Schulen in SH bereiten sich auf ukrainische Kinder vor
Mehrere hunderttausend Kinder werden wohl vor dem Krieg in der Ukraine nach Deutschland flüchten. Schleswig-Holstein bereitet sich und die Schulen darauf vor. Es dürfte aber auch Probleme geben.
Wie kann man Kindern und Jugendlichen, die von einem Moment auf den anderen ihr Zuhause verlassen mussten und möglicherweise traumatisiert sind, Sicherheit geben? Darüber machen sich derzeit viele Menschen im Land Gedanken. Es war auch Thema bei der zweitägigen Kultusministerkonferenz in Lübeck. Die Schulleiter im Land wollen den Geflüchteten schnellstmöglich helfen - und im Idealfall einen sicheren Alltag bieten. Nur wie kann das funktionieren?
Schulleiterverband sieht zwei Möglichkeiten
Für Uwe Niekiel, Vorsitzender des Schulleitungsverbandes, gibt es zwei Möglichkeiten: "Entweder sie müssen intensiv Deutsch lernen oder aber sie werden in ihrer Muttersprache eine gewisse Zeit unterrichtet. Es macht keinen Sinn, sie ohne Deutschkenntnisse einfach in eine Klasse zu setzen." Dazu kommt, dass im ganzen Land schlichtweg Lehrermangel herrscht. Würden dem vorhandenen Personal Stunden abgezwackt werden, um Flüchtlingskinder zu unterrichten, gebe es weniger Unterrichtsstunden in den Regelklassen, so Niekiel.
Generalkonsulin bittet um ukrainisches System
Die ukrainische Generalkonsulin Iryna Tybinka hatte im Rahmen der Kultusministerkonferenz darum gebeten, dass die Kinder nach ukrainischem System beschult werden - also nach ukrainischem Lehrplan und mit ukrainischen Lehrern. Ansonsten drohe der Ukraine eine verlorene Generation. Bildungsministerin Karin Prien (CDU) kündigte an zu prüfen, ob die geflüchteten Kinder und Jugendlichen von ukrainischen Lehrern unterrichtet werden können. Auch Online-Möglichkeiten wolle man prüfen.
Erfahrungen seit 2015 sollen genutzt werden
Uwe Niekiel vom Schulleitungsverband erklärte unterdessen, dass viele Schulen schon viele Jahre lang Erfahrung mit geflüchteten Kindern hätten: "Von daher würde ich mir wünschen, dass auf dieser Erfahrung aufgebaut wird, und man versucht, das zu nutzen, um diesen Kindern möglichst schnell einen normalen Alltag zu bieten. Damit sie dann auch das ein oder andere, was sie erlebt haben, vergessen können." Auch Bildungsministerin Prien verwies auf - spätestens seit der Flüchtlingskrise 2015 - etablierte Strukturen im schleswig-holsteinischen Schulsystem wie den DaZ-Unterricht (Deutsch als Zweitsprache).
Schulleiterin: "Empathie ist wichtig"
Auch Annette Grosse, Schulleiterin an der Poul-Due-Jensen-Schule in Wahlstedt (Kreis Segeberg) ist es ein Anliegen, den Kindern und Jugendlichen Sicherheit und ein Stück Normalität zu vermitteln: "Es ist wichtig, dass wir uns auf die Schülerinnen und Schüler einlassen, dass wir versuchen, Empathie zu zeigen. Das Sprachproblem ist da - klar. Aber wir müssen vor allen Dingen gucken, dass wir sie auf der emotionalen Ebene auffangen. Und dann kommt die Sprache hinterher von alleine." An ihre Schule kommt am Montag die erste Schülerin aus der Ukraine in eine sechste Klasse.
