Kieler Werft TKMS auf Wachstumskurs
Die Kieler Werft thyssenkrupp Marine System ist auf der Suche nach Möglichkeiten, um die eigenen Kapazitäten zu erhöhen. Dabei geht es wohl um eine mögliche Übernahme der insolventen MV-Werften.
Seit mehreren Monaten schon kann die Kieler Werft thyssenkrupp Marine Systems (TKMS) ein Erfolg nach dem anderen verbuchen. Ganz gleich ob U-Boote für die israelische oderdeutsche und norwegische Marine: Die Produkte des Unternehmens von der Kieler Förde sind begehrt. Das sorgt für volle Auftragsbücher. Experten gehen von bis zu 14 Milliarden Euro an Aufträge aus, die die Werft bis weit in die 2030er-Jahre hinein auslastet. Aufgrund des Kriegs in der Ukraine, der dadurch veränderten Sicherheitslage in Europa, und der damit einhergehenden Neuausrichtung der deutschen Sicherheitspolitik, könnten weitere milliardenschwere Aufträge folgen. Das bleibt nicht ohne Folgen, denn die Kieler Werft platzt schon jetzt aus allen Nähten, baut deswegen seit vergangenem Jahr den Standort für 250 Millionen Euro aus. Doch das reicht offenbar nicht aus, denn TKMS sucht nach eigenen Angaben nach Möglichkeiten, die Kapazitäten zu erhöhen.
Mögliche Übernahme von MV-Werften
Deswegen ist das Unternehmen ins Rennen um den Kauf der insolventen MV-Werften eingestiegen. Aus Sicht des maritimen Beauftragten des Landes, Andreas Burmester, wäre das nicht nur gut für das Unternehmen: "Die Werft schafft sich so auf kostengünstige Art und Weise einen großen Kapazitätsaufwuchs. Und wenn das gut für das Unternehmen ist, dann ist es gut für die Region und dann ist es auch gut fürs Land." Hinzu kommt seiner Meinung nach, dass TKMS so auch dringend benötigte neue Fachkräfte und Ingenieure bekommt. Aus Sicht von Wirtschaftsminister Bernd Buchholz (FDP) zeigt das Interesse von TKMS auch, dass es dem Unternehmen gut geht: "Übereinstimmend mit der IG Metall habe ich die Ansicht, dass diese Variante nicht nur gut für unser Land wäre, sondern für den Werftstandort in Norddeutschland insgesamt."
Erster Schritt in Richtung Werft-Konsolidierung
Seit Jahren gibt es den politischen Willen einer Werft-Konsolidierung im Marineschiffbau - sprich, dass sich die Werften, die Fregatten und U-Boote bauen, zusammenschließen. So sollen sie besser auf dem internationalen Markt bestehen, wo sie gegen andere Unternehmen im Wettbewerb stehen, die zum Teil in staatlicher Hand sind. Dazu gehört etwa die französische NAVAL Group. Bislang hat sich TKMS auf den U-Boot-Bau konzentriert. Überwasserschiffe, wie beispielsweise die israelischen Fregatten, hatte das Unternehmen zwar konstruiert, die Schiffe dann aber von Unterauftragnehmern wie German Naval Yards bauen lassen.
Sollte es zur Übernahme von MV-Werften kommen, dann könnte TKMS künftig alles aus einer Hand anbieten. "Ich glaube trotzdem, dass eine Konsolidierung im deutschen Marineschiffbau nicht falsch wäre. Die Werften, die in diesem Bereich tätig sind, sollten stärker kooperieren", so Wirtschaftsminister Buchholz. Seiner Meinung nach kann niemand eine Konkurrenzsituation am deutschen Markt gebrauchen: "Davon würden dann am Ende andere europäische Unternehmen profitieren, weil die daraus Stärke ziehen, wenn wir uns untereinander zersplittern."
