Kieler Werft TKMS will in Wismar U-Boote bauen
Die Kieler Werft thyssenkrupp Marine Systems erhöht mit dem Kauf des Werft-Standortes die eigenen Kapazitäten. Die MV Werften sind insolvent. Schon von 2024 an könnten in Wismar U-Boote gebaut werden.
Die Kieler Werft thyssenkrupp Marine System (TKMS) kann sich vor Aufträgen kaum retten. Bis weit in die 2030er Jahre ist das Unternehmen ausgebucht, mit weltweiten Aufträgen im Gesamtwert von rund 15 Milliarden Euro. Der Kieler Standort ist von seinen Kapazitäten schon lange am Limit, deswegen baut die Werft auch für mehr als 250 Millionen Euro neue Hallen. Doch auch das reicht nicht aus. Die jetzige Übernahme der insolventen Wismarer MV Werften ist für den TKMS-Vorsitzenden, Oliver Burkhard, aber auch eine strategische Ergänzung: "Wir wachsen als Unternehmen und brauchen daher langfristig Kapazitäten. Dafür ist diese Werft sehr gut positioniert und hat im Vergleich mit anderen für uns am besten abgeschnitten." Außerdem gebe man so der MV Werft Wismar wieder eine echte Schiffbauperspektive, ergänzt Burkhard. Über den Kaufpreis ist Stillschweigen vereinbart worden.
In Wismar sollen U-Boote gebaut werden
Zukünftig könnte TKMS nach eigenen Angaben von 2024 am nun neuen Standort in Wismar U-Boote bauen. Das Unternehmen macht das allerdings auch vom Bund abhängig, wenn der für die Deutsche Marine weitere Boote bestellt. Deutschland lässt gemeinsam mit Norwegen bei TKMS insgesamt sechs U-Boote des Typ 212CD bauen. Die Deutsche Marine soll zwei Einheiten bekommen. Aufgrund des russischen Angriffskriegs in der Ukraine und der damit veränderten Sicherheitspolitik der Bundesregierung sind sich viele Marine-Experten allerdings sicher, dass zumindest die im Vertrag enthaltene Option für den Bau zwei weiterer deutscher U-Boote gezogen wird. Dafür spricht auch, dass die Deutsche Marine aus dem Sondervermögen der Bundeswehr mehr als 19 Milliarden Euro für bessere Ausrüstung bekommt. Auf dem Wirtschaftsplan stehen auch die U-Boote vom Typ 212CD.
Mehr Aufträge, mehr Jobs
Daher stellt die Kieler Werft klar: Je mehr Aufträge, desto mehr Arbeitsplätze. Bei einem Hochlauf der Produktion im Laufe des Jahres 2024 könnten laut TKMS rund 800 Menschen eingestellt werden. Diese Zahl lässt sich aber laut Oliver Burkhard noch mal erhöhen: "Wir sehen auch eine Perspektive für Überwasser und wollen auch wieder selber fertigen. Aber: Auch dafür braucht es Aufträge. Wenn diese kämen, könnten wir am Standort Wismar bis zu 1.500 Mitarbeitende einstellen."
Seit mehr als 40 Jahren verkauft die TKMS weltweit auf dem eigenen so genannten MEKO Design basierend Fregatten, Korvetten und sogar kleine Zerstörer. Bislang mussten diese Aufträge an Unterauftragnehmer wie German Naval Yards Kiel abgeben werden. Mit dem neuen Standort in Wismar dürfte, das nun der Vergangenheit angehören
National Champion TKMS?
Schon seit längerem gibt es den politischen Willen einer Werft-Konsolidierung für den Marineschiffbau. Durch einen nationalen Champion soll so ein Gegengewicht zu den großen europäischen Staatswerften gebildet werden. Mit der Übernahme des Standortes von MV Werften in Wismar scheint dieser Wunsch nun ein Stück näher gerückt zu sein. Dennoch setzt der TKMS-Vorsitzende Oliver Burkhard weiter auf Kooperation: "Wir sind durchaus bereit, mit anderen Firmen zusammenzuarbeiten und so die deutsche Position im internationalen Vergleich zu stärken - auch für unseren Hauptkunden Deutsche Marine. Sehr gerne sogar." Durch die im Koalitionsvertrag der Bundesregierung vereinbarten, aber noch nicht umgesetzten Schlüssel-Technologie, ist es zudem möglich, Behörden-Aufträge ohne europaweite Ausschreibung an deutsche Werften zu vergeben. Auch so kann der deutsche Werftstandort zusätzlich gestärkt werden.
Lob vom Land und Gewerkschaft
Der amtierende Wirtschaftsminister Bernd Buchholz (FDP) hält die Übernahme der Werft in Wismar für konsequent. Allerdings müssten die Beschäftigten in Schleswig-Holstein auch weiter gut beschäftigt bleiben: "Das hat mir die Geschäftsführung von TKMS allerdings auch so zugesichert." Auch die IG Metall begrüßt den Kauf des Werft-Standortes. Die Gewerkschaft sieht hier einen weiteren Anker, um die von der Bundesregierung angekündigte Schlüssel-Technologie umzusetzen. "Klar ist, dass der Kauf nicht zu Lasten der Kieler Belegschaft gehen darf. Daher ist die Vereinbarung zur Angleichung der Arbeitszeit und der Arbeitsbedingung ein wichtiges Signal, was wir als IG Metall erwirken konnten", erklärt Stephanie Schmoliner von der IG Metall Kiel-Neumünster. Sorgen darüber, dass Aufträge, die in Kiel hätten gebaut werden können, nun nach Wismar gehen, hält der maritime Beauftragte des Landes Schleswig-Holstein, Andreas Burmester, für unbegründet: "Ich glaube, es ist wirklich eine Kapazitätserweiterung. Kiel war seit vielen, vielen Jahren an den Kapazitätsgrenzen und wir holen uns damit Kapazität zurück die wir dringend benötigen, um die Zukunft zu bewältigen."