Boom im Handwerk in Schleswig-Holstein
Wer in diesen Tagen das Bad sanieren oder neue Fenster einbauen lassen will, braucht Geduld. Denn einen Handwerkertermin in Schleswig-Holstein zu bekommen, kann eine Weile dauern. Bis zu fünf Monate Wartezeit sind möglich.
Laut Handwerkskammer Schleswig-Holstein geben etwa 80 Prozent der Betriebe im Land in einer aktuellen Umfrage an, dass ihre Geschäftslage gut sei. Aber der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Lübeck, Andreas Katschke sagt: "Die Konjunktur ist zweigeteilt. Viele Handwerksbetriebe, wie zum Beispiel Frisöre, dürfen wegen der Corona-Pandemie schon seit Wochen nicht mehr arbeiten. Denen geht es nicht so gut."
Im Notfall kommen Handwerker schneller
Doch vor allem die Baubranche scheint von der Pandemie zu profitieren. "Das ist der Situation geschuldet, dass Corona viele Menschen dazu gebracht hat, in ihren Eigenheimen zu arbeiten und dort lange aufgeschobene Investitionen zu erledigen", meint der Hauptgeschäftsführer des Baugewerbeverbandes Schleswig-Holstein, Georg Schareck. In der Folge müssen Kunden lange auf Handwerker warten. "Im Notfall sind die Betriebe aber auch kurzfristig da", ergänzt Schareck.
Kunden wollen oft mehr Komfort
Handelskammer-Hauptgeschäftsführer Andreas Katschke beobachtet die große Nachfrage in der Baubranche schon länger. "Das liegt zum einen am Wunsch der Menschen, ihr Eigenheim komfortabler zu gestalten und für mehr Sicherheit zu sorgen." Außerdem wollen Eigenheimbesitzer ihre Gebäude laut Katschke energetisch auf den aktuellen Stand bringen, um Geld zu sparen. Zum Beispiel mit einer neuen modernen Heizungsanlage. Ein weiterer Punkt ist laut Katschke die aktuelle Zinssituation. "Wer es zu Hause schön haben will, kann sich günstig Geld leihen, um zu investieren. Und wer Geld hat, investiert es eben ins Haus, weil es auf der Bank keine Zinsen gibt."
Baustoffe werden teurer - Preise steigen
Wer einen Handwerker beauftragt, muss dafür jedes Jahr mehr Geld bezahlen. Allerdings liegt das laut Baugewerbeverband weniger an einer größeren Marge für die Betriebe. Zwar sind auch sie laut Verband etwas größer geworden, aber vor allem die Baustoffmaterialien werden jedes Jahr teurer. Das bestätigt Katschke. "Das ist eine verlässliche Entwicklung, die sich bemerkbar macht." Aber auch die Handwerksbetriebe selbst müssen nach seinen Angaben mehr erwirtschaften. "Auch die Löhne für die Mitarbeiter steigen."
