Katholische Kirche schließt Gotteshäuser in SH
Die katholische Kirche im Norden schließt immer mehr ihrer Gebäude. Am Sonnabend wurde in Kiel wieder ein Gotteshaus säkularisiert. Denn die Lage der Kirche ist aus vielen Gründen überhaupt nicht gut.
Noch ein letzter Gottesdienst, dann war Schluss. Am Sonnabendnachmittag wurde aus der Heilig-Kreuz-Kirche im Kieler Stadtteil Elmschenhagen ein ganz normales Gebäude. Für Propst Thomas Benner ist es fast schon Alltag. Denn Heilig-Kreuz ist bereits die fünfte Kirche in seiner Kieler Pfarrei, die geschlossen wird.
Katholische Kirche im Norden hat zahlreiche Probleme
Grund für den drastischen Schritt sind vor allem finanzielle Probleme. Das Erzbistum Hamburg, zu dem neben Hamburg und Schleswig-Holstein auch Mecklenburg gehört, ist hoch verschuldet und macht fast jedes Jahr neue Verluste. Im Geschäftsjahr 2020 betrug das Defizit mehr als zehn Millionen Euro. Strukturreformen, Schulschließungen, Immobilienverkauf: Seit 2016 versuchen die Verantwortlichen mit diesen und weiteren Maßnahmen gegenzusteuern.
Kieler Pfarrei kurz vor der Insolvenz
Besonders schlimm steht es um die Kieler Pfarrei. Hätte man nicht fünf der zehn Kirchen geschlossen, hätte den Gemeinden schon in wenigen Jahren die Insolenz gedroht, meint Propst Benner. Aber es gebe noch mehr Gründe: "Das ist die Überalterung der Gemeinden und es ist natürlich auch der Personalmangel". Seine Einschätzung: Auch anderswo im Land werden wohl Kirchen entweiht werden müssen.
Weniger Mitglieder, weniger Menschen im Gottesdienst, mehr Austritte
Hintergrund der Finanzmisere: Es gibt immer weniger Katholikinnen und Katholiken. In den vergangenen 25 Jahren ist die Mitgliederzahl im Erzbistum Hamburg um sieben Prozent gesunken. Neue Mitglieder gibt es kaum. Und auch die Kirchengebäude werden offenbar immer weniger gebraucht. Im Vergleich zu den Zahlen von vor 20 Jahren besuchte im vergangenen Jahr nur noch ein Viertel der Menschen einen katholischen Gottesdienst in Schleswig-Holstein. Und die Zukunft sieht düster aus: Laut einer Studie der Universität Freiburg werden die Mitgliederzahlen im Erzbistum bis 2060 um weitere 40 Prozent einbrechen.
Propst: Gründe nicht nur in Rom suchen
Die Gründe für den Mitglieder-Schwund sieht Propst Benner nicht nur im Missbrauchsskandal und dessen Aufarbeitung oder der Weigerung des Papstes, auch Frauen für die Priesterweihe zuzulassen - auch wenn er sich hier Reformen wünscht. Die katholische Kirche solle stärker darauf setzen, Gutes für die Gesellschaft zu tun und Einrichtungen wie die Caritas stärken. Außerdem plädiert er für eine engere Zusammenarbeit mit der evangelischen Kirche.