Zwei Grundschüler arbeiten an Laptops während eines Unterrichst an der Grundschule in Oelixdorf. © NDR

Digitalisierung: Eine Grundschule zeigt, wie es gehen kann

Stand: 13.03.2022 14:43 Uhr

Von der ersten bis zur vierten Klasse lernen die Schüler der Grundschule in Oelixdorf bei Itzehoe digital. Die Pandemie hat den Prozess beschleunigt.

von Oliver Kring

Seit fast genau zwei Jahren gehören Smartphones, Tablets, PC, ein interaktives Whiteboard, ein Schulnetzwerk sowie eine spezielle digitale Lernplattform mit dem Namen "It's learning" für alle zum Standard in der Grundschule am Störtal in Oelixdorf (Kreis Steinburg). Dort lernen Erstklässler inzwischen von der Pike auf digital. "Die Coronazeit hat diese Entwicklung in der Grundschule geradezu gepusht", sagt Schulleiterin Ilka Schack. Der Lockdown ab März 2020 war nach ihren Worten eine harte Zeit.

Ein Kind bedient ein Tablet. © Oliver Kring (NDR) Foto: Oliver Kring (NDR)
Generation Alpha nennt man die Kinder, die schon als Kleinkind mit Smartphone, PC oder Tablet zu tun hatten.

Für die berufstätigen Eltern eine Herausforderung, weil sie ihre Kinder trotz ihrer Arbeit irgendwie betreuen mussten. Aber auch alle anderen Eltern waren betroffen, weil sie mehr oder weniger freiwillig zum verlängerten Arm der Schule wurden. Für Schüler und Lehrer eine Herausforderung, weil nur mit Mühe der Stoff vermittelt werden konnte. Das alles hatte laut Schulleiterin Schack allerdings auch ein Gutes: Der Prozess des digitalen Lernens wurde beschleunigt. Und seitdem macht die Schule mit großer Begeisterung darin weiter.

Gemeinsam virtuell an einem Thema lernen

"Zunächst haben wir 'It's-Learning' eingeführt. Eine Lernplattform, auf der sich Lehrer, Eltern und Schüler einloggen und über alle denkbaren Endgeräte wie Smartphone, Tablet, PC miteinander in Verbindung bleiben können," sagt Schack. "It's learning" ist als eine Art digitaler Lern-Baukasten für Schulen entworfen worden. Lehrer, Eltern und Schüler können die Fächer und Themen der jeweiligen Schulklassen anklicken und dann auf digitalem Weg lernen - sowohl in Gruppen als auch einzeln.

Lehrer und Schüler haben dort füreinander und für verschiedene Themen unter anderem Lehr-, Lern- und Übungsvideos eingestellt. "Davon profitieren die Schülerinnen und Schüler in gleich mehreren Dimensionen: Diejenigen, die solche Videos produzieren, vertiefen den Stoff. Und zwar für sich selbst und für diejenigen, die einfach etwas Unterstützung brauchen", sagt Ilka Schack.

Und auch jenseits der regulären Schulzeit konnten und können die Schüler mit den Lehrern und umgekehrt in Verbindung bleiben, Hilfe anfordern, Leistungen prüfen, Aufgaben besprechen, Aufträge und Projekte verteilen. "Das ist eine unglaubliche Bereicherung. Wir haben Möglichkeiten, die wir vorher nicht hatten: individuelles Feedback, dass wir nun viel besser und schneller und bei Bedarf jedem einzelnen Schüler direkt geben können. Die Kinder können Sprachnachrichten erhalten, Video-Nachrichten erhalten und sich das zu Hause oder im Unterricht angucken", sagt die Fachlehrerin für neue Medien Lisa Linder.

