Grundversorgung: Stadtwerke müssen Strom und Gas teuer zukaufen
Viele Schleswig-Holsteiner landen aktuell in der Grundversorgung ihrer Stadtwerke, weil Billiganbieter Konkurs gegangen sind. Das Problem: Die Stadtwerke müssen jetzt Gas und Strom teuer dazukaufen.
Die Heider Stadtwerke (Kreis Dithmarschen) stehen vor einer Herausforderung: Auf einen Schlag haben sie 300 Neukunden beim Gas und 200 beim Strom bekommen. Das bedeutet rund eine Millionen Kilowattstunden Strom sowie etwa drei Millionen Kilowattstunden Gas mehr als eigentlich geplant. Der Grund: Strom- und Gas-Discounter hatten sich verzockt. Sie hatten Billigangebote für Neukunden gemacht - die waren aber zu billig. Und jetzt geht ihnen die Puste aus.
"Im letzten Jahr hat sich die Situation so eingestellt, dass andere Lieferanten ihre Verträge bei den Kunden gekündigt haben oder auch Insolvenz angemeldet haben und dann sind die Kunden zu uns in die Grundversorgung gefallen", erklärt Stefan Vergo, Geschäftsführer der Stadtwerke Heide. Bei 500 neuen Kunden sei das bei den Stadtwerken Heide gerade noch zu leisten, wegen der aktuell hohen Preise könne das bei 1.000 Kunden schon ein echtes Problem werden, so Vergo weiter.
200 Euro mehr für Gas
Die Stadtwerke kaufen normalerweise Strom- und Gaskontingente mit zwei bis drei Jahren Vorlauf günstig ein, um gerade die Auswirkungen drastischer Schwankungen - wie im Moment - zu vermeiden. Die Russland-Krise macht die Situation nicht gerade leichter. "Wir konnten Anfang letzten Jahres den Strom für 5 Cent kaufen und Ende des Jahres waren es 34 Cent", erklärt Vergo. Wer im Dezember in die Grundversorgung rutschte, den trafen die 34 Cent, so der Geschäftsführer weiter. Das bedeutet für diese Kunden: 200 Euro mehr bei Gas sowie knapp 80 Euro mehr im Jahr für Strom.
Versorger erhöhen Tarife für Grundversorgung
Einige Stadtwerke legten deshalb schon hohe Tarife für die neuen Kunden in der Grundversorgung fest. Die Verbraucher-Zentrale kritisiert das. Bei einigen Stadtwerken wie Neumünster oder Itzehoe würden die Tarife für die Grundversorgung deutlich über denen für die Stammkunden liegen. Die Verbraucher sollten in dem Fall schriftlich Widerspruch einlegen, und einen Normal-Tarif einfordern.
Der Chef der Heider Stadtwerke versucht es jetzt mit einer Mischkalkulation - zwischen den günstigeren früheren Energiepreisen und den neu zugekauften Strom-und Gas-Preisen.
