Trotz reichlicher Ernte: Kein gutes Jahr für Apfelbauern

Stand: 18.09.2022 13:46 Uhr

In Schleswig-Holstein ist die Apfelernte angelaufen. Doch steigende Energiekosten und billigere Ware aus dem Ausland machen es den Bauern schwer.

Obwohl die Ernte reichlich ausfällt, wird es wohl kein gutes Jahr für die Apfelbauern. Durch das warme Wetter hängen in diesem Jahr besonders viele Äpfel an den Bäumen - aber viele werden wohl gar nicht erst geerntet werden, heißt es vom Kreisbauernverband Pinneberg.

Zu niedrige Preise im Großhandel

Das Problem: Die Preise im Großhandel sind zu niedrig, um die Kosten zu decken. Zwischen 30 und 60 Cent pro Kilo bekommen die Bauern aktuell, wie der Vorsitzende des Kreisbauernverbandes, Georg Kleinwort, berichtet, der in Haselau selbst Äpfel anbaut. Zwischen 60 und 80 Cent bräuchten sie, um die steigenden Kosten aufzufangen.

Krieg in der Ukraine verschärft Situation

Hinzu kommt Konkurrenz aus dem Ausland. "Der Verbraucher spart und aus anderen Ländern kommen viel günstigere Äpfel, als wir hier produzieren können", sagt Kleinwort. Weil Polen durch den Krieg in der Ukraine keine Äpfel mehr nach Russland exportiert, drängen noch mehr polnische Äpfel auf den Markt. Das verschärft die Situation für die Bauern.

Gestiegene Energiekosten

Gleichzeitig haben auch die Apfelproduzenten mit den gestiegenen Energiekosten zu kämpfen. Es lohne sich nicht mehr, die Früchte längere Zeit im Kühlhaus zu lagern, sagt Kleinwort. Pro Tonne seien die Kosten um 50 Euro in der Saison gestiegen. "Wir werden unsere Kühlräume voll machen, aber wir werden keine zusätzlichen Kühlräume anmieten", sagt der Apfelbauer. "Da kommen Transportkosten dazu, Mietkosten dazu. Das rechnet sich nicht und wir wissen nicht, ob wir die Äpfel im Frühjahr verkaufen können."

Die 30 Apfelbauern in Schleswig-Holstein wollen deshalb nur die besten Äpfel pflücken. "Wenn etwas überbleibt, werden sie am Baum hängen bleiben und dann kaputt gehäckselt", erklärt Kleinwort. Außerdem werden Anbauflächen reduziert. In Schleswig-Holstein ist die Fläche seit 2017 bereits um 20 Prozent auf 500 Hektar geschrumpft.

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Schleswig-Holstein Magazin | 18.09.2022 | 19:30 Uhr

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