Schüler produzieren Lern-Videos

Die Grundschule ist seit 2017 Modellschule für Lehren und Lernen mit neuen Medien, technisch entsprechend gut ausgestattet für digitales Lernen auf hohem Niveau. 20.000 Euro gab es dafür vom Land - unter der Bedingung, dass auch die Gemeinde das Projekt mit 5.000 bezuschusst. Auch nach Ende des Home-Schoolings wurde das digitale Lernen beibehalten und weiterentwickelt. So lernen die Kinder beispielsweise selbst an einem "Stopp-Trick-Kasten", Lern-Videos aufzunehmen. Dazu legen sie mit runden Plättchen jeweils Achter-Reihen unter die Kamera eines Tablets und drücken dann den Auslöser. Wenn drei Achter-Reihen fertig gelegt wurden, stellen sie im Video zum Beispiel die Frage nach dem Ergebnis und lösen das ganze nach kurzer Zeit per Zählung der Plättchen in einer Antwort auf.

Drei Kinder nehmen vor einem Greenscreen mit einem Tablet ein Video auf. © Oliver Kring (NDR) Foto: Oliver Kring (NDR)
Auch die Kreativität wird gefördert: mit eigenen Erklär-Videos der Schüler.

Auch einfaches Programmieren an sogenannten "Bi-Bots" lernen die Kinder, die zwischen fünf und elf Jahre alt sind, schon in der Grundschule. Dort müssen die Schüler eine Multiplikations-Aufgabe als Tastenkombination einprogrammieren. Ist das erfolgreich geschehen, bewegt sich der Bi-Bot auf die eingegebenen Werte. Die Schüler können so selbst prüfen, ob sie die Aufgabe richtig gelöst haben.

Schließlich ist auch Kreativität gefragt. Die Schüler nehmen Erklär-Videos mit eigenem frei gesprochenem Text auf. Mit Hilfe einiger Requisiten leiten sie dann über zur Aufgabe und schließlich auch zur Lösung. Spaß sollen die Kinder dabei haben und die verschiedenen Methoden individuell ausprobieren. "Es geht auch darum, die Kinder kompetent zu machen, dass sie mit diesen digitalen Medien auch umgehen können. Dass sie sie nutzen, weil sie auch in der digitalen Welt der Kinder schon längst vorkommen. Aber sie sollen auch in der Lage sein, mit ihnen kritisch und zugleich kreativ konstruktiv umzugehen," sagt Schulleiterin Schack. Die meisten Eltern stehen hinter diesem Konzept, so Schack.

Generation Alpha schon als Baby "digital unterwegs"

All das können die Kinder, weil sie zur so genannten "Generation α" gehören: Sie wurden der Definition nach zwischen 2012 und 2017 geboren, benutzen häufig schon seit dem Baby- und Kleinkindalter ein Smartphone und haben Eltern, die selbst schon in der digitalen Welt zu Hause sind.

Kinder in dem Alter können das, sagt auch Olaf Köller, Professor für Erziehungswissenschaft und pädagogische Psychologie an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Die Kinder müssten das auch lernen. "Denn die Kompetenz zur Anwendung digitaler Medien wird in den weiterführenden Schulen vorausgesetzt", sagt er. Lesen und Schreiben lernen sollten die Kinder zunächst analog und dann mit und in digitalen Prozessen. Wichtig sei dabei eine didaktisch kluge Wahl des Mittels, passend zum Alter, so Köller weiter. "Digitales Lernen sowie die Verwendung digitaler Geräte und Medien im Deutsch- und Sachunterricht der Grundschule ist in den Lehrplänen sogar explizit vorgesehen, teilweise sogar schon in den Bildungsplänen der Kitas - ein 'zu früh' gibt es dort grundsätzlich nicht", meint Professor Köller.

Für Schule des Jahres nominiert

Wegen des digitalen Konzeptes und der Methoden ist die Grundschule in Oelixdorf zur Schule des Jahres nominiert. An dem Landes-Wettbewerb nehmen insgesamt zwölf Schulen Teil. Die ersten drei Schulen bekommen Preisgelder in Höhe von 12.000, 8.000 und 6.000 Euro. Außerdem gibt es einen Sonderpreis mit einem Preisgeld in Höhe von 6.000 Euro. Eine Entscheidung soll im März fallen.

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Ein Schüler lernt zuhause vor einem Laptop. © picture alliance/HMB Media/Oliver Mueller Foto: Oliver Mueller

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Dieses Thema im Programm:

Schleswig-Holstein Magazin | 14.03.2022 | 19:30 Uhr

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