Ein Rebhuhnpaar sitzt auf einem Acker. © Kreisjägerschaft Pinneberg

Immer mehr Brutvögel in Schleswig-Holstein sind gefährdet

Stand: 13.06.2022 12:20 Uhr

Bruterfolge beim Weißstorch und Steinkauz können nicht darüber hinweg täuschen, dass Extremwetter, Fressfeinde und die Landwirtschaft der Vogelwelt im Land zusetzen. 83 von 216 Arten gelten als gefährdet.

Das Landesamtes für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (LLUR) hat die sechste Fassung seiner Roten Liste veröffentlicht. Nach der gelten mehr als ein Drittel der regelmäßig in Schleswig-Holstein brütenden Vogelarten als gefährdet. 83 von 216 Arten sind in eine Gefährdungskategorie eingestuft. Auf der fünften Roten Liste, vor 12 Jahren, waren es noch 74. Als ausgestorben gilt zum Beispiel der Brachpieper, der noch bis in die 2000er-Jahre im Land gebrütet hat.

Vier Seeschwalbenarten vom Aussterben bedroht

"Vom Aussterben bedroht" sind 23 Arten - dazu zählen gleich vier Seeschwalbenarten (Lach-, Brand-, Zwerg- und Trauerseeschwalbe). Auch die Bekassine - ein Schnepfenvogel, der noch vor wenigen Jahren in den Mooren seine Nester baute - ist im Land fast nicht mehr zu finden. Das Rebhuhn ist "stark gefährdet", genauso wie der Sand- und der Seeregenpfeifer und die Küstenseeschwalbe. Zu den "gefährdeten" Arten zählen unter anderem Kiebitz, Rotschenkel und Feldlerche.

Vogel-Fressfeinde erreichen Inseln und Halligen

Als Gründe für die Zunahme von gefährdeten Arten nennt das LLUR ein veränderte Nutzung von landwirtschaftlichen Flächen und die Zunahme von Extremwetterereignissen. So wurden zum Beispiel Ende Mai 2022 an der Nordseeküste viele Gelege und kleine Jungtiere bei Hochwasserereignissen einfach weggeschwemmt. Ein weiterer Grund ist laut LLUR die sogenannte Prädation - das heißt, dass immer mehr Gelege und Jungtiere, aber auch brütende Vögel von Fressfeinden, wie Mardern, Wanderratten und Füchsen gefressen werden. Diese würden über befestigte Lorendämme auch Halligen erreiche, die früher als sichere Rückzugsgebiete galten. Die Wanderratte gelänge sogar schwimmend auf Inseln ohne feste Landanbindung.

Bruterfolge bei Weißstorch und Steinkauz

Es gibt aber auch Lichtblicke. So stiegen laut LLUR zum Beispiel die Brutbestände von Weißstorch und Steinkauz wieder an, ein Ergebnis von gezielten Artenhilfsprogrammen. Auch der Fischadler kam wieder häufiger vor. Desweiteren hätten Brutvögel ausgewiesene Naturwaldflächen für sich entdeckt. Außerdem wirken sich Wilde Wiesen der Stiftung Naturschutz in der Agrarlandschaft positiv aus, genauso wie Flächen der Vertragsnaturschutzprogramme.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 13.06.2022 | 12:00 Uhr

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