Göttingen: Quarantäne-Brechern drohen Sanktionen

Langenhagen, Leer, Winsen und jetzt Göttingen: der vierte Massenausbruch des Coronavirus in Niedersachsen. "Ich glaube, das ist Zufall. Wir haben uns die Frage auch gestellt. Und ich glaube nicht, dass man aus vier Vorgängen eine niedersächsische Besonderheit herleiten kann", sagte die stellvertretende Leiterin des Corona-Krisenstabs, Claudia Schröder, am Dienstag bei der Landespressekonferenz in Hannover. In Bezug auf mögliche Quarantäne-Brecher kündigte sie harte Sanktionen an - sogar eine Einweisung drohe. Wer sich nicht an Quarantäne-Auflagen halte, begehe eine Straftat und könne vom Gericht in eine geschlossene Einrichtung überstellt werden, sagte Schröder.
Gesundheitsamt und Polizei bei Test-Verweigerern
Weil Dutzende mögliche Betroffene in Göttingen über das Pfingstwochenende zunächst nicht freiwillig zu Tests erschienen seien, sei das Gesundheitsamt mit Unterstützung der Polizei bei den Menschen vorstellig geworden. "Das läuft jetzt auch", meinte Schröder. Der Landkreis sei "robust" auf die Betroffenen zugegangen. Nach mehreren privaten Familienfeiern waren in Göttingen 68 Menschen positiv auf das Coronavirus getestet worden. Über das Pfingstwochenende seien 166 Menschen getestet worden, sagte Schröder. Es seien mehr als 300 Kontaktpersonen über den Großraum Göttingen hinaus auch in Thüringen und Nordrhein-Westfalen ermittelt worden.
Kein Generalverdacht
Bei vielen der Infizierten soll es sich um Mitglieder von Großfamilien handeln. Im Hinblick darauf erteilte Schröder einem Generalverdacht aber eine klare Absage. "Das wäre falsch. Es gibt einige wenige, die sich nicht an Regeln halten - es ist nicht die ganze Gruppe, die sich falsch verhält", sagte sie. Durch die starke Ausbreitung sind auch 13 Schulen in Niedersachsen indirekt betroffen, weil Kinder und Jugendliche aus dem Umfeld des Göttinger Ausbruchsgeschehens stammen. Das Gesundheitsamt habe präventive Maßnahmen verfügt, so Schröder. Sollte es zu einem positiven Fall kommen, dann würden Schüler und Lehrkräfte unter Quarantäne gestellt.
"Beschränkungen weiter ernst nehmen"
Der Fall zeige, "die Kontaktbeschränkungen sind weiterhin ernst zunehmen", sagte Schröder. Neben Göttingen kam es auch in einer Flüchtlingsunterkunft im Landkreis Gifhorn zu acht Infektionen. Der Landkreis hat laut Schröder Vorkehrungen getroffen, damit das Virus sich nicht weiter ausbreitet.
Aktuell 12.069 Erkrankte im Land
Die Zahl der am Coronavirus infizierten Menschen in Niedersachsen ist auf aktuell 12.069 gestiegen. Das seien 48 Personen mehr als am Montag, sagte Schröder. Genesen seien insgesamt 10.426, 599 Menschen seien verstorben. Derzeit befinden sich noch 360 Personen in Krankenhäusern, 71 davon auf der Intensivstation, 36 würden beatmet, so Schröder weiter.
Weitere Lockerungen ab 8. Juni?
Vor dem Pfingstwochenende hatte Schröder angekündigt, dass weitere Einschränkungen voraussichtlich ab dem 8. Juni gelockert werden. Die entsprechende Verordnung wird an diesem Freitag veröffentlicht. Damit könnte die vierte Stufe des niedersächsischen Fünf-Stufen-Plans in Kraft treten.
