Corona-Impfzentrum: Erster Testlauf in Husum
Die Zulassung eines Corona-Impfstoffes rückt näher. Seit Wochen laufen in Schleswig-Holstein die Vorbereitungen zum Aufbau der geplanten 29 Impfzentren. In Husum war nun Probelauf im dortigen Impfzentrum.
Gesundheitsminister Heiner Garg (FDP) machte sich am Donnerstag in der Husumer Messehalle selbst ein Bild von den Vorbereitungen. Auszubildende des Kreises Nordfriesland dienten als Test-Impflinge. In zwei Wochen soll zumindest in jedem Kreis und in jeder kreisfreien Stadt mindestens ein Impfzentrum einsatzbereit sein. Das ist Gargs Ziel - auch wenn der erste Impfstoff voraussichtlich erst zum Jahreswechsel zugelassen ist.
Eine logistische Mammutaufgabe
Garg sprach von logistischen Mammutaufgaben - und zwar "von der Terminierung über die Beschaffung und Lagerung des Impfstoffes bis hin zum Datencontrolling, in der den Ärztinnen und Ärzten die Aufgabe des Arztgesprächs und der Impfung zukommt", so Garg weiter. Er und Nordfrieslands Landrat Florian Lorenzen bedankten sich bei allen Beteiligten für die Hilfsbereitschaft und die enge Zusammenarbeit. Auch die Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein und die Bundeswehr unterstützen das künftige Impfzentrum.
230 Stellwände machen aus der Halle ein Impfzentrum
Die Mitarbeiter der Messe GmbH haben drei sogenannte Impfstraßen vorbereitet. Jede umfasst einen Raum für ein Arztgespräch und einen für die Impfung selbst - dazwischen liegt jeweils ein kleiner Warteraum. Hinzu kommen ein Vorbereitungsraum, ein Notfallraum, zwei Umkleideräume, eine Lagerfläche, ein Wartebereich und ein Nachsorgebereich. In wenigen Tagen hat sich de Messehalle mit 230 Messewänden, 24 Türen, 180 Stühlen und 54 Tischen beziehungsweise Stehtischen in ein Impfzentrum verwandelt.
Garg: "Im Zweifel ein paar Tage Leerlauf"

Der Geschäftsführer der Messe Husum GmbH, Klaus Liemann, sprach von einer echten Herausforderung angesichts der kurzen Vorbereitungszeit. "Gemeinsam mit einem Messebauer aus der Region ging es letztlich sehr schnell", sagte er. Gesundheitsminister Garg drängt weiterhin darauf, dass zumindest ein Impfzentrum pro Kreis bis zum 15. Dezember einsatzbereit ist, auch wenn der erste Impfstoff voraussichtlich erst zum Jahreswechsel zugelassen ist: "Mir ist es lieber, im Zweifel ein paar Tage Leerlauf zu finanzieren, als nicht fertig zu sein, wenn der Impfstoff tatsächlich da ist."
Schon 3.600 Freiwillige für Personal in Impfzentren
Überwältigend ist inzwischen laut Kassenärztlicher Vereinigung die Rückmeldung für das Fachpersonal: Fast 2.000 Ärzte und Ärztinnen sowie 1.600 medizinische Fachangestellte haben sich bereit erklärt, Schichten in den Impfzentren zu übernehmen - meist neben ihrer regulären Arbeit.
Erinnerungen an D-Mark-Transporte werden wach
Der schleswig-holsteinische Innenstaatssekretär Torsten Geerdts (CDU) sagte, er garantiere, dass man die Impfzentren nicht nur zum Laufen bekomme, sondern er garantiere auch deren Sicherheit. Mit allen Polizeidirektionen im Land und der kommunalen Ebene würde zurzeit eine Lageabschätzung vorgenommen. Man bereite sich auf alles vor, so Geerdts. Aus polizeitaktischen Gründen nannte er keine Details, wie genau die Einrichtungen geschützt werden sollen, man werde aber "lage-angemessen" reagieren.
Auch Geerdts sprach von einer großen Herausforderung - offenbar ähnlich wie eine Aufgabe der Polizei damals nach der Wende, wie er sagte: "Langgediente und altgediente Polizeibeamte und Beamtinnen haben mir gesagt, so eine Situation hatten sie aus ihrer Sicht schon einmal, als es um die Transporte der D-Mark damals in die ehemalige DDR ging".
Der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei, Torsten Jäger, warnt: "Wir sehen für das kommende Jahr eine riesige Belastung für verschiedenste Aufgaben im Zusammenhang mit einzurichtenden Impfzentren auf die Landespolizei zukommen."
