Immer mehr Menschen in SH stehlen Kraftstoff
Die aktuell relativ hohen Preise an der Zapfsäule lassen offenbar auch die Fälle von Tankbetrug und Kraftstoff-Diebstahl nach oben gehen.
Seit einigen Wochen würden vermehrt Fälle von Tankbetrug und Kraftstoffdiebstahl registriert, sagte die Pressesprecherin des Landeskriminalamtes Schleswig-Holstein, Carola Jeschke. Wurden in der elften Kalenderwoche noch 49 Fälle von Tankbetrug und 22 Fälle von "Benzinklau" gemeldet, waren es eine Woche später bereits 58 Fälle von Tankbetrug und 33 Fälle von Kraftstoffdiebstahl.
Mann stirbt bei Abzapfversuch
Dabei werden die Diebe immer dreister. In Geesthacht (Kreis Herzogtum Lauenburg) entwendeten Unbekannte nach Angaben der Landespolizei eine mobile Dieseltankstation von einer Baustelle. In Schleswig (Kreis Schleswig-Flensburg) stahlen Diebe rund 1.300 Liter Diesel aus sechs Müllfahrzeugen. Und in Kaltenkirchen (Kreis Segeberg) starb im März ein 33 Jahre alter Mann bei dem Versuch, auf dem Parkplatz eines Baumarktes aus dem angebohrten Tank eines Kleintransporters Kraftstoff abzuzapfen. Dabei wurde er von dem anfahrenden Fahrzeug mitgeschleift und tödlich verletzt.
Speditionen sichern Gelände und Fahrzeuge
Die Speditionsbranche beobachtet die Entwicklung. "Insgesamt sind wir aber vom Benzindiebstahl noch nicht so stark betroffen wie befürchtet", sagte der Geschäftsführer des Unternehmensverbands Logistik Schleswig-Holstein, Thomas Rackow. Viele Speditionen hätten ihre Firmengelände stark gesichert, einige hätten Tanksicherungen in ihre Fahrzeuge eingebaut.
Tankbetrüger nutzen oft gestohlene Kennzeichen
Auch die Fälle von Tankbetrug haben nach Polizeiangaben zugenommen. Zwischen der neunten und der zwölften Kalenderwoche 2022 wurden im Land knapp 180 dieser Taten registriert. Im ganzen Jahr 2021 waren es laut polizeilicher Kriminalstatistik 958, im Jahr 2020 1114. "Oft nutzen Tankbetrüger für ihre Taten gestohlene Kennzeichen, um ihre Identität zu verschleiern", sagte Marcel Schmidt vom Landespolizeiamt Schleswig-Holstein. In Kayhude (Kreis Segeberg) fuhren lat Polizei am ersten Sonntag im April zwei Männer in einem Auto mit Pinneberger Kennzeichen an einer Tankstelle vor, tankten für mehr als 130 Euro und fuhren davon, ohne zu bezahlen. Als die Polizei die Benzindiebe kurz darauf stoppte, befanden sich den Angaben zufolge wieder die eigentlich zugehörigen Hamburger Kennzeichenschilder am Fahrzeug.
Im Vergleich zu anderen Delikten sei die Aufklärungsquote beim Tankbetrug jedoch vergleichsweise hoch, sagte Jeschke. Im Jahr 2021 lag sie bei 33,6 Prozent, bei normalem Diebstahl lag sie bei 39,1 Prozent.