits in die Landesunterkunft in Bad Segeberg gekommen, für weitere werden dort demnach jetzt Kapazitäten geschaffen. "Wir sprechen in unserem dafür eingerichteten Interministeriellen Leitungsstab mit allen zuständigen Beteiligten die notwendigen Schritte täglich ab."
Sütterlin-Waack: "Eigeninitiativen erschweren koordinierte Hilfsaktionen"
Um die Unterbringung möglichst gut organisieren zu können, bittet die Innenministerin darum, von privaten Aktionen, bei denen Flüchtlinge aus dem Grenzgebiet nach Schleswig-Holstein gebracht werden, abzusehen. "Die ungebrochene Hilfsbereitschaft der Schleswig-Holsteinerinnen und Schleswig-Holsteiner rührt mich zutiefst. Aber ich bitte alle Menschen bei uns im Land: Fahren Sie nicht selbst an die ukrainische Grenze", appellierte Sütterlin-Waack eindringlich. "Diese Eigeninitiativen erschweren koordinierte Hilfsaktionen der offiziellen Stellen sowohl in den betroffenen Anrainerstaaten, als auch hier in Schleswig-Holstein." Die Unterstützung der Geflüchteten hier vor Ort sei wichtiger, in den Gemeinden und Städten, vor allem in den kommenden Monaten, so Sütterlin-Waack.
Hilfstransporte fahren seit Tagen
Die Hilfsbereitschaft in Schleswig-Holstein hat sich in den vergangenen Tagen als sehr groß gezeigt: Zahlreiche Initiativen haben zu Spenden aufgerufen, Ehrenamtliche tagelang Hilfsgüter sortiert und gepackt. Einige Transporte sind bereits unterwegs Richtung Ukraine, viele steuern Orte in Polen an, wo bereits viele Geflüchtete angekommen sind und noch mehr erwartet werden. Um den humanitären Trecks den Weg so gut wie es geht zu erleichtern, hat Verkehrsstaatssekretär Thilo Rohlfs (FDP) verkündet, dass humanitäre Transporte in Schleswig-Holstein vorerst bis 26. Juni auch sonn- und feiertags unterwegs sein dürfen. "Wir wollen einen Beitrag dazu leisten, jetzt schnell und unbürokratisch zu helfen", sagte Rohlfs am Sonnabend.
Weil so viele Menschen helfen wollen, gibt es mittlerweile zentrale Anlaufstellen von Land, Kreisen und kreisfreien Städten. Damit die Bevölkerung viele Informationen schnell findet, hat das Land die Internetseite www.schleswig-holstein.de/ukraine online gestellt. Dort sind zum Beispiel die Einreise-Regelungen aus der Ukraine, Unterstützungsmöglichkeiten und die Nummer eines Hilfe-Telefons zu finden.
