Zwei Frauen sitzen in einer Wartehalle eines Flughafens. Sie haben ihre Beine auf ihren Koffern abgelegt. © Imago Foto: Rupert Oberhäuser

Schleswig-Holsteiner in Sorge um ihren Sommerurlaub

Stand: 01.07.2022 08:07 Uhr

In Schleswig-Holstein starten am Freitagnachmittag die Sommerferien - gleichzeitig steigt die Angst, den Flieger nicht rechtzeitig zu erreichen.

Bilder von überfüllten Abflughallen und Koffern, die nicht richtig zugeordnet werden können - bei diesem Anblick wird es so manchem Schleswig-Holsteiner Angst und Bange. Am Freitag ist letzter Schultag und viele möchten dann direkt in den langersehnten Urlaub abheben. Nun hat die Gewerkschaft Ver.di Beschäftigte der Airport-Technik zu einem Warnstreik aufgerufen - das Chaos könnte also noch größer werden.

Kommentare auf Social Media Plattformen: Gemischte Gefühle vor dem Urlaub

Bei den Hörern, Zuschauern und Nutzern von NDR Schleswig-Holstein zeigt sich ein gemischtes Bild. Auf den NDR SH Social Media Kanälen erklären einige, dass sie einfach zu Hause bleiben. So wie Caro Müller: "Ich hab einen wunderschönen Garten, Terrasse, ringsum nur Felder, Ruhe, Natur, meinen Mann, meine Hühner, mein Hund." Sie sei froh, wenn sie niemanden sehen muss. Das wäre für sie Urlaub vom Feinsten. Andere Nutzer machen Tagesausflüge oder fahren mit dem Auto nach Dänemark. Aber dann gibt es doch einige, die sich auf ihren Traumurlaub in der Sonne freuen. Annika Burkhard ist momentan ziemlich nervös: "Sobald der Flieger abhebt, können wir aufatmen!" Und Raffaela fasst zusammen: "Ganz entspannt die Sache angehen und rechtzeitig da sein. Man hat ja Urlaub - bloß nicht verrückt machen lassen."

Reisende brauchen Zeit und Geduld

Auch Flughafen-Chef Michael Eggenschwiler rät allen Reisenden, rechtzeitig am Airport zu sein. Um dem Ansturm in den kommenden Tagen zu begegnen, wird der Flughafen in Fuhlsbüttel früher geöffnet: Freitag ab 3.15 Uhr, die Sicherheitskontrollen sollen ab 3.30 Uhr besetzt werden. Die schnelle Erholung des Flugverkehrs weltweit bringe die Branche an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit. "Da gibt es nichts schönzureden, die Lage ist im Moment sehr, sehr angespannt", sagte Eggenschwiler am Donnerstag. "Wir haben zwei intensive Wochen vor uns." Der Helmut-Schmidt-Flughafen erwartet rund 300.000 Passagiere pro Woche, an einigen Tagen bis zu 50.000. Das entspreche 70 Prozent des Vor-Corona-Niveaus.

Besorgte Anrufe in Reisebüros

Auch die Betreiber von Reisebüros raten ihren Kunden, unbedingt wesentlich mehr Zeit einzuplanen. Gritt Hameister vom Reisebüro Sonne & Mehr in Kiel hat täglich mit den Sorgen der Reisenden zu tun: "Die Kunden sind wegen des Chaos an den Flughäfen besorgt. Sie haben Angst, nicht rechtzeitig durch die Personenkontrolle zu kommen, und ganz aktuell, weil es eben durch die Medien ging, die Sorge, den Koffer nicht zu bekommen." Wer jetzt spontan umbuchen will, hat aber ihrer Ansicht nach schlechte Karten: "Umbuchen lässt sich in der Regel so kurzfristig überhaupt nichts mehr, außer es ist mit sehr hohen Kosten verbunden." Es streike ja nicht die Abfertigung, sondern das Technikpersonal. "Man weiß einfach nicht, welche Auswirkungen das auf den Ablauf am Flughafen haben wird," sagt die Reiseexpertin. Deshalb empfiehlt sie, gerade für Hamburg, mindestens zweieinhalb bis drei Stunden vorher da zu sein. Erst dann könne man sehen, ob die Maschinen tatsächlich abgefertigt werden können, oder nicht. Wenn das nicht der Fall sein sollte, dann müsse die Fluggesellschaft in irgendeiner Form Abhilfe schaffen - also umbuchen auf eine Folgeverbindung oder den nächsten Tag.

Die Reiseexpertin geht davon aus, dass die Lage an den Flughäfen erst im Herbst wieder entspannter wird: "Es ist ja so, dass das zusätzliche Personal jetzt gerade erst angelernt wird oder im Ausland akquiriert wird. Bis die eingearbeitet werden und ihr Arbeitsvisum bekommen, wird das sicherlich mindestens anderthalb Monate dauern."

Straßen und Fähren werden voll

Da kann sich glücklich schätzen, wer Urlaub in Deutschland oder den Nachbarländern gebucht hat. Da Nordrhein-Westfalen aber bereits in die Sommerferien gestartet ist und an diesem Wochenende neben Schleswig-Holstein auch Mecklenburg-Vorpommern nachzieht, wird es wohl auf den Straßen wieder voll werden. Der ADAC rechnet damit, dass dieser Reisesommer wieder so staureich wird wie vor der Corona-Pandemie. Und auch die Fähren auf die Inseln sollten rechtzeitig reserviert werden. Nach Angaben eines Sprechers der Wyker Dampfschiffsreederei sind die Fähren auf die Inseln Amrum und Föhr bereits gut gebucht. Zu den Randzeiten gebe es aber noch freie Plätze. Ähnlich ist die Situation auf den Autozügen nach Sylt. Auf der Fähre nach Pellworm gibt es momentan zu allen Zeiten noch ausreichend Platz.

Nur noch wenige Unterkünfte frei

Wer noch auf der Suche nach einer Urlaubsunterkunft ist, könnte es inzwischen schwer haben. Ferienhäuser in Dänemark beispielsweise sind laut Reiseexperten gefragt wie vor Corona. Campingplätze zwischen Nord- und Ostsee erwarten eine ähnlich hohe Auslastung wie im vergangenen Jahr. Die Region um den Ostseefjord Schlei war 2021, als Corona-bedingt vieles nicht möglich war, sieben Monate lang ausgebucht. In diesem Jahr haben Urlaubshungrige - auch aus dem eigenen Land - hier noch Chancen, etwas zu finden.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Schleswig-Holstein Magazin | 30.06.2022 | 19:30 Uhr

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