Missbrauchsstudie: Priester darf keine Gottesdienste feiern

Stand: 06.10.2022 20:49 Uhr

Nach dem Bericht über sexuellen Missbrauch hat das Bistum Osnabrück erste Konsequenzen gezogen. Ein pensionierter Priester darf keine öffentlichen Gottesdienste mehr feiern.

Der Mann soll ab Mitte der 1980er-Jahre eine Jugendliche mehrfach missbraucht haben. Er selbst und das Bistum hatten dies bis in die jüngste Zeit als Liebesbeziehung tituliert. Der Fall, der seit Mitte der 1990er-Jahre aktenkundig ist, sei durch den am 20. September veröffentlichten Zwischenbericht der Universität Osnabrück zu Missbrauchsfällen im Bistum einer breiten Öffentlichkeit bekannt geworden, teilte die Pressestelle am Donnerstag mit. Dadurch habe sich die Identität des Beschuldigten, eines pensionierten Priesters in Ostercappeln bei Osnabrück, herleiten lassen.

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Bode entbindet Priester von Aufgaben

"Das Bistum Osnabrück hat daher weitere Maßnahmen ergriffen, die das öffentliche Interesse ebenso berücksichtigen wie die Rechte der betroffenen Person und des Beschuldigten", hieß es. Die Pfarreigremien seien darüber informiert worden, zudem habe am Mittwochabend eine Gemeindeversammlung stattgefunden. Bischof Franz-Josef Bode, der seit 1995 das Bistum leitet, hat den Priester den Angaben zufolge bis auf Weiteres angewiesen, keine öffentlichen Gottesdienste zu feiern oder andere Aufgaben zu übernehmen.

Jugendliche wurde jahrelang missbraucht

Laut dem Bericht der Universität Osnabrück hat sich der Beschuldigte der damals zwölf Jahre alten Betroffenen zunächst wiederholt mit sexueller Absicht genähert. Ab einem Alter von 14 Jahren sei es bei Treffen im privaten und kirchlichen Umfeld bis kurz nach der Volljährigkeit immer wieder zu Berührungen der Geschlechtsorgane gekommen. Die Betroffene habe Mitte der 1990er-Jahre den Kontakt zu dem Mann abgebrochen. Kurz danach habe sie sich erstmals an das Bistum gewandt. Sie habe darauf aufmerksam gemacht, dass es wahrscheinlich weitere Opfer gebe.

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Bischof soll Pflichtverletzungen begangen haben

In den kommenden Tagen sollen weitere Gesprächsformate folgen, in denen sich Bistumsvertretende den Fragen von Gemeindemitgliedern stellen. Zudem bittet das Bistum weitere Betroffene, sich bei den unabhängigen Ansprechpersonen zu melden. Laut der Untersuchung der Universität reagierten Verantwortliche im Bistum Osnabrück jahrzehntelang nicht pflichtgemäß auf Hinweise zu sexuellem Missbrauch. Projektleiter Hans Schulte-Nölke wirft auch Bischof Bode Pflichtverletzungen "im niedrigen einstelligen Bereich" vor.

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Dieses Thema im Programm:

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