Sandburgen am Strand von St. Peter-Ording © Michaela Peter Foto: Michaela Peter

Sorge vor "Versyltung": St. Peter-Ording will Wohnraum schaffen

Stand: 01.08.2022 20:10 Uhr

Die Immobilienpreise sind in den vergangenen Jahren explodiert. Gerade in attraktiven Regionen wie an Nord- und Ostsee gibt es kaum bezahlbaren Wohnraum. "Versyltung" wird diese Entwicklung genannt - auch St. Peter-Ording ist betroffen.

Der Sandstrand ist zwölf Kilometer lang, zieht Touristen von nah und fern an. In den vergangenen 20 Jahren sind immer mehr Hotels und Pensionen in St. Peter-Ording (Kreis Nordfriesland) entstanden. Der Wohnungsmarkt hingegen hat sich kaum entwickelt. Ein Phänomen, das unter dem Begriff "Versyltung" bekannt ist, da es auf der Nordseeinsel besonders ausgeprägt ist. Im fehlenden Wohnraum sieht Bürgermeister Jürgen Ritter (parteilos) ein großes Problem: "Die Menschen, die nicht hier leben, fehlen uns." Ritter befürchtet, dass "das Dorf irgendwann ausblutet".

Pfahlbauten am Strand von St. Peter-Ording im Saharastaub. © Annette Sieggrön Foto: Annette Sieggrön
St. Peter-Ording ist ein beliebtes Ziel von Nordsee-Urlaubern.
Fachkräfte wollen nicht nur in St. Peter-Ording arbeiten

Dabei wollen Menschen, die in St. Peter-Ording arbeiten, auch dort leben. Zu ihnen gehört zum Beispiel Katja Carl. Sie arbeitet in einem Hotel und pendelt seit 15 Jahren aus Tönning, braucht pro Stecke etwa eine halbe Stunde. St. Peter-Ording könne sie man sich einfach nicht leisten, sagt Katja Carl. "Wir haben ein 120-Quadratmeter-Haus. Das würde in St. Peter kalt 1.800 Euro kosten,", erklärt Carl. In Tönning würde sie weniger als die Hälfte davon zahlen.

Studie: St. Peter-Ording braucht 500 Wohnungen zusätzlich

St. Peter-Ording gab 2018 eine Studie zum Wohnungsmarkt im Auftrag. Das Ergebnis: Bis zum Jahr 2035 braucht die Gemeinde etwa 500 Wohnungen zusätzlich. Laut Bürgermeister Ritter gibt es aktuell keine private Investoren, die bezahlbaren Wohnraum schaffen wollen. "Eine Lösung könnte sein, das wir als Gemeinde einen Eigenbetrieb gründen - ein kommunales Liegenschaftsmanagement nach Sylter Model", schlägt Ritter vor. So sollen Neubaugebiete entwickelt und erschlossen werden. Außerdem soll der Eigenbetrieb Wohnraum schaffen, diesen verwalten und vermieten. "So haben wir eine Hand darauf", sagt Ritter.

Neue Pläne für Neubaugebiet in St. Peter-Ording

Das Finanzierungskonzept steht noch nicht. Dennoch will der Bürgermeister so schnell wie möglich Fachkräfte wie Katja Carl in seiner Gemeinde integrieren - auch die ersten möglichen Projekte gibt es schon. Im Ortsteil Böhl zum Beispiel soll der Eigenbetrieb ein Neubaugebiet erschließen. Ursprünglich sollten freistehende Einfamilienhäuser entstehen - 140 Wohneinheiten für etwa 300 Menschen.

Nun will die Gemeinde den Bebauungsplan ändern, auch Doppel-, Reihen- und Mehrfamilienhäuser möglich machen - für etwa 500 Bewohner. Weil der Eigenbetrieb die Häuser und Wohnungen verwalte, könne man selbst bestimmen,wer den Zuschlag bekommt. Nämlich nur Menschen, die in St. Peter-Ording arbeiten.

Gemeindevertretung muss über Konzept entscheiden

Das löse nicht das komplette Problem, es sei aber ein erster Schritt, so Ritter. Seine Pläne gegen die "Versyltung" will er der Gemeindevertretung präsentieren. Dort ist man sich bereits fraktionsübergreifend einig, dass etwas passieren muss.

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Der Strand in St. Peter-Ording mit vielen weißen Strandkörben. © Wenke Stahlbock Foto: Wenke Stahlbock

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 01.08.2022 | 18:00 Uhr

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